Mit Abstand schwitzen: So geht das in einem Erlanger Fitnessstudio

14.5.2020, 10:50 Uhr
Mit Abstand schwitzen: So geht das in einem Erlanger Fitnessstudio

© Thomas Schmucker

Normalerweise sind es 15, oft 20 Sportler, die es lieben, gemeinsam im Weidenweg in Erlangen-Bruck zu leiden. Dort steht eine Crossfit-Box, ein spezielles Fitnessstudio für Menschen, die sogenanntes HIT-Training für sich entdeckt haben: High Intensity Training, also hohe körperliche Belastungen in kurzer Zeit. Das macht erwiesenermaßen besonders fit – und lässt sich zudem wunderbar in den Tagesplan selbst eines stressigen Arbeitslebens integrieren: Exakt 60 Minuten dauert eine Einheit – inklusive Aufwärmen, Techniktraining, Workout und Stretching. Doch auch die Crossfit-Box in Erlangen–Bruck musste aufgrund der Corona-Pandemie Mitte März schließen, ja, sie tat dies sogar freiwillig ein paar Tage vor den offiziellen Ausgehbeschränkungen, um ihre Mitglieder vor dem Virus bestmöglich zu schützen.

Schwitzen über Youtube

Seitdem ist das HIT-Training, eine Mischung aus Körpergewichtsübungen, Ausdauereinheiten, Krafttraining, Turnen und Gewichtheben, im Weidenweg in Bruck nicht möglich – doch Inhaber Daniel Sandreuther hat vom ersten Tag an Abhilfe geschaffen für seine sportbegeisterten Mitglieder: Hanteln und Kettlebells durften ausgeliehen werden, fünfmal in der Woche bot Sandreuther mit seinem Team kostenfreie Trainingseinheiten an – inklusive Aufwärmen, Kraft- beziehungsweise Technikteil und Stretching. Per Youtube bekamen die Sportler die aus den Workouts bereits bekannten Bewegungen noch einmal erklärt und vorgemacht. An Samstagen wurde sogar gemeinsam via Videochat-Tool "Zoom" trainiert.

Über 30 Video-Workouts

Sechs Wochen und über 30 Video-Workouts später hat Daniel Sandreuther am Dienstag zumindest den Parkplatz vor der Crossfit-Box wieder zur Workout-Zone gemacht. Über das Ordnungsamt holte er sich die Genehmigung ein, seine Mitglieder wieder vor Ort mit dem Equipement in Kleingruppen individuell trainieren zu lassen.


Fitness oder Wahn? Ein Gespräch über Crossfit


Viele besitzen zu Hause weder Rudergeräte noch Langhanteln. "Das Angebot wird super angenommen, wir sind fast ausgebucht", sagt Sandreuther: Acht Einheiten bietet er täglich an – unter den strengen amtlichen Hygienevorschriften wird trainiert, also Abstand gehalten und nach jedem Trainingszyklus die Trainingsgeräte komplett gereinigt und desinfiziert. Einzig das Wetter kann einen Strich durch die Rechnung machen: "Wenn es regnet", sagt Sandreuther, "muss das Training entfallen." Denn den überdachten Trainingsbereich der Crossfit-Box darf nach wie vor aufgrund der Vorschriften niemand betreten.

Kampf ums Überleben

Fitnesseinrichtungen, die nicht die Möglichkeit besitzen, ohne Weiteres im Freien zu trainieren, kämpfen daher noch viel mehr um ihre Mitglieder – und somit ums Überleben. So traf sich der Erlanger FDP-Abgeordnete Sebastian Fischbach via Instagram-Live-Gespräch mit Marion Luck, Inhaberin der Warrior’s Luck Halle in Erlangen. Sehr offen, berichtet Fischbach, berichtete Luck über die konkreten finanziellen Belastungen, die seit dem Shutdown im März auf ihre Ninja-Warrior-Halle zukommen. Die bereits ausgezahlte Soforthilfe von 5000 Euro kann ihren Betrieb nicht in dem Maße stützen, wie es zur Deckung der Fixkosten nötig wäre.

"Solchen Unternehmen muss eine Perspektive geboten werden, damit das vielfältige Sport-Angebot auch in Erlangen nicht bleibt", so Fischbach. Ein striktes Festhalten der bayerischen Staatsregierung an den Schließungen aller Indoor-Sporthallen sei daher nicht nachvollziehbar, so der FDP-Politiker. Die Ungewissheit für Betriebe wie den von Marion Luck müsse aus Sicht des parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Fraktion in ganz Bayern beendet werden.

Keine Kommentare