Kamerawagen fotografiert jede Straße in Erlangen und Fürth

17.9.2014, 06:00 Uhr
Kamerawagen fotografiert jede Straße in Erlangen und Fürth

© Cyclomedia

Die Aufnahmen werden zunächst aus eigener Initiative des Unternehmens erstellt, „erfolgen also nicht im Auftrag der Stadt Erlangen“, betonen die jeweiligen Stadtverwaltungen. „Die dadurch erhobenen Daten sollen jedoch beiden Kommunen angeboten werden“, bestätigte ein Sprecher von Cyclomedia auf Nachfrage.

"Die Entscheidung, die Städte Erlangen und Fürth zu befahren, wurde getroffen, weil Cyclomedia daran interessiert ist, Städte, Firmen oder Versorgungsunternehmen in der Region als Kunden zu gewinnen." Mit der dazugehörigen Software namens Globespotter könnten die Kunden dann beispielsweise Vermessungen mit den bestehenden Daten abgleichen, Bauvorhaben anhand der Fotos planen oder Verkehrsschilder ohne Mehraufwand inventarisieren.

In den entstehenden 360 Grad-Panoramabildern werden Kfz-Kennzeichen und Gesichter von Personen automatisch unkenntlich gemacht, versichert das Unternehmen. Um Gebäude zu verpixeln, müssen die Bürger jedoch Widerspruch einlegen.

Über die Internetseite des Geodatendienstekodex', dem sich das Unternehmen verpflichtet, kann ein Widerspruchsformular heruntergeladen werden. Bürger, die keinen Internetzugang haben, können sich über die kostenlose Telefonnummer 0800/7 23 79 53 informieren und sich bei Bedarf ein schriftliches Widerspruchsformular zuschicken lassen.

Wenig Widersprüche in anderen Städten

Bereits in anderen bayerischen Kleinstädten wie Lindau, Neu-Ulm und Kempten war Cyclomedia unterwegs, um mit den Spezialkameras Rundum-Ansichten der Straßen zu erstellen. Nach Angaben von Cyclomedia hielt sich dort jedoch die Zahl der Widersprüche in Grenzen. „In Konstanz in Baden-Württemberg legten lediglich zwölf Bürger Widerspruch ein“, sagt ein Unternehmenssprecher.

Cyclomedia betont, sich an den Datenschutzkodex zu halten und Persönlichkeitsrechte einzuhalten. Auf Nachfrage hält sich das Unternehmen jedoch bedeckt, an welche Firmen die Aufnahmen weitervermittelt werden. Auf seiner Internetseite schreibt Cyclomedia, dass unter anderem Bundes-, Landes- und Kreisbehörden, Bezirkswasserverbände, Polizei, Immobilienmakler, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen die Aufnahmen verwenden.

Der Kartierungsdienst Cyclomedia gehört der Vereinigung Datenschutzkodex für Geodatendienste an. Die Mitglieder des Vereins, darunter auch die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, die Nokia-Tochtergesellschaft Here, Google und Microsoft, verpflichten sich, den in Deutschland geltenden Datenschutz einzuhalten. Dabei sollen die im Internet bereitgestellten Daten das Informationsinteresse der Bevölkerung befriedigen, gleichzeitig jedoch die Persönlichkeitsrechte der dort abgebildeten Menschen erfüllen.

Nürnberg, Fürth und Erlangen wurden in der Vergangenheit bereits mehrmals von verschiedenen Internetdiensten abfotografiert. 2010 ging mit Google Street View der erste Dienst dieser Art online. Damals gab es bundesweit rund 250.000 Widersprüche gegen die Veröffentlichung von einzelnen Gebäuden.

Nur ein Jahr später schickte Microsoft für seinen Kartendienst Bing Streetside Kamera-Autos auf die Straßen in Nürnberg, Fürth und Erlangen.

Cyclomedia ist für seine 360-Grad-Panorama-Aufnahmen vor allem in kleineren Städten unterwegs. Die Kartierung von Nürnberg ist nach eigenen Angaben zunächst nicht geplant. Das Unternehmen "bietet aktuell selbst keinen öffentlichen Abrufdienst an" und versteht sich als Daten-Dienstleister für Kommunen, Behörden und Privatunternehmen.

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