Bildungsprojekt in Erlangen

Kinder ackern am Emmy-Noether-Gymnasium an der frischen Luft

22.7.2021, 12:30 Uhr
Fünftklässler am Emmy-Noether-Gymnasium bestellen bei der "GemüseAckerdemie" einen Acker auf dem Schulgelände. Zum Schutz vor Vögeln und Hasen hängen sie selbst Gebasteltes zwischen die Beete.

© Harald Sippel, NN Fünftklässler am Emmy-Noether-Gymnasium bestellen bei der "GemüseAckerdemie" einen Acker auf dem Schulgelände. Zum Schutz vor Vögeln und Hasen hängen sie selbst Gebasteltes zwischen die Beete.

Eine Möhre von einer Zucchini unterscheiden? Das ist leicht. Doch die Kinder der Klasse 5d des Emmy-Noether-Gymnasiums wissen nicht nur das, sondern auch, wie die dazugehörigen Pflanzen ausschauen. Schließlich sind sie ja selbst die Gärtner.

Die Klasse hat im Süden des Schulgeländes ihren eigenen Acker. An der gleichen Stelle war vor ein paar Monaten noch eine Rasenfläche. "Der Opa eines Schülers kam mit dem Traktor und hat den Acker gepflügt", freut sich Lehrerin Katrin Lehr. Danach ging die Arbeit für die Schülerinnen und Schüler los.

Reflektiertes Konsumverhalten

Im Rahmen des Bildungsprogramms "GemüseAckerdemie" haben sie geharkt, gesät und bei Trockenheit gegossen. Jetzt wissen sie genau, wo Lebensmittel herkommen und wie sie wachsen.

Dem in Potsdam ansässigen gemeinnützigen Verein Ackerdemie e.V., der hinter dem Bildungsprojekt steckt, ist daran gelegen, "eine Generation junger Konsumentinnen und Konsumenten auszubilden, die sich durch ein grundlegendes Verständnis der Lebensmittelproduktion und ein reflektiertes und nachhaltiges Konsumverhalten auszeichnet". An rund 860 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird das 2012 konzipierte Programm mittlerweile umgesetzt. In Bayern wird es von der AOK gefördert.

"In der Mathestunde beim Acker"

Auf jeden Fall gehören die Schülerinnen und Schüler der 5d am Emmy-Noether-Gymnasium jetzt nicht mehr zu der zunehmenden Zahl von Kindern und Jugendlichen, die keine Ahnung davon haben, wie das, was auf den Tisch kommt, eigentlich produziert wird.

Im Gegenteil, als Lehrerin Katrin Lehr kürzlich im Mathematikunterricht den Dreisatz anhand des Wachstums einer Möhre durchnehmen wollte, gaben Schüler zu bedenken, dass das ja vom Boden abhängt und von den Nährstoffen im Boden. "Plötzlich waren wir mitten in der Mathestunde wieder beim Acker", schmunzelt die Pädagogin.

Nachhaltig agieren

Mit Pferdemist oder gar Kunstdünger wird der Schulacker jedenfalls nicht bestellt.

Das sei wie ein Turbo, lauge aber langfristig den Boden aus, weiß die Klasse. "Wir versuchen, die Fruchtbarkeit ohne Pferdemist und andere Tricks zu erhalten", so Lehr. Etwa, indem Blätter mitsamt ihren Nährstoffen wieder der Erde zurückgeführt werden. Es geht um nachhaltiges Handeln.

Im Rahmen einer Präsentation haben die Schülerinnen und Schüler jetzt nicht nur ihr neu erworbenes Wissen präsentiert, sondern auch gleich selbst gebastelte Gebilde aus unterschiedlichen Materialien an und zwischen den Beeten aufgehängt. Denn Hasen und Vögel, auch das haben sie inzwischen erfahren, haben durchaus Interesse daran, an ihren Pflanzen zu knabbern oder zu picken.

Die Ernte aber wollen die Kinder am Ende selbst einholen, egal ob Möhre oder Zucchini.

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