Klimaliste in Erlangen will Langemarckplatz umbenennen

5.5.2021, 12:30 Uhr
Klimaliste in Erlangen will Langemarckplatz umbenennen

© Harald Sippel

Das Video auf Youtube beginnt wie ein Krimi: hektische Musik, nasser Asphalt bei Nacht, wackelnde Kameraaufnahmen, rennende Menschen. Dann wird es schnell harmloser, Menschen mit Filzstiften beschriften großformatiges Papier, Frauen und Männer mit FFP2-Masken hängen mit Kabelbindern diese an Laternenmasten. Darauf steht: "Platz der Klimagerechtigkeit."

Die Aktion der "Klimaliste Erlangen" ist im Internet betitelt mit "how activists turn a Nazi propaganda square into ,Climate Justice Square‘". Das Ziel: Der Langemarckplatz in Erlangen soll zukünftig "Platz der Klimagerechtigkeit" heißen. Dem Youtube-Clip hat die Klimaliste dann noch einen Stadtratsantrag in der realen Welt folgen lassen. "Hintergrund ist der Bezug des Namens zu einer der blutigsten Schlachten im ersten Weltkrieg, die später in der Propagandamaschinerie des Nationalsozialismus eine Rolle spielte. So bekam auch der Langemarckplatz 1937 seinen bis heute gültigen Namen."

Ehre nicht angebracht

"Es ist wichtig zu erkennen, dass es nicht darum geht, diese Geschichtsereignisse zu verdrängen. Im Gegenteil – darüber muss aufgeklärt werden. Eine Straße nach problematischen Persönlichkeiten oder Ereignissen zu benennen, stellt jedoch eine Ehrung dar und ordnet nicht in den entsprechenden Kontext ein. Zusätzliche Infotafeln könnten dem viel eher gerecht werden", findet Judith Thilmann von der Klimaliste Erlangen in einer Pressemeldung.

"Das Stadtbild ist nach wie vor geprägt von problematischen Persönlichkeiten und kriegsverherrlichenden Ereignissen. Andere Städte haben sich dieser Problematik bereits angenommen", sagt ihr Parteikollege und Stadtrat Sebastian Hornschild. Die Stadt Augsburg etwa hat die Umbenennung der Langemarckstraße bereits beschlossen.

Umbenennungen strebt nun auch die Klimaliste an – der Langemarckplatz soll den, wie die Partei findet, unproblematischen Anfang machen. Denn: Er hat nur neun Hausnummern, wovon zwei zu staatlichen Einrichtungen gehören. "Damit sind Aufwand und Kosten für die Umbenennung sehr gering", so die Klimaliste in der Pressemeldung.

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