Klimawandel macht krank: In Erlangen engagiert sich "Health for Future"-Gruppe

18.3.2021, 12:30 Uhr
Klimawandel macht krank: In Erlangen engagiert sich

© Harald Sippel

Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Gesundheit der Menschen? Gleich vorneweg: Es geht nicht nur darum, dass Kranke oder ältere Menschen bei Hitzeperioden im Sommer gesundheitliche Probleme bekommen bis hin zum Tod. "Die meisten Zusammenhänge sind nicht so superoffensichtlich", sagt Adrian Rödig. "Da gibt es Vieles, das man erst einmal nicht gleich im Kontext der Gesundheit sieht."

Der Medizinstudent engagiert sich bei der Erlanger Ortsgruppe von Health for Future, die sich im letzten Jahr gegründet hat und sich auch am Klimastreik am Freitag, 19. März, beteiligen wird. "Wir fühlen uns für unsere Patienten und für die Gesundheit der Gesellschaft verantwortlich", sagt Ursula Hahn. Die Ärztin ist Vorsitzende des Vereins Medizin und Gesundheit in Erlangen e.V. und hat sich, so wie auch die Studierenden der Gruppe, in den letzten Monaten immer mehr in die Materie eingearbeitet.

Welche Gefahren drohen für die Gesundheit?

Was kommt auf uns zu? Wie beeinträchtigt die Klimakrise schon heute unsere Gesundheit? Welche Gefahren drohen für die Zukunft? Und was davon ist für uns vor Ort relevant? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Erlanger Ortsgruppe und hat sich auch schon mit der "Health for Future"-Gruppe in Würzburg vernetzt, um sich in deren Webinaren zu informieren.

So präsentierte beispielsweise der Würzburger Klimatologe Prof. Heiko Paeth Daten, die zeigen, welche gravierenden Auswirkungen der Klimawandel auf die Region hat.

Experten betonen jedenfalls, dass Klimawandelprognosen auch hohe und potenziell katastrophale Risiken für die menschliche Gesundheit voraussagen. 2019 hat die Bundesärztekammer zusammen mit führenden akademischen Instituten die Aufmerksamkeit auf die Verbindungen zwischen Klimawandel und Gesundheit gelenkt und die dringende Notwendigkeit zu handeln herausgestellt. Im August 2019 wurde Health for Future als Bewegung und Aktionsplattform in Deutschland für Angehörige der Gesundheitsberufe gegründet, initiiert durch die Deutsche Allianz Klimawandel & Gesundheit e.V. – 55 Ortsgruppen gibt es mittlerweile, die jeweils individuell agieren.

Luftverschmutzung durchs Autofahren

Der Bereich "Transport und Mobilität" ist ein prägnantes Beispiel dafür – aber auch nur eines von vielen – , wie Klimakrise, Umweltverschmutzung, und menschliche Gesundheit miteinander verwoben sind. Denn die Fortbewegung hierzulande beruht überwiegend auf Transportmitteln, deren Energie aus fossilen Brennstoffen stammt.

Sie machen ein Viertel des CO2-Fußabdrucks der EU aus und stellen die Hauptursache für die urbane Luftverschmutzung dar, heißt es im "Lancet Countdown"-Report von Bundesärztekammer, Helmholtz Zentrum München und anderen Instituten.

Luftschadstoffe seien der wichtigste umweltbedingte Risikofaktor in Deutschland. "Sie wirken sich in allen Lebensphasen negativ auf die menschliche Gesundheit aus, angefangen vor der Geburt bis ins hohe Alter." Eine Reduktion der Luftschadstoffe "würde zu einem Rückgang von Atemwegs-, Herz-Kreislauf-, zerebrovaskulären und Tumorerkrankungen führen; fast alle Organe, Systeme und Prozesse des menschlichen Körpers würden davon profitieren", heißt es weiter.

Zu wenig körperlich aktiv

Wie komplex das Ganze gesehen werden muss, lässt sich weiter fortführen. Denn während das Auto der Deutschen liebstes Transportmittel ist, ist aus Expertensicht gleichzeitig das Ausmaß an körperlicher Aktivität unzureichend und begünstigt Krankheiten. Für Kommunen heißt dies:

Städtische Grünflächen sind wichtig, weil sie dazu beitragen können, körperliche Aktivität zu fördern. Sie können aber auch die Bildung von Hitzeinseln in der Stadt eindämmen. Die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel, von Fahrradfahren und Mobilität zu Fuß kommt letzten Endes der Gesundheit der Bewohner zugute.

Die Erlanger "Health for Future"-Gruppe will für künftige Vorträge, die einzelne Themen der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels beleuchten, Erlanger Professorinnen und Professoren gewinnen. Und sie hofft, dass sich bei ihnen noch viel mehr Menschen aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich engagieren. Kontakt können Interessierte bei der Kundgebung von Fridays for Future am 19. März oder per Mail an erlangen@healthforfuture.de aufnehmen.

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