Möglichkeit zur gegenseitigen Inspiration

23.5.2009, 00:00 Uhr

Ein Ball ist ein Ball, ist eine Tomate, ist ein Kopf. Mit dem Ball kann man Ballspielen. Als Tomate kann er dem anderen Gemüse die Vorzüge verschiedener Sorten von Ketchup nahelegen. Als Kopf hat er die Möglichkeit seine Augen auf der Suche nach dem passenden Körper durch den Raum schweifen zu lassen. In allen Fällen schreiben wir als Spieler sowie als Rezipienten diesem runden Ding seine Bedeutung zu. Einmal wird es Teil dessen, was der Spieler tut. Das andere Mal wird der Spieler durch sein Tun Teil des Dings, das er belebt, ist nicht er, sondern das Ding Handlungsträger. Wird es somit vom Objekt zum Subjekt? Was geschieht bei diesem Vorgang mit dem Spieler? Gleicht er sich dem Ding in dessen Beschaffenheit, dessen Wesen an? Beginnt er sich in das Ding einzufühlen? Besonders interessant wird dieser Aspekt, wenn mehrere Spieler ein Ding bedienen. Der Rezipient jedenfalls richtet seinen Fokus immer stärker auf das belebte Objekt, so dass er das dahinter agierende

Subjekt sogar vergessen kann. . .

Diese Überraschungen kann man im Rahmen des 16. Internationalen Figurentheaterfestivals immer wieder erleben. Auch in dem seit acht Jahren in das Festival integrierten «Jungen Forum», in dem jungen Theaterschaffenden die Möglichkeit zur gegenseitigen Inspiration gegeben wird, findet sich ein bemerkenswert vielschichtiger Umgang mit dem Ding wieder.

Fachkompetenz erweitern

So ist das diesjährige Programm des «Jungen Forums», entstanden in Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und mittels der Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, eine interessante Mischung aus Praxis und Theorie. Die Teilnehmer des Jungen Forums haben die Chance gegenseitig ihre öffentlichen Präsentationen zu besuchen, gemeinsam an Workshops teilzunehmen und durch Vorträge von Dozenten und Künstlern ihre Fachkompetenz zu fundieren und zu erweitern. Der Besuch des Hauptprogramms wird gewünscht und gefördert.

Für das 15. Internationale Figurentheaterfestival wurde 2007 das «Junge Forum International» in «Junges Forum Intermedial» umbenannt. International ist es dennoch geblieben. So bereichern dieses Jahr The School of Visual Theater Jerusalem und die Akademia Teatralna Warschau/Abteilung für Puppenspielkunst Bialystok das Forum. Die Internationalität findet sich auch in den Inszenierungen wieder. So gibt es zum besseren Verständnis Stücke mit englischen Untertiteln, Kommunikationsprobleme werden beispielsweise durch das Nichtzustandekommen eines Telefonats thematisiert.

Intermedial ist das «Junge Forum» ebenfalls, sofern man der grundlegenden Auffassung folgt, alles über den menschlichen Körper Hinausreichende, vom Menschen jedoch zur Vermittlung Genutzte, sei ein Medium. Vielleicht sind neuere Medien ja nicht nur in den noch auf dem Programm stehenden Vorträgen Thema, sondern schließlich auch in den Präsentationen zu sehen.

In jedem Fall bleibt es spannend mittels des Dings das Assoziationsvermögen zu testen und somit immer wieder neu überrascht zu werden.