Kommt Kriegerdenkmal auf die Denkmalliste?

17.2.2019, 07:00 Uhr
Kommt Kriegerdenkmal auf die Denkmalliste?

© Foto: De Geare

Die zumindest aus heutiger Sicht verstörende Inschrift des Denkmals, eingemeißelt in die Querbalken der drei Steinkreuze, lautet: "Lernt Glauben, lernt Kämpfen, lernt Sterben". Marc Ryszkowski glaubt, mit einer 2013 angebrachten einordnenden Kommentierung sei aus diesem "Stein des Anstoßes" einer im positiven Sinne geworden. Der Absolvent des Studiengangs Denkmalpflege an der Universität Bamberg stellte im Pommersfeldener Rathaus seine Masterarbeit vor, die sich mit dem Denkmal auseinandersetzt.

In Pommersfelden selbst macht man sich seit Jahrzehnten Gedanken darüber, wie mit dem unbequemen historischen Erbe umzugehen ist. 1999 und 2012 scheiterten im Gemeinderat Verstöße, die Inschrift zu entfernen, jeweils an großen Mehrheiten. Der Text lasse durchaus Interpretationsspielraum, hieß es seinerzeit sinngemäß.

Nicht nur für Marc Ryskowski ist die Aussage auf den Kreuzen und die dahinter stehende Intention jedoch eindeutig: Das Denkmal sei in einer Zeit entstanden, als die Nationalsozialisten Deutschland mit ihrer "Aufrüstungs- und Wiederbewaffnungspropaganda" überzogen hätten. Aus den Festreden bei der Einweihung, der neben lokaler Prominenz auch der NSDAP-Kreisleiter beiwohnte, sei "ein neuer Militarismus" herauszuhören gewesen, abzielend auf die Vorbereitung eines neuen Krieges.

Nach Überzeugung des Denkmalexperten ging es den Erbauern um "Kriegspropaganda, bereichert ein Stück weit durch christliche Auslegung". Obwohl es also "kein pazifistisches und kein Opferdenkmal" sei, riet Ryskowski den Pommersfeldener Bürgervertretern, es in die Denkmalliste aufzunehmen. Damit stünde es unter besonderem Schutz.

Eine 2013 hinzugestellte Erläuterungstafel, inhaltlich von Pfarrer Andreas Steinbauer gestaltet, gebe den Ausschlag für seine Einschätzung, betonte der junge Wissenschaftler. Sie sei ein "sehr guter Schritt zur Einordnung". Es mache das umstrittene Werk "zu einem historischen Denkmal des 21. Jahrhunderts", das "somit seine Berechtigung habe".

Bürgermeister Hans Beck hat nach mehr als 20 Jahren kontroverser Diskussionen keine Eile mit der dafür notwendigen Gemeinderatsentscheidung. Das solle "erst in Ruhe diskutiert werden. Ich glaube es bringt nichts, wenn wir jetzt überstürzt eine Entscheidung treffen", so Beck.

Ryskowski hat sich auf rund 120 Seiten ausgiebig mit der Entstehungsgeschichte und dem gesellschaftlichen und historischem Umfeld in Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtergreifung befasst. Dem damaligen evangelischen Pfarrer Karl Geuder schreibt er eine Hauptrolle bei der Gestaltung des Denkmals in dieser Form zu. Neben seiner Funktion als Geistlicher sei Geuder auch als organisierter Kriegsveteran, als Mitglied eines deutschnationalen Freikorps und einer einschlägigen Studentenvereinigung in Erlangen in Erscheinung getreten. Auch vom Landesdenkmalamt sei entscheidender Einfluss auf die militaristische Ausrichtung genommen worden.

Doch in der Sitzung ging es nicht nur um das Kriegerdenkmal. Abgelehnt wurden von den Gemeinderäten zwei Anträge auf Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplanes im Wohngebiet "Kühtrieb": In einem Fall ging es um eine Photovoltaikanlage auf dem Dach — eine solche sei wegen der Nähe zu Schloss Weißenstein nicht zulässig. Man habe sich in dieser Sache auch mit dem Landratsamt in Bamberg besprochen, hieß es.

Genauso abgelehnt wurde das Vorhaben von Bauwerbern, im Wohngebiet "Kühtrieb" ein sogenanntes "Toskanahaus" zu errichten. Dort seien nur Satteldächer zulässig, erläuterte die Verwaltung. Auch in der Vergangenheit sei man mit Befreiungen restriktiv umgegangen. Man wolle an einem einheitlichen Erscheinungsbild des Wohngebietes östlich der Schlossmauer festhalten. Den Ausschlag für die erteilte Absage gab die abweichende Dachform. [AUTOR_A_ENDE]khp[/AUTOR_A_ENDE]

Keine Kommentare