Kommentar zur Oberbürgermeisterwahl von Erlangen

1.4.2020, 06:00 Uhr
Kommentar zur Oberbürgermeisterwahl von Erlangen

© Harald Sippel

Florian Janik ist mit einem blauen Auge davongekommen. Statt im ersten Wahlgang souverän durchzumarschieren, haben die Erlanger Wählerinnen und Wähler den OB nachsitzen lassen und ihm damit einen Schuss vor den Bug verpasst.Dass Janik in der Stichwahl dann doch die Nase vorn hat, ist also nicht unbedingt ausschließlich seiner Politik der vergangenen sechs Jahre zu verdanken.

Die Gründe für seine Wiederwahl lassen sich vor allem auf zwei Punkte reduzieren.

Sein Engagement in der Corona-Krise ist zweifellos anzuerkennen. Er nutzte sie allerdings auch geschickt für Wahlzwecke, vor allem in den sogenannten Sozialen Netzwerken. So gab’s täglich eine Videobotschaft auf der offiziellen Facebookseite der Stadt zur aktuellen Lage in Erlangen und am Freitag und Samstag kam noch je ein Live-Gespräch zum Thema Coronavirus mit dem OB hinzu, das er vorsichtshalber aber über seine "private" Facebookseite abwickelte. Was Gerhard Schröder das Elbehochwasser 2002 war, das diesem eine weitere Kanzlerschaft sicherte, ist offensichtlich die Corona-Krise für Florian Janik.

Profitieren konnte der OB darüber hinaus von der Schwäche der CSU. Sie hatte mit Jörg Volleth einen erfahrenen Kommunalpolitiker ins Rennen geschickt, der aber im direkten Vergleich mit dem eloquenten Janik blass blieb. Auch insgesamt enttäuschten die Erlanger Christsozialen mit einem Wahlkampf, der auch schon vor jeglichen Ausgangsbeschränkungen, die die Corona-Krise fordert, wenig kämpferisch und zukunftsgewandt daherkam. Letztlich fehlte der CSU der richtige Biss und der unbedingte Wille, den Wechsel herbeizuführen.

Florian Janik hat angekündigt, in den nächsten sechs Jahren mit allen demokratischen Kräften im Stadtrat zusammenarbeiten zu wollen, um Erlangen voranzubringen. Dafür wäre auch mehr Wirtschaftspolitik vonnöten.

Der wiedergewählte OB ist in diesem Zusammenhang gut beraten, wenn er die immer noch stärkste Fraktion im Stadtrat, die CSU, nicht ausschließen würde, wie das in den vergangenen sechs Jahren der Fall war.

Florian Janik hat im Wahlkampf mit einem "Erlangen für alle" für sich geworben. An diesem Slogan wird er sich die nächsten sechs Jahre messen lassen müssen.

 

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