Wer übernimmt die Kosten?

Kein Brand und doch: Feuerwehr drei Mal gerufen

24.6.2021, 18:30 Uhr
Die Feuerwehr rückte am 20. Juni 2021 mit schwerem Atemschutz zum Einsatz in der Erlanger Innenstadt an, doch es war glücklicherweise nur ein Fehlalarm. 

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Die Feuerwehr rückte am 20. Juni 2021 mit schwerem Atemschutz zum Einsatz in der Erlanger Innenstadt an, doch es war glücklicherweise nur ein Fehlalarm. 

Drei Mal musste die Erlanger Feuerwehr am vergangenen Sonntag (20. Juni 2021) in der Mittagszeit zu einem Brandmelder-Alarm in einem Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Hugenottenplatz/Einhornstraße ausrücken. Das ist ungewöhnlich, und hat die Menschen, die in der Innenstadt unterwegs waren, ziemlich erschreckt und verwundert.

An die 300 Objekte, in denen eine Brandmeldeanlage baurechtlich vorgeschrieben ist, gibt es laut Stadtbrandrat Friedhelm Weidinger in der Stadt. Auf diese Anlagen sind viele tausend einzelne Melder aufgeschaltet.

Ein solch technisches Gerät kann neben der Erkennung eines Feuers auch schon mal einen Fehlalarm auslösen. Löst die Brandmeldeanlage aus, läuft der Alarm bei der Integrierten Leitstelle in Nürnberg auf. Die schickt dann den gesamten Löschzug mit vier Einsatzfahrzeugen sowie Blaulicht und Martinshorn zu dem Objekt, denn man geht immer von einem Brandereignis aus. Gleichzeitig wird ein zuständiger Ansprechpartner verständigt.

Der Einsatzleiter der Feuerwehr hat entsprechende Unterlagen, weiß, wo die Brandmeldezentrale in dem jeweiligen Gebäude sich befindet, und kann dort auch den Melder, der den Alarm ausgelöst hat, genau identifizieren. Die Feuerwehr kann die Brandmeldeanlage zwar zurückstellen und hat das im Fall am Hugenottenplatz auch getan. Sie darf jedoch nicht weiter in die Anlage eingreifen, und vor allem zum Beispiel bei einem Fehlalarm durch technischen Defekt keine Meldergruppe aus dem System heraus nehmen.

Das wäre gefährlich, weil dann ein reales Feuer nicht erkannt werden würde. Darum muss der Betreiber zur Einsatzstelle kommen und einen Fachmann damit beauftragen, die Anlage in Ordnung zu bringen. Das hätte für das Gebäude am Hugenottenplatz nicht anders laufen müssen. Anders war indes, dass unter den drei Telefonnummern, die bei der Leitstelle hinterlegt sind, niemand erreichbar war, und sich auch sonst niemand zuständig fühlte.

Mit Blaulicht und Martinshorn

Das Ergebnis ist bekannt. In voller Ausrüstung mit Blaulicht und Martinshorn düste der Löschzug durch die Innenstadt zur Einsatzstelle, die Männer und Frauen in den Einsatzfahrzeugen rüsteten sich noch während der Anfahrt mit schwerem Atemschutz aus und bereiteten sich auf den vermeintlichen Brandeinsatz vor. Die Anspannung ist dann groß, und der Adrenalinspiegel steigt dabei natürlich an.
Dass es am Sonntag jedes Mal nur ein Fehlalarm war, erleichtert einerseits zwar, andererseits aber bindet es die Kräfte und die Fahrzeuge, die dann nicht zu einem eventuell gleichzeitig echten Einsatz fahren können.

Und so ganz billig ist eine solche Fehlfahrt auch nicht. Laut Stadtbrandrat Friedhelm Weidinger kostet gemäß der Gebührensatzung jede Viertelstunde, die der Löschzug bei einem Fehlalarm durch technischen Defekt eines Melders unterwegs ist, gut 300 Euro. Da die Anfahrt zum Hugenottenplatz kurz ist und der Einsatz nur jeweils eine Viertel- bis Halbestunde dauerte, hat jede der drei Fehlfahrten also ungefähr 300 bis 600 Euro gekostet.

Diese Kosten müssen vom Eigentümer getragen werden. Man hätte sie sich zumindest in Teilen sparen können, wenn jemand erreichbar gewesen wäre. "Bei anderen Objekten klappt das tatsächlich besser", bestätigt Weidinger. Warum es beim Eigentümer des Hauses am Hugenottenplatz nicht geklappt hat, weiß er nicht.

Immobilienagentur: "Wir sind umgezogen"

Bei der zuständigen Immobilienagentur erklärt man den Vorfall so: "Wir sind umgezogen, die Briefe gingen an die Stadt und an die Feuerwehr heraus mit unseren neuen Telefonnummern und auch an die Leitstelle in Nürnberg und an Siemens", sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage. Die Telefonnummern seien jetzt andere, die Anschrift anders und, wie die Beschäftigte sagt, "dummerweise auch die Handynummer des Hausmeisters."

Dennoch sei jemand der Agentur vor Ort gewesen, beteuert die Mitarbeiterin. "Ein Monteur der Firma Siemens war am 20. Juni dort und hat den Fehler behoben", sagt sie. Die Firma Siemens sei für die Wartung der Brandmeldeanlage zuständig.

Am Donnerstag sei eine E-Mail an Siemens herausgegangen, versichert die Mitarbeiterin, die Briefe an die zuständigen Behörden seien hingegen schon länger verschickt worden. "Wir haben Notrufnummern abgegeben, aber es war Wochenende, im Büro ist da natürlich auch keiner da." Warum sich die Feuerwehr nicht mit Siemens kurzschließt, wisse sie nicht, sagt die Beschäftigte, "wer da wen benachrichtigt, da bin ich auch überfragt." Der Umzug selbst war übrigens nach Angaben der Mitarbeiterin bereits im März.

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