Kaminkehrer bringen das nötige Glück

31.12.2019, 11:00 Uhr
Kaminkehrer bringen das nötige Glück

© Klaus-Dieter Schreiter

"Dass man als Glücksbringer angesehen wird merkt man im Alltag natürlich häufig", strahlt Malaika Trebisch. Die 19-jährige Alterlangerin ist bereits im dritten Lehrjahr und hat im Sommer ihre Gesellenprüfung.

Sie sei schon immer fasziniert gewesen, wenn der Schornsteinfeger zu ihnen nach Hause gekommen ist, erzählt sie. Ihr Berufspraktikum im Rahmen der Schule hat sie dann bei einem Schornsteinfeger gemacht, und sofort hatte das Schornsteinfegerleben sie fasziniert.

"Es ist so toll, dass die Tradition dieses Berufes so groß ist, und der Kundenkontakt liegt mir ohnehin", erzählt Malaika begeistert. Darum lernt sie diesen Beruf nun bei Schornsteinfegermeister Bernd Brehm, dessen Bezirk das südliche Erlanger Stadtzentrum ist. Der nennt seine Auszubildende nur liebevoll "Azubine", aber ihren Job muss sie trotzdem schon machen wie ein "richtiger" Schornsteinfeger.

Natürlich gehört auch das Fegen eines Schlotes auf einem Dach dazu, bei dem dann auch schon mal etwas Ruß an der Kleidung oder im Gesicht hängen bleibt. Das aber mache zumindest in seinem Bezirk nur noch etwa 30 Prozent der Arbeit aus, sagt Brehm.

Brehm, der im Übrigen auch ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt aktiv ist und von der Leitstelle Nürnberg immer auch dann gerufen wird, wenn ein Schornstein brennt oder eben zu stark raucht. "Die Feuerstätten nehmen aber ab, und die Fernwärme zu", weiß er. Damit aber werden die Schornsteinfeger nicht arbeitslos. An den Heizungen müssen diverse Werte nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) gemessen werden, um zu kontrollieren, ob die Heizung auch sicher und effektiv läuft. Die Beratungstätigkeit bei Neuanschaffungen von Heizanlagen nimmt ebenfalls einen großen Raum ein, und bei energetischen Ertüchtigungen ist der Rat des Schornsteinfegers ebenfalls gefragt. Nicht zuletzt gibt der Schornsteinfeger Beratung bei der Finanzierung von Sanierungsmaßnahmen.

Bernd Brehm stöhnt, wenn er drüber nachdenkt, wie sich die Tätigkeiten und die Vorschriften verändert haben, seit er 1989 seinen Meister gemacht hat. Und er beneidet seine Azubine nicht, die all das Wissen pauken muss, dass er sich im Laufe der letzten 30 Jahre angeeignet hat. "Die Gesellenprüfung ist umfassend und richtig schwer", resümiert er, während Malaika eine steile Leiter hinauf klettert, um hoch droben über der Stadt einen Schlot sauber zu kehren. Der Besen hängt dabei auf ihrer Schulter, so wie man es von den Schornsteinfegern seit ewigen Zeiten kennt.

Nachdem sie die schwere Stahlkugel mit dem Drahtgeflecht daran mehrmals den Kamin rauf und runter gezogen hat, bleibt Malaika noch einen Augenblick stehen und lässt den Blick schweifen über die Dächer Erlangens. Es ist eine wunderschöne Aussicht hinüber zum Burgberg, gen Süden nach Nürnberg, oder nach Westen, wo man Windräder sich drehen sieht, die sonst kaum jemand wahrnimmt. Da versteht man, warum Malaika Trebisch und Bernd Brehm ihren Beruf so sehr lieben.

Dass Schornsteinfeger als Glückssymbol wahrgenommen werden, hat eine lange Tradition. Schon im Mittelalter boten sie als wandernde Handwerksgesellen ihre Dienstleistung an. Der historische Ursprung des Schornsteinfegerhandwerks liegt vermutlich im nördlichen Italien. Weil Schornsteinfeger Rußablagerungen aus den Schornsteinen entfernten und so dafür sorgten, dass geheizt und gekocht werden konnte und gleichzeitig die Brandgefahr verringert wurde, waren sie stets hoch angesehen. Denn ein Schornsteinbrand konnte damals schnell einen Hof oder sogar ein ganzes Stadtviertel in Schutt und Asche legen.

Der Schornsteinfeger brachte also Sicherheit und damit Glück ins Haus. Mit seiner dunklen Kleidung und dem rußgeschwärzten Gesicht wirkte der der schwarze Mann gleichzeitig ein wenig unheimlich, weshalb man ihm nachsagte, er könne böse Geister und sogar den Teufel vertreiben. Solche abergläubischen Geschichten trugen mit dazu bei, dass der Schornsteinfeger als Glücksbringer angesehen wurde.

Und wie ist es mit dem Glück bei Bernd Brehm und seiner Azubine? "Die richtigen Lottozahlen kann ich nicht vorhersagen, und meine Quote beim Glückbringen ist erschreckend", lacht Meister Brehm, und nimmt würdevoll seinen Zylinder ab, den er tragen darf, weil er eben Meister ist. Malaika hingegen trägt eigentlich eine Lederkappe, bevorzugt aber eine Wollmütze. Denn es ist oft ganz schön zugig auf den Erlanger Dächern.

Wenn sie schwarz gekleidet, den Kehrbesen auf dem Rücken, mit wehenden, blonden Haaren auf dem Fahrrad durch die Straßen fährt, wird sie stets freundlich angelächelt. Hin und wieder will auch schon mal jemand die goldenen Knöpfe an ihrer schwarzen Kluft anfassen. "Ja, man bekommt schon mit, dass man Glücksbringer ist", strahlt Malaika. Sie selbst sieht es als größtes Glück an, dass sie diesen schönen Beruf ausüben darf. Und wenn sie ihre Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt hat, dann wird es nicht schwer sein, einen Arbeitsplatz zu finden. Denn Schornsteinfeger sind gefragt, nicht nur als Glücksbringer.

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