Klimanotstand in Erlangen: "Kurz vor Zwölf"

6.3.2020, 15:00 Uhr
Klimanotstand in Erlangen:

© Harald Sippel

Die Diskussion brachte viele Gegensätze – aber auch Übereinstimmungen – zu Tage. Zum Beispiel beim Thema Verkehr: Fast alle Kandidaten sprachen sich für eine Reduzierung der ÖPNV-Ticketpreise und die Förderung des Radverkehrs aus.

Für den Ausbau von Solarenergie macht sich Jörg Volleth (CSU) stark. Klima sei in der Stadt Erlangen ohnehin schon immer Thema gewesen. Das würde sich auch nicht ändern, wenn er OB werden sollte. Anette Wirth-Hücking (FWG) will in ihrer Amtszeit die Bürger für den Klimaschutz mobilisieren: "Klimawende muss auch eine Bürgerwende sein", sagt sie.

Deutlich mahnende Worte fand dagegen Johannes Pöhlmann (Erlanger Linke): "Es ist kurz vor zwölf", warnte er. Er sollte nicht der einzige an diesem Abend gewesen sein, der jene Worte in seine Argumente verpackte. Pöhlmann fordert eine autofreie Innenstadt und ein Windrad auf dem Siemens-Campus.

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In den Augen von Susanne Lender-Cassens (Grüne) sei es wichtig, den Bürgern fachliche Hintergründe zum Thema Klimawandel einfacher näher zu bringen und Unternehmen, die nachhaltige Entwicklungen verfolgen, zu fördern. Unter Joachim Janosch (ÖDP) sollen alle Mandatsträger zum Thema Klimaschutz aufgeklärt werden und Fahrradparkhäuser entstehen.

Nach Sebastian Hornschilds (Klimaliste) Auffassung reichen die aktuellen Maßnahmen nicht ansatzweise aus. Die autofreie Innenstadt will er erweitern und 100 000 Bäume pflanzen.

Im deutlichen Kontrast dazu stand FDP-Kandidat Holger Schulze. Seiner Meinung nach ist der Klimawandel nur global zu lösen. Viele der geforderten Maßnahmen seien "blinder Aktionismus". Fassadenbegrünung und Autoverbote seien nicht der richtige Weg. Stattdessen sprach er sich für die Nutzung neuer Technologien aus.

Klimanotstand in Erlangen:

© Markus Maisel

Bei der Frage, um wie viel Prozent die Kandidaten den Individualverkehr bis 2026 einschränken wollen, gingen die Pläne weit auseinander: CSU-Mann Volleth will den Verkehr um zehn Prozent reduzieren. Gelingen soll dies mit großen Park & Ride-Anlagen. Er verteidigte seinen "pessimistischen" Ausblick damit, dass die Stadt in dieser Hinsicht bisher noch nicht viel unternommen habe. Eine Reduzierung von 85 bis 95 Prozent verfolgt dagegen Hornschild. Der Radverkehr soll so gestaltet werden, dass die Attraktivität, das Auto zu nutzen, abnimmt.

In den Augen von Oberbürgermeister Florian Janikist das zu optimistisch: Er rechnet bei einer weiteren Amtsperiode mit einer Reduzierung von 15 Prozent: "Man kann sich hier in der Diskussion gerne überbieten", sagt er, "aber wenn man daran denkt, wie lange wir ringen mussten, um einen 90 Meter langen Abschnitt in der Neuen Straße blau zu färben, um den Verkehr zu halbieren, dann sehe ich das etwas anders".

Die Ideen seiner Herausforderer fand der derzeitige Oberbürgermeister im Allgemeinen "schön und gut". Die Umsetzung sei allerdings nicht so einfach, wie es sich seine Kontrahenten vorstellen: "Für diese Entwicklungen bedarf es massiver Eingriffe in das Eigentum und Leben von Bürgern. Wenn wir diesen Weg gehen wollen, müssen wir demokratische Mehrheiten haben – und davon sind wir bisher weit entfernt".

Bei der Frage, bis wann die Stadt klimaneutral werden soll, konnten sich die Kandidaten zwischen 2025, 2030 und 2035 entscheiden. Sebastian Hornschild fordert Klimaneutralität im Jahr 2025. Das soll unter anderem mit einer Klimainvestition von 40 Millionen Euro gelingen. Die anderen Kandidaten entschieden sich für 2030 – auch wenn das in ihren Augen schon schwer zu erreichen ist.

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