Körperlichkeit trifft auf duftige Zartheit

19.4.2016, 18:51 Uhr

ContentAd))Vereinzelt hatten sich Mitglieder der Camerata Franconia unter die Schülerinnen und Schüler des CEG-Orchesters gemischt, eher aus Lust, Richard Wagners Siegfried-Idyll WWV 103 zu spielen, denn zu unterstützen. Die jungen Musiker waren von ihrer Lehrerin Gabriele Bergmann bestens vorbereitet, so dass sich Dorian Keilhack ganz der lyrischen Interpretation widmen konnte. Ein bisschen Unendlichkeit schwang mit in dem beständig an- und abschwellenden Wogen der fein verwebten Motive.

Überraschend leicht und luftig, ohne Kompromisse an die Präzision, übernahm das Kammerorchester im Anschluss die Begleitung zu Wolfgang Amadeus Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216, bei dem der erst 18-jährige Samuel H. Jiminez Collazos aus Bogotà (Kolumbien) den Solopart übernahm.

Große Herausforderung

Der zierliche junge Mann meisterte diese große Herausforderung auch in den anspruchsvollen Kadenzen mit technisch einwandfreiem Spiel, das er mit Temperament und, besonders im Adagio, verführerischer Innigkeit anreicherte.

Nach einer kurzen Umbaupause übernahm die Camerata Franconia, dieser lockere Zusammenschluss von Profi-Musikern aus 10 Nationen, das Podium. „Integration pur“ ist ein wichtiges Motto dieses engagierten Ensembles: Menschen aus aller Welt, egal welchen Alters, mit Musik zusammenzuführen. Vor ein paar Tagen wurde der Verein „Camerata Franconia“ unter dem Vorsitz von Bürgermeisterin Elisabeth Preuss gegründet, sodass nun jedermann mit einer passiven Mitgliedschaft ganzheitliches „Kultursponsoring“ betreiben kann.

Der Sinfonie A-Dur, KV 201, dem ersten Höhepunkt in Mozarts sinfonischem Schaffen, verleihen die Musiker ungewöhnlich viel Körperlichkeit, trotzdem bleibt das Filigrane erhalten. Keilhacks Dirigat ist gleichzeitig präzise und elastisch, sein Lächeln befördert den pünktlichen und organischen Einsatz während Eva Bindere als resolute Konzertmeisterin die ersten Geigen durch endlose offene Läufe lotst.

Mit Kontrabass-Bravour

Der aus Erlangen stammende Bariton Christian Hilz gesellte sich für fünf Konzertarien für Bariton und Orchester zu den „fränkischen Kameraden“, ein Reigen, den er zusammen mit dem Kontrabassisten Alexander Rilling, auch einem Ex-Erlanger, der in München reüssiert, eröffnete. Da durfte man endlich mal wieder über Kontrabass-Bravour staunen, über die Beweglichkeit dieses doch meist behäbig auftretenden Instruments und die Virtuosität von Alexander Rilling. Christian Hilz gibt die Arien nicht als italienischer Gigolo sondern als hinreißender Gentleman, der mit charmanter Gestik und Balsam in der Kehle betört. Gerne glaubt man ihm sein Herzeleid bei „Io ti lascio, oh cara. . .“ und genauso gerne schmunzelt man mit ihm, wenn „Männer suchen stets zu naschen“.

In nur fünf Tagen komponierte (und probte!) Wolfgang Amadeus Mozart seine „Linzer Sinfonie“, die von der Camerata Franconia intensiv ausgehorcht, Elan und duftige Zartheit perfekt dosiert, dargeboten wurde. Wie poliert glänzten da Mozarts Raffinessen, federleicht schwebten die Kantilenen, und mitreißend wirkte die Spielfreude, mit der die Musiker durch das Höllentempo des Prestos jagten.

Im langen, starken Schlussapplaus zeigte das Publikum noch einmal seine Begeisterung für das multinationale Profi-Ensemble, das nun wirklich zu einer festen Größe im Erlanger Musikleben geworden ist.

www.camerata-franconia.de

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