Kostenexplosion bei der Jugendhilfe

1.11.2020, 18:00 Uhr
Kostenexplosion bei der Jugendhilfe

© Daniel Naupold/dpa

Innerhalb von einem Jahrzehnt haben sich die Kosten in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Seit mehreren Jahren warnt Landrat Alexander Tritthart vor diesem bedenklichen Trend. Wie er auch in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses erläuterte, gibt es nämlich nur zwei Alternativen zu einem Stopp der Kostenexplosion.

Eine Möglichkeit ist, die Kreisumlage zu erhöhen, sprich die Last an die Gemeinden weiterzugeben. Das bedeutet natürlich, dass dort Projekte verschoben oder Posten im Etat gekürzt werden müssen. Mit kleinen Korrekturen wird es nicht getan sein, da wegen der Corona-Pandemie die Einnahmen aus der Gewerbesteuer eingebrochen sind.

Andere Bereiche leiden

Die zweite Variante ist ebenfalls nicht erfreulich: Der Landkreis streicht selbst die Ausgaben bei anderen Gebieten zusammen. " Es ist bei Entscheidungen immer wichtig, den gesamten Zusammenhang zu sehen. Wird in einem Segment erheblich mehr ausgegeben, leiden darunter andere Posten", so Tritthart.

Über dem Landkreis schwebt ohnehin ein Damoklesschwert – die Bezirksumlage. Zwar soll dort der Anstieg 2021 nicht ganz so stark ausfallen, wie befürchtet. Aber nach Einschätzung des Landrats wird es dafür ein Jahr später "richtig heftig".

Dem Landkreis sind freilich weitgehend die Hände gebunden, um diese Kostensteigerung endlich zu bremsen. Schließlich muss er die vielfach in Berlin beschlossenen Vorgaben umsetzen.

Bekanntlich kritisierten schon im Kreisausschuss neben dem Landrat auch zahlreiche Kreisräte, dass der Bundestag Gesetze verabschiede, ohne sich um die Finanzierung zu kümmern. Die damit verbundenen hohen Ausgaben wie beim Bundesteilhabegesetz würden einfach an die Kommunen durchgereicht.

Den geringen Spielraum, den der Kreis besitzt, versucht er nun zusammen mit den Großstädten Erlangen und Nürnberg zu nutzen. In Kooperation mit dem Bezirk Mittelfranken wurde ein Modellprojekt zur Einrichtung eines Pools für Schulbegleiter in die Wege geleitet. Längst beklagen laut Tritthart auch viele Schulen, dass manchmal bis zu acht Schulbegleiter in einer Klasse Kinder mit einer Behinderung betreuen. Die Münchner Universität unterstützt auf wissenschaftlicher Basis die Überprüfung der Frage, ob sich in Einzelfällen ein Schulbegleiter auch um zwei Kinder kümmern kann.

Sowohl Alexander Tritthart als auch Mitglieder des Ausschusses hoben hervor, dass die Inklusion eine bedeutende Aufgabe sei. Trotzdem könne man es auf Dauer nicht verantworten, wenn dadurch zahlreiche andere Aufgaben auf kommunaler Ebene beeinträchtigt werden.

Der Königsweg, um die Ausgaben für die Jugendhilfe halbwegs in Grenzen zu halten, ist jedoch die Prävention, worauf außer Tritthart Alexander Schulz, Ruthild Schrepfer von der CSU, Astrid Marschall und Retta Müller-Schimmel von den Grünen, Irene Häusler von den Freien Wählern und Andreas Hänjes von der SPD hinwiesen. Durch frühzeitige ambulante Hilfen konnten beispielsweise die Kosten für die Unterbringung in Heimen reduziert und gleichzeitig den betroffenen Kindern auch durch Pflegeeltern geholfen werden.

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