Naturschutz und Sport

20.2.2011, 11:30 Uhr
Naturschutz und Sport

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Die Erschließung der Alpen geht auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Englische Touristen haben in dieser Zeit den Individualtourismus entscheidend geprägt und später organisierte Massenreisen von England in die Alpen durchgeführt. 1862 wurde der Österreichische Alpenverein (OeAV) gegründet. Deutsche und österreichische Bergsteiger gründeten am 9. Mai 1869 den Deutschen Alpenverein, der damals das deutschsprachige Gebiet Mitteleuropas umfasste; die Ostalpen wurden als „Deutsche Alpen“ bezeichnet. Die Erfolge des DAV führten 1873 zum Zusammenschluss der Alpenvereine zum „Österreichischen und Deutschen Alpenverein“ (D.Ö.A.V.), die bis 1945 vereinigt waren.

Am 15. Januar 1890 wurde die Erlanger Sektion des Deutschen Alpenvereins mit 57 Mitgliedern gegründet. Wanderungen fanden zunächst in der Fränkischen Schweiz statt, und geklettert wurde nur an wenigen Orten und war in erster Linie den Studenten vorbehalten.

In dieser Zeit beteiligte sich die Sektion maßgeblich an der Erschließung der Ostalpen. Der Wunsch nach einem eigenen Arbeitsgebiet in den Alpen wurde laut. Im Auftrag der Sektionshauptversammlung sollte der Vorstand ein geeignetes Terrain erkunden. Die Entscheidung fiel auf das Gelttal in Südtirol, wo in den Jahren 1900 bis 1903 der „Erlanger Weg“ als Zugangsweg von Rein in Taufers zur heutigen Riesenfernerhütte fertiggestellt wurde. 1913 wurde der „Erlanger Weg“ vertragsgemäß für 5000 Reichsmark an die Sektion Fürth übergeben. Nach schwierigen Jahren der Entbehrungen während des 1. Weltkrieges musste die nahezu zum Erliegen gekommene Sektionsarbeit reaktiviert werden. Prof. Max von Kryger, 1. Vorsitzender, trug dazu maßgeblich bei. Er legte den Grundstock für die sportliche Nachkriegsentwicklung in Erlangen und gründete den „Stadtverband für Leibeserziehung“, dem er bis 1929 vorstand.

Nach zweijähriger Planung wurde 1929 der Bau der Schutzhütte (2550 m) am Wettersee in den Ötztaler Alpen begonnen und im August 1931 auf den Namen „Erlanger Hütte" eingeweiht.

Hitler bremste Alpinisten

Auch der Alpenverein blieb von der Machtergreifung Adolf Hitlers nicht verschont. Nach der Einführung des Führerprinzips musste in jeder Sektion ein „Sektionsführer“ gewählt und die Satzung an die politischen Verhältnisse und gesetzlichen Vorschriften angepasst werden. Im Mai 1933 erließ die deutsche Reichsregierung ein Gesetz über Reisebeschränkungen nach Österreich und jeder deutsche Staatsbürger musste vor Antritt einer Reise ins Nachbarland eine Gebühr von 1000 Reichsmark bezahlen. Das sollte als Wirtschaftssanktion das Touristenland schwächen, das sich erfolgreich gegen Infiltrations-Versuche der reichsdeutschen Nationalsozialisten zur Wehr gesetzt hatte. Erst durch die Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Österreich im Jahr 1936 ging es wieder aufwärts und die ersten Erlanger konnten wieder in ihrer Hütte begrüßt werden.

Die Jahre 1936 bis 1945 verliefen ereignisreich. Der D.Ö.A.V. wurde in „Deutscher Alpenverein“ (DAV) umbenannt und als „Fachverband Bergsteigen“ in den Nationalsozialistischen Reichsbund für „Leibesübungen“ eingegliedert. Letzterer wurde nach Kriegsende wieder aufgelöst. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 war es nahezu unmöglich, das Vereinsleben aufrecht zu halten. Am 4. Dezember 1944 fand der letzte Sektionsabend mit zehn Mitgliedern statt.

Auch nach Kriegsende war an eine geordnete Vereinstätigkeit nicht zu denken. Die Wiederaufnahme bedurfte der Genehmigung durch die amerikanische Militärregierung. Erst im Dezember 1945 wurde dem Antrag der Sektion mit der Satzung aus der Zeit vor 1933 stattgegeben. Die Neustrukturierung der Sektion stand nun im Vordergrund. Zu dieser Zeit zählte der Verein wieder 370 Mitglieder.

Alle reichsdeutschen Alpenvereinshütten in Österreich wurden treuhänderisch dem Alpenverein Innsbruck übergeben. Die Neugründung des Deutschen Alpenvereins in München wurde von der Besatzungsmacht und den deutschen Behörden in der US-Zone nicht genehmigt.

In diesen turbulenten Zeiten wählte der Sektionsvorstand Hans Fleischer zum 1. Vorsitzenden, der das Amt bis 1950 ausübte. Ihm folgten Oskar Paulus, der 1953 nach 33-jähriger Tätigkeit sein Amt niederlegte und Prof. Otto Berninger (bis 1969).

1952 erfolgte die Gründung des neuen Deutschen Alpenvereins, die Sektion Erlangen war eine der 234 neu gegründeten Sektionen. Vier Jahre später wurde die Erlanger Hütte vom Alpenverein Innsbruck in das Eigentum der Sektion zurückgeführt. 1960 übernahm Heinz Köhler das Amt des Hüttenwartes und leitete weitreichende Umgestaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen rund um die Hütte ein.

