Klavierquartette mit Transparenz und Klangästhetik

24.1.2020, 19:16 Uhr

 Das Klavierquartett von Daishin Kashimoto (Violine), Amihai Grosz (Viola), Claudio Bohorquez (Violoncello) und Eric le Sage (Klavier) überzeugte mit drei großartigen Werken dieses Genres.

Kantable Themen

Apollinisch klar und mit großer Geschmeidigkeit in den kantablen Themen eröffnen die vier fabelhaf-ten, jungen Musiker Wolfgang Amadeus Mozarts zweites Klavierquartett (KV 493). Alle vier Musiker haben herausragende künstlerische Lebensläufe, teils mit führenden Positionen bei den Berliner Philharmonikern und internationale Erfolge.

Mit solchermaßen gestählten Profis wird der Kosmos von klassischer Transparenz, tadelloser Intonation und Klangästhetik vollendet, ja verblüffend spielfreudig und stilsicher interpretiert; lediglich die blitzeschnellen Läufe im Klavierpart verwischen im Eingangs- und Finalsatz leicht.

Voller Leichtigkeit

Leidenschaftlich stürzt sich die Quartett-Formation in das heraus-fordernde Klavierquartett c-Moll, op. 13 des jungen Richard Strauss. Es ist ein Schwelgen zwischen Brahms und der schon beim 20-Jährigen hörbaren eigenen Tonsprache des jungen Strauss.

Dies zeigt sich etwa im ersten Satz mit den harmonischen Abschweifungen des Klavierarpeggios zum rosenkavalierverdächtigen Melos der Streicher. Übermut und gewitzte Hatz im risikogewagten "Scherzo-Presto" bescheren – künstlerisch und technisch vollendet – abermals Strauss-Eigenheiten mit schalkhaftem musikalischen Humor voller Leichtigkeit. Innig einerseits, mit teils wagnerhafter Imposanz andererseits polarisiert das "Andante"; die Klangüppigkeit ist herrlich, bajuwarisch! Technisch und im Zusammenspiel heikel ist das Finale: Auch das klappt bei dem Quartett tadellos mit bravouröser Genauigkeit. Jubel und Bravorufe gibt es somit schon zur Pause.

Perfekte Abstimmung

Die Professionalität, die perfekte Abstimmung, die Klanglebendigkeit und Ausgewogenheit untereinander in künstlerischer Hinsicht machen das zweite Dvorak-Klavierquartett in Es-Dur zu einem weiteren, dem großen Höhepunkt dieses Konzerts. Ausbrüche, exaltierte Grandezza, Verve zwischen Dramatik und Süße in den parallelliegenden Streicherkantilenen entfachen ein kraftvolles Dvorak-Feuer, der Satzbezeichnung des "Allegro con fuoco" entsprechend. Wunderschön ist der Ton im rhapsodisch wechselreichen "Lento" mit den mächtigen Steigerungen. Geistreich ist das reizvoll polarisierende Scherzo-Allegro, charmant-exotisch im formalen und melodischen Habitus.

Forsche Brillanz

Mitreißend krönt das Finale mit forscher Brillanz am Ende dieses monumentale Klavierquartett. Dvorak schreibt über seinen Schaffensrausch: "Mein Kopf ist so voll." Die Ohren und die Herzen des Publikums sind es nach dieser Vollblut-Wiedergabe der fantastischen Werke und ihrer Interpreten auch!

Das "Andante" aus dem "Werther-Quartett" von Brahms ergänzt als perfekte, weil beruhigend, wehmütig schöne Zugabe die vorangegangene Fülle der musikalischen Vielfalt. Erfüllend!

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