Neben statt auf dem Platz: Erlanger gelingt Sprung in den Weltfußball

20.7.2020, 07:21 Uhr
Neben statt auf dem Platz: Erlanger gelingt Sprung in den Weltfußball

Mittlerweile, sagt er, tut es nicht mehr weh. Markus Breglec hört die Fans singen, sieht den Fußball vor sich auf dem frisch geschnittenen Rasen liegen, er hört die Champions-League-Hymne, während das Flutlicht alles in ein fast mystisches Licht taucht. Es sind die Momente, in denen Breglec nah dran ist. Nein, sehr nah sogar. Manchmal, da wären es nur noch zwei, drei Schritte aufs Spielfeld. "Es ist schön, so eng dabei zu sein", sagt er. "Aber ich weiß auch genau, dass ich auf dem Platz nichts verloren habe."


Klopp in Tränen, Massen am Stadion: Liverpool ist Meister


Dabei war Markus Breglec (48) ein sehr ordentlicher Amateurfußballer. Von der E- bis zur A-Jugend ausgebildet beim FSV Erlangen-Bruck wechselte er zum TSV Neunkirchen, damals immerhin stolzer Sechstligist. "Stephan Kramer, Mario Hoffmann und ich, wir waren ein starkes Stürmertrio", erinnert sich Breglec. Aus dem Trikotkoffer zog er sich immer das Hemd mit der Nummer 9 seines Idols Ian Rush – niemand erzielte bis heute mehr Tore für den FC Liverpool. Auch Breglec traf für Neunkirchen – später nochmal für den FSV Bruck, mit Mitspielern wie Peter Stamm und Dion Oppolzer, die bis heute enge Freunde blieben, ging es bis in die Bezirksoberliga.

Über ein Praktikum kam er zu Adidas, er selbst fand immer weniger Zeit fürs Fußballspielen. Gleichzeitig rückte der Weltfußball immer näher: Für Nike zog er nach Amsterdam, betreute für den Sportartikelhersteller die Sparte Profifußball in ganz Nordeuropa. Breglec traf nun die Stars, die er früher auf den Postern im Elternhaus in Bruck an die Wand hängte, wegen denen er sich mit fünf Jahren in den Fußball des FC Bayern verliebte – zum Leidwesen des Vaters, ein Clubfan, der ihn das erste Mal mit ins Stadion genommen hatte.

Der traumhafte WM-Sommer 2006

Nun erlebte Breglec beruflich "einen traumhaften Sommer", wie er sagt, die WM 2006 in Deutschland. Es waren auch hier nur zwei, drei Schritte bis aufs Spielfeld. Er war als Profi ganz oben angekommen – neben dem Fußballplatz. Es buhlten Konkurrenten um seine Dienste, die erst Sony oder HTC hießen, später FC Liverpool oder, wie zuletzt, die AS Monaco. Markus Breglec sprintet lange schon nicht mehr auf der Außenbahn, köpft nicht, passt und schießt keine Tore mehr – trotzdem steht der Erlanger in zwei Champions-League-Finals mit Liverpool. Als Chef der Marketingabteilung entwickelt er Strategien für die digitale Welt, schärft die Marke des Klubs, bestimmt die Art der Kommunikation, die Außendarstellung. "In Liverpool lag die Strategie auf der Hand", sagt er. Das Ehrliche, das Authentische, die Geschichte, die Emotionalität – dass der FC Liverpool mehr verkörpert als ein Profiklub, das galt es herauszuarbeiten, das galt es vorzuleben – und natürlich auch zu verkaufen. "We are Liverpool: This means more" – jenes Motto entwickelte Breglec mit seinem Team, einen Slogan, der die Pulsader dieses Klubs trifft. "In Liverpool merkst du schnell: Wenn du Quatsch erzählst, wenn du PR machst, dann fällst du auf die Nase", sagt Markus Breglec.


Nach 30 Jahren: Klopp macht Liverpool zum Meister


Trotzdem bestimmt er mit, welche Geschichten nicht an die Öffentlichkeit dringen. Ein harter Job, wenn Fans durch die sozialen Medien so gut informiert sind wie nie zuvor, Spieler sich im Internet selbst vermarkten. Der Klub muss die Kontrolle behalten darüber, was in dieser schrillen, oft überzeichneten Fußballwelt, wie sie Breglec empfindet, passiert. Das ist sein Job. Dafür lebt er einen Traum. Sogar Ian Rush traf er kürzlich auf ein Glas Wein. "Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind", sagt Breglec.

Liebe zum Rasen, zum Flutlicht, zu Fangesängen

Diese Leidenschaft, die Liebe zum frisch gemähten Rasen, zum Flutlicht, zu den Fangesängen, all das treibt ihn an: "Maximale Freude, maximale Enttäuschung, so dicht beieinander. Das ist Fußball." Der Champions-League-Triumph 2019 und die magische Nacht gegen Barcelona. Das tragisch verlorene Finale von Kiew. Immer war Markus Breglec Teil des Ganzen, Teil des Teams hinter dem Team. Er half, den traurigen Torwart Lloris Karius abzuschirmen, die Energie der Öffentlichkeit zurück aufs Positive zu fokussieren. "Auch das Marketing ist dafür da, der Mannschaft zu helfen im Streben nach Erfolg." Die Spiele aber, sagt er, werden auf dem Platz gewonnen.

Markus Breglec sucht immer die nächste, große Herausforderung. Wenn man so will, ist er da Amateurfußballer geblieben. So kam er zur AS Monaco, er will dem Verein zu altem Glanz verhelfen. Neben dem Feld natürlich. Zwei, drei Schritte vom Ball entfernt.

Keine Kommentare