Um die Energieversorgung der Hütte sicherzustellen wurde 1968 eine ca. 13 KW-Wasserkraftanlage errichtet, 1976 wurde die elektrisch betriebene Materialseilbahn, auch Hüttenaufzug genannt, in Betrieb genommen. Sie überwindet den Steilaufschwung vom Talboden der Mittleren Leierstalalm bei ca. 1800 m bis zur Hütte in 2550 m in knapp 15 Minuten.

Umweltschonend aktiv sein

Die Bergsteigergruppe unter maßgebender Federführung von Günther Bram entwickelte die Aktion Blaupunkt als Bewegung für umweltbewusstes Klettern und Wandern. Sie wurde Vorbild für die gesamte Bundesrepublik im Hinblick auf Klettern und Naturschutz. Mit dem Motto „Kletterer schont die Umwelt“ symbolisiert der „Blaupunkt“ eine Klettergesinnung, die von Fairness gegenüber der Umwelt und Verantwortung für die Zukunft geprägt ist.

Sportliche Triumphe ließen nicht lange auf sich warten. Beim ersten „Internationalen Frankenjura Sportklettercup“ in Nürnberg erreichte Gunda Frühwald 1989 im Wettkampf mit den weltbesten Kletterinnen den hervorragenden 8. Platz. Im Anschluss holte sie Gold im Sportklettern, wo sie Deutsche Meisterin war. Der Deutsche Sportklettercup fand erstmals in Erlangen mit insgesamt sieben Veranstaltungen statt. 2001 und 2002 gab es dann jeweils das Finale in Erlangen. Bereits 1998 wurde Lars Decker Deutscher Meister bei den Junioren im Klettern.

Im Dezember 1998 wurde die Kletterhalle im Röthelheim-Park eingeweiht und somit ein Kletterzentrum mit 50 qm Kletterwand bis 8 m Höhe und 240 qm Boulderfläche für unterschiedlichste Trainingsmöglichkeiten bereit gestellt. Hanne Jung, Mitglied der Sektion Erlangen, schuf die Voraussetzungen für den Indoor-Klettersport in Erlangen. In Anerkennung ihrer besonderen Verdienste bei der Finanzierung wurde die Kletterhalle nach ihr benannt.

Entsprechend behördlicher Vorgaben wurde 1999 für die Erlanger Hütte eine Abwasser-Entsorgungsanlage gebaut und in Betrieb genommen. Als Auszeichnung erhielt die Hütte das „Umwelt Gütesiegel“ des Deutschen Alpenvereins.

2004 war die Sektion Erlangen erstmals Ausrichter des World Cup im Bouldern. Hervorragende Organisation, ausgezeichnete sportliche Einrichtungen und das Engagement der Ausrichter schafften die Voraussetzungen für einen weiteren World Cup in dieser Disziplin (2007).

Weitere sportliche Highlights 2006 und 2008 waren der Gewinn des Deutschen Meistertitels im Bouldern in der Jugend A durch Milena Krämer. Alexander Megos wurde in derselben Disziplin Deutscher Jugendmeister in der Jugend B. Außerdem wurde er 2009 Europameister im Klettern und Deutscher Meister in der Jugend A.

Lilli Färber beeindruckte durch ihren Kampfgeist und wurde Deutsche Meisterin in der Lead Jugend, Jugend B sowie im Klettern Jugend B.

2008 war endlich die Finanzierung des Wunschprojektes „Kletterturm“ über 225000 Euro war gesichert, und die Einweihung im Kletterzentrum Röthelheim ließ nicht lange auf sich warten. Ein Jahr später wurde die magische Marke von 6000 Vereinsmitgliedern in der Sektion erstmals geknackt.

Herausragende Kletterer wie Lili Färber und Alexander Megos sowie eine sehr erfolgreiche Wettkampfmannschaft, die in den letzten Jahren herangewachsen ist, sind nur einige Beispiele für eine großartige Ausbildungsarbeit. Die Erfolge haben die Grundlage für den Erlanger Bundesstützpunkt im Sportklettern gelegt.

Jugendarbeit zählt

Felix Wosnitzka legt eines seiner Hauptaugenmerke auf die Jugendarbeit. „Jugendarbeit mit den Schwerpunkten Persönlichkeitsbildung sowie umweltbewusstes Denken und Handeln sind nur einige Werte, die wir vermitteln. Das Angebot an Wanderungen und Bergtouren wurde stark erweitert. Es reicht von Kletterfahrten, Skihochtouren, Mountain-Biking, Vorträgen über das Verhalten in den Bergen, Seiltechnik, Bouldern, Kajakfahren und vieles mehr. Wir sind bestrebt, die Sicherheit der Mitglieder in den Bergen fortwährend zu erhöhen und die Jugend für eine Mitgliedschaft in der Sektion zu begeistern.“ Daher ist man stets bemüht, allen Altersgruppen etwas zu bieten. Ein weiterer Pfeiler der Aktivitäten ist die Ausbildung, die in der Sektion Tradition hat und zum Bestandteil aktiver, verantwortungsbewusster Sektionsarbeit gehört. Waren es ehemals Kletterwarte, Hochtouren- und Bergwanderführer, so sind es heute Übungsleiter – selbst erfolgreiche Kletterer –, die ihre Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung stellen.