Verzögerung durch Zaunblättling

Nach Pilzbefall: Erlanger Uni-Römerboot mit neuem Anstrich

30.9.2021, 14:30 Uhr
Das nachgebaute Römerboot „Fridericiana Alexandrina Navis“, kurz FAN, der Friedrich-Alexander-Universität war vom Pilz befallen. Auf diesem Bild segelt es gemütlich auf dem Dechsendorfer Weiher bei Erlangen.

© Foto: Mathias Orgeldinger Das nachgebaute Römerboot „Fridericiana Alexandrina Navis“, kurz FAN, der Friedrich-Alexander-Universität war vom Pilz befallen. Auf diesem Bild segelt es gemütlich auf dem Dechsendorfer Weiher bei Erlangen.

Herr Professor Dreyer, das Römerboot hat einen neuen Anstrich bekommen, warum braucht das Schiff das? Es ist ja noch nicht so alt.

Es ist vom Zaunblättling heimgesucht worden. Das ist ein Pilz, der bevorzugt Nadelhölzer befällt. Das äußerlich tadellose Holz ist dann völlig marode und hält keinen Belastungen mehr stand. Wir mussten also in den sauren Apfel beißen, die faulen Stellen entdecken. Folglich musste alles runter, jeder Schutz, auch die antike Bemalung.

Wie funktionierte das?

Wir haben das Boot mit Trockeneis abgestrahlt. Das hatte den Vorteil, dass außer der Beschichtung des Bootes keinerlei Rest übrig blieb und durch den Druck faule Stellen gleich mit herausgespült wurden. Nachdem alles fertig ist, beginnen wir mit der antiken Bemalung, mit verbesserter Rezeptur.

Entspricht die Bemalung ganz den antiken Mal-Traditionen?

Im Frühjahr 2018 wurde unter der Anleitung eines Spezialisten für enkaustische Malerei nach antiken Vorbildern der FAN ein farbiger Anstrich verpasst, gestreng nach dem, was die antiken Autoren vorschreiben und nach Maßgabe dessen, was archäologisch fassbar ist. Die Bemalungstechnik erfolgte mit Wachs und Naturfarbpigmenten, die mit Terpentinöl und Harz versetzt und dann in einem getesteten Verhältnis erwärmt und warm auf das Oberwasserschiff der FAN aufgetragen wurden.

Und dann?

Der Erlanger Geschichtsprofessor Boris Dreyer hat das Projekt Römerboot an der FAU angestoßen und mit verwirklicht.         F.: privat

Der Erlanger Geschichtsprofessor Boris Dreyer hat das Projekt Römerboot an der FAU angestoßen und mit verwirklicht.         F.: privat

Schnell zeigte sich, dass bereits bei einer Außentemperatur von 25 °C und direkter Sonnenbestrahlung das Wachs zu schmelzen anfing. Das kann nicht befriedigen, setzt man voraus, dass solche Boote in der Antike auch im Mittelmeer fuhren. Nachbesserungsversuche, indem der Bienenwachsanteil reduziert wurde, waren von bescheidenem Erfolg gekrönt. Marcus Speck von der Organischen Chemie II der FAU wurde daher zu Hilfe gerufen und musste bei Null anfangen.

Was heißt das?

Zunächst einmal ist Terpentinöl in der Antike nicht bekannt gewesen. Herkömmliche, in der Antike bekannte Bindemittel wie Leinöl trocknen zu langsam. Speck erreichte aber, dass die neue Mischung jetzt erst ab einer Temperatur von mehr als 60 °C zu schmelzen beginnt. Diese Rezeptur kommt nun nach dem Abschmelzen der alten Bemalung darauf. Nun erhält die FAN einen neuen Anstrich, der mit dieser neuartigen Pigmentmischung auch wieder mit enkaustischen Methoden angebracht wird. Wenn sich der neue Anstrich bewährt, wird er 2022 auch auf das neue, im Rahmen des EU Projektes Living Danube Limes entstehende zweite spätantike Boot aufgetragen.

Inwieweit hat der Schädlingsbefall die Bemalung verzögert?

Wir wollten Anfang 2021 mit der neuen Bemalung starten, als der Pilzbefall entdeckt wurde.

Haben Sie die durch den Pilz verursachten Schäden inzwischen beseitigt und in den Griff bekommen?

Die erkennbar befallenen Zonen sind herausgenommen worden. Das Myzel wird aber noch in den Kiefernplanken stecken. Das kann man nicht verhindern. Unsere Taktik ist: Schadhafte Stellen herausnehmen, neue Planken schadfrei und geschützt einbauen, das ganze Schiff mit fungiziden, die Umwelt schonenden Mitteln behandeln und dann die Innenseite des Bootes nicht abschließend bestreichen, so dass das Holz atmen kann.

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