Kommentar zur TechFak: Noch fehlt der große Wurf

3.3.2017, 11:30 Uhr
Kommentar zur TechFak: Noch fehlt der große Wurf

© Harald Sippel

In der Debatte um die Teil-Verlagerung der Technischen Fakultät (TechFak) der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) fällt immer wieder der Begriff "Vision FAU 2030". Dieses Konzept, das vor allem den Umzug weiter Teile der Ingenieurswissenschaften nach Nürnberg vorsieht, geht noch auf den früheren Präsidenten, Prof. Karl-Dieter Grüske zurück; die ersten öffentlichen Erläuterungen zu dem Masterplan dazu gab es 2014. In eben jenem Jahr trat Florian Janik zum 1. Mai sein Amt als Oberbürgermeister an — und nahm seitdem scheinbar gelassen die universitären Umstrukturierungspläne hin.

In seiner schnoddrigen Art betonte er immer wieder, dass man bei der Standortfrage nicht in Kirchturm- oder — wie Janik in einem EN-Interview mit Blick auf das Nürnberger Wahrzeichen in Schweinau einmal sagte — "Funkturmdenken" verfallen darf. Zugleich, betonte er oft, komme alles, was gut für die Region ist auch Erlangen zugute — und umgekehrt.

Es gab Klagen

Es war aber schon damals klar: Der Stadt kann und darf es nicht egal sein, wenn die zu den wichtigsten zählenden Lehrstühle in der Nachbarstadt angesiedelt werden und somit die TechFak auseinandergerissen wird. Kritiker wiesen frühzeitig daraufhin, dass mit dem Abzug bedeutender Teile der besonders bei Drittmitteln, also bei externen Fördermitteln beliebten Ingenieursstudiengängen, auch ein Prestigeverlust des Wissenschaftsstandorts Erlangen einhergeht. Das ist die Folge, wenn fast alles, was das Etikett "Zukunft" trägt, klaglos nach Nürnberg zieht.

Es gab Klagen. Doch kamen diese — bis auf Ausnahmen wie etwa den Wirtschaftsreferenten Konrad Beugel — eben nicht von der Stadtspitze, sondern aus Reihen der Wirtschaft und der Opposition. Die hat sich gefreut, auch endlich einmal etwas gegen OB Janik in der Hand zu haben. Bisher konnte sie ja kaum mit klugen Alternativvorschlägen punkten und fiel höchstens durch Nein-Sagen auf.

In diesem Fall aber machten CSU- und Wirtschaftskreise Vorschläge, wie man die Technische Fakultät in Erlangen halten könnte. Darunter war unter anderem ein Gelände im Bannwald östlich der Kurt-Schumacher-Straße. Ein Vorstoß, gegen den Umweltschützer und Forstamt sofort Sturm liefen. Zudem wurde auch ein Areal im ehemaligen Exerzierplatz angeführt. Der Bund Naturschutz hat allerdings gegen eine weitere Bebauung des ökologisch wertvollen Geländes vor dem Verwaltungsgerichtshof geklagt. Das Verfahren läuft, ein Urteil soll voraussichtlich 2017 fallen. Ausgerechnet diese Fläche kehrt jetzt in Janiks Plänen wieder. Zudem führt er als Ausweichquartier den neuen Siemens-Campus an, obwohl es von dem Konzern noch keine Zusage gibt.

Konkrete Areale

In einem Brief an die "Interessengemeinschaft Hochschule" hatte der Rathauschef erstmals konkrete Areale genannt, mit denen sich die TechFak doch komplett in der Stadt halten ließe. Damit macht er sich nun stark für den Verbleib der kompletten Technische Fakultät und holt nach, was viele lange vermisst haben: Eine klare Aussage für den Uni-Standort Erlangen. Nach dem Aus eines Uni-Ablegers auf AEG wartete er mit einer Erlanger Rahmenplanung auf, obwohl die Frankenmetropole für die drei beteiligten CSU-Minister Joachim Hermann, Markus Söder und Ludwig Spaenle in der Ansiedlungsfrage wohl weiter als gesetzt gilt.

Wirklich ausgegoren aber ist, wie allein diese Beispiele zeigen, das Konzept nicht. Eine Ansiedlung zusätzlicher Uni-Einrichtungen auf dem Südgelände, das laut Janik noch viele "Reserven" bereit halte, führt zwangsläufig zu einer dichteren Bauweise. Die Grünflächen, die dort zur Campus-Atmosphäre beitragen, würden dann immer mehr abnehmen.

Doch das Hauptargument, das gegen diese Vorstellungen spricht, ist das reine Zusammenzählen verschiedener Gebiete. Nach einer Art Sarotti-Methode hier ein Stückchen, dort ein Stückchen würde genau jene Zersplitterung fortgesetzt, die mit der Umgestaltung doch eigentlich abgebaut werden sollte. Die Uni braucht, und das sollte jedem klar sein, eine zusammenhängende Fläche, die mindestens 30 Hektar umfasst. Im besten Fall sollte das in Frage kommende Gelände für die nächsten Jahrzehnte erweiterungsfähig sein. Das alles aber ist Janiks Plan nicht.

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