Modernes Wanderkonzept für Eckental

20.10.2019, 15:30 Uhr
Modernes Wanderkonzept für Eckental

© Scott Johnston

Lange Zeit galt Eckental in der Wanderszene nicht einmal als Geheimtipp. Noch in der Amtszeit von Georg Hänfling, dem ersten Bürgermeister des 1972 im Zuge der Gebietsreform geschaffenen Marktes, waren zwar Strecken ausgewiesen worden, die den Namen von Tieren trugen — doch ähnlich wie beim mittlerweile modernisierten Trimmpfad zwischen Eckenhaid und Herpersdorf kümmerte man sich zu wenig um die Pflege von Dachs-, Luchsweg & Co.

Horst Fischer aus Forth, ein leidenschaftlicher und vielfach ausgezeichneter Wanderer, machte nach der Jahrtausendwende eine Entdeckung, die ihn recht nachdenklich stimmte. Während auf einschlägigen Karten zahlreiche Wanderwege zu finden waren, die durch Eckentaler Gebiet führten, fehlten in der Natur die entsprechenden Hinweise. Ohne Ortskenntnis bestand die große Gefahr, sich zu verlaufen.

In Peter Bajus aus Brand fand er einen engagierten Mitstreiter. Die beiden durchstreiften ihre Heimat, um geeignete Strecken, die gleichzeitig über landschaftliche Reize verfügten, ausfindig zu machen. Bei der Markierung half der Bauhof der Gemeinde gerne mit.

Verwunschene Ecken

Der damalige 2. Bürgermeister Konrad Gubo war begeistert: "Selbst Einheimische wussten vielfach nicht, wie viele idyllische Ecken bei uns existieren. Auswärtige Wanderer fuhren lieber zu umliegenden Orten wie Kalchreuth, Heroldsberg, Weißenohe oder Gräfenberg. Jetzt gibt es endlich die Möglichkeit, die versteckten Schönheiten von Eckental aufzuspüren."

Bald braute sich jedoch Ungemach zusammen. Obstbauern befürchteten, die Wanderer könnten eifrig Kirschen von ihren Bäumen pflücken. Die Jäger machten sich Sorgen um gefährdete Vögel wie Schleiereule, Steinkauz oder Kuckuck, die aufgescheucht würden.

Von den daraufhin konzipierten Alternativen waren wiederum Fischer und Bajus nicht sonderlich angetan, weil längere Passagen über Straßen geführt hätten. "Mit Wandern hat das nichts mehr zu tun", so Fischer. Da keine Einigung in Sicht war, platzte 2008 Bürgermeister Wilfried Glässer der Kragen. Er ordnete an, die bereits aufgestellten Übersichtstafeln abzumontieren und erst wieder aufzustellen, wenn beide Lager eine Lösung gefunden hätten.

Den Streit geschlichtet

Ehrenbürger Franz Fantisch und Glässers Nachfolgerin Ilse Dölle, die ihn in jener Zeit mit vertrat, setzten viel diplomatisches Geschick ein, organisierten zur Beilegung des Streits Gespräch um Gespräch. Mit Erfolg: "Es wurden sogar Routen mit einem zusätzlichen Akzent gefunden", freute sich Dölle über den schließlich ausgehandelten Kompromiss. Auch die Übersichtstafeln "wanderten" zurück an die vorgesehenen Stellen.

Immer mehr trat Peter Bajus im wörtlichen Sinn in die Fußstapfen von Horst Fischer, erstellte ein detailliertes Gesamtkonzept, verfasste anschauliche Beschreibungen und überlegte sich genau, wo Markierungen am sinnvollsten anzubringen sind. Nachdem Ilse Dölle 2014 zur Bürgermeisterin gewählt worden war, nahm er eine Anregung von ihr gerne auf: Zusätzlich kürzere Spazierwege auszuweisen, die auch für ältere Menschen oder Familien mit Kindern gut zu bewältigen sind.

Inzwischen ist in Zusammenarbeit mit dem Bauhof ein Wanderwegenetz von 200 Kilometern in Eckental entstanden. Die Kennzeichnung gilt auch im Vergleich mit bekannten Wanderregionen als vorbildlich. Während andernorts Naturfreunde fluchen, wenn oft über mehrere Kilometer selbst an Abzweigungen Zeichen fehlen oder Wege verlegt wurden, ohne die alten Zeichen zu entfernen, ist es in Eckental kaum möglich, die Orientierung zu verlieren.

Die Ziffern der acht Rundwanderwege, die zwischen acht und zwölf Kilometern lang sind, und der ebenfalls acht Spaziergänge, die man in 35 bis 60 Minuten schaffen kann, wurden so aufgeklebt, dass sie aus beiden Richtungen gut zu erkennen sind. Stets lässt sich eindeutig identifizieren, wie die Strecke verläuft. Neben den Übersichtstafeln ist der Streckenverlauf am Anfang und in der Mitte übersichtlich skizziert. Hinzukommen Hinweise auf geografische Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten wie das Büger Schloss, der Hormesweiher oder die imposanten Rätschluchten bei Oberschöllenbach.

Die einzelnen Strecken können auf der Homepage der Gemeinde www.eckental-mfr.de unter dem Reiter "Vereine, Freizeit, Tourismus" und dem Unterpunkt "Wanderwege" abgerufen werden. Bajus hofft außerdem, dass sowohl eine aktuelle Broschüre inklusive der Spaziergänge gedruckt als auch auf der Internetseite ein virtueller Rundgang eingerichtet werden kann. Eine elektronische Erfassung für das Navigationssystem GPS wäre ein weiterer zukunftsweisender Schritt.

Der 76-Jährige wäre zudem froh, wenn sich Helfer für die Pflege der Wege finden würden, die mittelfristig auch seine Nachfolge übernehmen könnten. Bei einer Aufteilung der Strecken hält sich der Aufwand in Grenzen. So müsste der jeweilige Weg einmal im Jahr abgegangen beziehungsweise mit dem Fahrrad abgefahren werden, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Manchmal sind Äste oder Blattwerk zurückzuschneiden, wenn sie Markierungen überdecken. Verwitterte Zeichen gilt es zu ersetzen. Bei größeren Arbeiten ist der Bauhof zu informieren. Wer Interesse hat, kann sich im Rathaus bei Sylvia Robertson-Mayer, Telefon (0 91 26) 90 32 05, melden.

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