Mehr als ein Erlanger Sieg beim Rothsee-Triathlon

29.6.2017, 10:00 Uhr
Mehr als ein Erlanger Sieg beim Rothsee-Triathlon

© Foto: Giurdanella

"Die Stimmung vor dem Start ist immer angespannt, es ist ein Gewusel, aber jeder ist bei sich. Ich brauche auch meine Ruhe und schicke zum Beispiel meine Eltern wieder weg", sagt Tanja Neubert. Manche haben fünf Minuten vor dem Start schon die Schwimmbrille auf. "Ich ziehe sie nur kurz vorher an."

Neuberts Stärke ist sowieso erst das Laufen. In der zweiten Bundesliga aber sind die anderen Schwimmer nicht ganz so stark wie zum Beispiel in der Spitze des Nachwuchsbereichs. "Deshalb bin ich in der Liga immer in die erste Radgruppe gekommen." In Roth war das auch so, gemeinsam mit Stefanie Walter und Ella Schmidt war Neubert Teil der Spitzengruppe.

"Wir sind dann zu dritt weggefahren, Ella hat den Antritt gemacht." Zusammen mit einer Konkurrentin aus München waren die beiden Erlangerinnen auf und davon. Am Ende waren es 45 Sekunden Vorsprung. Und das Laufen, die Parade-Disziplin, sollte erst noch kommen. Kaum war Tanja Neubert runter vom Rennrad, setzte sie sich auch schon ab. "Am Ende habe ich mich umgedreht und der Vorsprung war schon groß. Da wusste ich: Es reicht." Eine Überraschung war das nicht. Schon im Bundesliga-Rennen zuvor in Darmstadt hatte auf der Laufstrecke gegen die 16-Jährige niemand eine Chance gehabt.

Am Rothsee kam Schmidt als Vierte ins Ziel, Sofia Warter-Rubio wurde 19. und Stefanie Walter musste mit Kreislaufproblemen aussteigen. Für das Team bedeutete das Rang drei hinter München und Tübingen. Die Herren erreichten in der Mannschaftswertung sogar nur Platz neun, stellten mit Dion Heindl aber dennoch den Tagessieger.

Mehr als ein Erlanger Sieg beim Rothsee-Triathlon

© Foto: Heinz Rüger

Überstrahlt wurde der Erfolg nur von Tanja Neubert. "Ich war zum ersten Mal bei diesem Wettkampf dabei." Doch das Nachwuchstalent ist gut in Form, das gleicht auch die fehlende Erfahrung aus. "Im Frühjahr hatte ich mit einer Achillessehnenentzündung zu kämpfen, aber ich bin trotzdem Wettkämpfe gestartet." Nur das Laufen hat sie im Training heruntergefahren. Zuletzt waren die Rennen trotzdem richtig gut, neben der zweiten Bundesliga nimmt Neubert auch an Jugend-Cups teil.

"Die Triathleten dort sind zwar alle so alt wie ich, machen das aber schon leistungssportmäßig. Viele kommen von Sportschulen." Neubert hat sich hingegen fürs Ohm-Gymnasium entschieden. "Wenn man Wettkämpfe hat, nimmt die Schule Rücksicht. Durch den Nachmittagsunterricht ist es aber kompliziert, das Training drum herum zu bauen." Einige Erlanger gehen deshalb in Nürnberg auf die Bertolt-Brecht-Schule. "Ich komme hier aber gut klar." Neubert geht in die elfte Klasse, nächste Jahr steht das Abitur an.

Wettkämpfe hat die Nachwuchs-Triathletin zwar nicht jedes Wochenende, doch im Bayern-Kader kommen noch Lehrgänge hinzu, nun steht die Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften an. Einen Tag ohne Sport gibt es bei Neubert aber eigentlich nicht.

"Während der Klausuren-Phase hat es nicht so gut funktioniert mit dem Training, sonst gehe ich aber zum Beispiel auch mal vor der Schule Laufen." Hinzu kommt das Lauftraining, zweimal pro Woche beim TV 48. Schwimmen trainiert Neubert beim Turnerbund. "Der Vorteil daran ist, dass ich eine richtige Trainingsgruppe habe." Zum Radfahren treffen sich die Triathleten manchmal. Vom Bayern-Kader aus gibt es einen Trainingsplan, an dem sich die Talente orientieren sollen.

Angefangen hat bei Tanja Neubert alles mit dem Schwimmen. "Dann habe ich mal beim Erlanger Schüler-Triathlon mitgemacht." Ein Lehrer hatte sie dort angesprochen, ein Jahr später war Neubert mit dem Triathlon-Team des Ohm-Gymnasiums beim Bundesfinale in Berlin, dann auch bei der Schul-WM. "Danach habe ich erst richtig angefangen, Triathlon zu trainieren." In Erwachsenen-Bereich ist Neubert im vergangenen Jahr mit dem Regionalliga-Team aufgestiegen, nun bekam sie in dieser Saison einen Platz in der Zweitliga-Mannschaft.

"Wir sind ein junges Team, im Vergleich zu den anderen Mannschaften haben wir viele, die eigentlich noch im Jugendbereich starten", sagt Neubert. Tatsächlich ist der TV 48 mit seiner Frauen- und Männer-Mannschaft in der zweiten Bundesliga jeweils das jüngste aller Teams. "Der Großteil in der zweiten Bundesliga betreibt Triathlon als intensiveres Hobby, die meisten studieren nebenbei." Viele der Nachwuchsathleten hingegen träumen von einer Karriere im Leistungssport-Bereich.

Wohin das führen kann, ist zum Beispiel bei Anja Beranek zu sehen. Die startet auf der Langdistanz: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42 Kilometer Laufen. In der zweiten Bundesliga hingegen geht es ums Sprinten: 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Fahrradfahren, fünf Kilometer Laufen. "Inspiration ist das schon, was die Weltklasse-Athleten leisten", sagt Neubert. Ob sie auch einmal dorthin kommt, weiß die 16-Jährige noch nicht. "Man muss irgendwann herausfinden, auf welche Distanz man am besten ist." Eine Motivation ist die Leistung von Anja Beranek allerdings allemal.

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