John von Düffel beim Erlanger Poetenfest

25.8.2014, 10:01 Uhr
John von Düffel kommt zum Poetenfest.

© dpa John von Düffel kommt zum Poetenfest.

Dieser Mann kann schreiben. Zweifellos. John von Düffels "Was­sererzählungen" wirken aber leider mitunter so, als ob der Schriftsteller und Dramaturg (seit 2009 arbeitet er am Deutschen Theater Berlin) mit Hilfe sei­ner elf Geschichten dem Leser sein litera­risches Geschick besonders eindrucks­voll beweisen möch­te. So verströmen die rund 250 Seiten manchmal doch etwas Lehrbuchhaf­tes.

"Vom Wasser" war der Titel seines Debüt-Romans, mit dem er Ende der 90er Jahre (unter anderen beim Ingeborg-Bach­mann- Wettbewerb in Klagenfurt) für Aufsehen sorgte. Ein Lebensthe­ma für den passionierten Schwim­mer, der einmal festhielt: "Wir keh­ren immer wieder zum Wasser zurück - ist der erste Satz, den ich in Prosa ge­schrieben habe." Zumindest der Einstieg in die "Wassererzäh­lungen" ist fulmi­nant.

Eintauchen ins eisige Nass

In "Ost­see" beschreibt ein Ich-Erzähler sein Eintauchen ins eisige Nass an einem Wintertag. Den Kraulschwim­mer umschließt die Kälte. Ein alter Mann am Ufer dient als Orientie­rungspunkt, der nach einigen Minu­ten immer wichtiger wird. "Was über Wasser geschieht, ist wie ent­rückt: flüchtige, dahintreibende Bil­der beim Schulterblick, Momentauf­nahmen, Schnappschüsse, die vom Kampf mit der Kälte nichts wissen und die ich mir zusammenreime, zusammenträume zu einer Welt ohne Bedeutung."

Eine tiefere Bedeutung hat von Düffel im Gegen­satz zu seinem Ostsee-Schwimmer stets im Blick. Davon zeugt seine Vorliebe fürs poin­tenhafte Finale der Erzählungen. In Dialog-Form kommt „Die Vor­schwimmerin“ da­her. Eigentlich eine faszinierende Bege­benheit: Ein reicher Stararchitekt sucht eine neue Dame, die unbekleidet im Pool seines Panorama­ Bungalows ihre Bah­nen ziehen soll. Das Gespräch zwischen der „Vorschwimme­rin“ und ihrer poten­ziellen Nachfolgerin nervt aber leider schon nach drei Seiten.

Die Beschreibung der Schiffsreise nach Island, die ein Mann mit seiner von ihm getrennt lebenden Tochter in „Das permanente Wanken und Schwanken von eigentlich allem“ unternimmt, kommt ebenfalls eher geschwätzig daher. Die an die Ex-Frau gewandten Berichte sind regelmäßig mit Reiseprospekt-Lyrik bestückt. Könnte ein literari­scher Kunstgriff sein, wirkt aber lei­der nicht anregend. Dennoch haben die „Wassererzählungen“ auch ihre starken Seiten. Immer dann, wenn von Düffel die Menschen genau beobachtet und ihre Gedanken und Gefühle beschreibt.

Keine Kommentare