Lustvolles Spiel mit Licht und Farben in Erlangen

5.10.2019, 18:30 Uhr
Lustvolles Spiel mit Licht und Farben in Erlangen

© Harald Hofmann

Ausgerechnet eine Videoinstallation von Elena Scheckeler aus dem Jahr 2013 sorgt in der neuen Ausstellung "Licht|Bilder" im Kunstmuseum für Entschleunigung: Der fast vier Minuten lange Digitalfilm der Kunststudentin für Freie Malerei zeigt (angeblich) das Kürnachtal; zu sehen ist aber nur ein leichter, unscharfer Wellenschlag eines Sees, in dem sich eine entrückte Landschaft spiegelt. Dazu gibt es einen Kopfhörer, der fast lautlos von der Umgebung entkoppelt – die perfekte Kontemplation ist garantiert (bis 3. November 2019, Mi., Fr., Sa. 11 bis 15, Do. 11 bis 19, So. 11 bis 16 Uhr. Führungen am Do., 10.10., um 18 Uhr, So., 20.10., und So., 3.11., um 15 Uhr).

Die anderen 62 Arbeiten von insgesamt 19 Künstlern verlangen, obwohl ihnen die Spannung des Videos fehlt, nicht weniger Aufmerksamkeit und Konzentration, da sie – ob als Fotografie oder als gemaltes Bild – mit Licht in mannigfaltiger Weise spielen. Ob als fotorealistische Gemälde (beispielsweise von Matthias Otto) oder als malerische Fotos (wie im "Bagatellen"-Zyklus von Andrea Sohler mit dem geheimnisvollen Titel "ich wär’ so gerne femme fatale") – meist sind es "Bilder", die neue Bilder im Kopf des Betrachters evozieren. Oder aber – beispielsweise bei Renate von Mangolds Rate-Bildern aus dem winterlichen Hopfengarten in der Holledau oder bei Helmut Lederers "Wasser"-Serie – erst einmal erkannt sein wollen.

Lustvolles Spiel mit Licht und Farben in Erlangen

© Foto: Harald Hofmann

Man kann aber auch historisch vorgehen, in die Mitte des 19. Jahrhunderts, der Frühzeit der Fotografie, als Deutschland noch vom "Lichtbild" sprach, der Rest Europas aber das vom griechischen "photós graphein" (Mit Licht zeichnen) abgeleitete Wort von der Fotografie benutzte. Aber selbst dieses "Zeichnen mit Licht" wird dort dementiert, wo ein Foto einfach (fast) schwarz ist, weil bei der abgebildeten Mondlandung das Licht fehlt. Der noch analoge Fotograf weiß, dass auch ein zu viel an Licht das Bild nicht etwa weiß, sondern schwarz macht: Bitte kein Streulicht in der Dunkelkammer!

Volker Derleth, der eine seiner selbstgebastelten Lochkameras mitausstellt, zeigt in seinen Arbeiten aus der Pionierzeit des Fotografierens mit der Camera obscura, was die ersten Lichtbildner wie die heutigen bewegt: das Festhalten eines ganz bestimmten Moments, eines Motivs, einer Stimmung.

Die Ausstellung "Licht|Bilder", von der wissenschaftlichen Volontärin Sophia Petri als "Abschlussarbeit" ebenso umsichtig wie mutig kuratiert, zeigt gut ein Dutzend Arbeiten aus der 1700 Bilder umfassenden Fotografie-Sammlung des Kunstmuseums sowie Arbeiten weiterer Fotografen aus der Region wie Dorothea Schubert mit Fotos aus dem Knoblauchsland oder "Dünenbilder" von Helmut Jahn aus der Serie "Franken liegt am Meer". Begrüßt wird der Besucher von einem ihn förmlich anspringenden LED-Leuchtkasten-Bild von Christian Höhn.

Der beeindruckt im Neuen Saal auch mit einem Großformat: Ein Blick auf Manhattan, den Big Apple, geschrumpft auf 158 x 303 Zentimeter und trotzdem beeindruckend groß. Experimentell schließlich eine raumgreifende Installation von Ursula Kreutz, abstrakte Schönheiten in Cosima Bauers vierteiliger Serie "ohne Titel". Dazwischen viele Experimente, die – wie auch der gelungene Ausstellungskatalog – die Vermutung nahelegen, dass dem Medium Fotografie die Nähe zur Malerei nur gut tut. Lichtbildnerei sind schließlich beide.

 

Keine Kommentare