Neunkirchen am Brand: Zieht das Rathaus in die Bank?

25.2.2018, 08:45 Uhr
Neunkirchen am Brand: Zieht das Rathaus in die Bank?

© Harald Hofmann

Die Möglichkeiten ließ der Gemeinderat durch den Architekten Lutz Pasemann prüfen. Von den Flächen her wäre es geeignet. Allerdings müsste ein neues Treppenhaus gebaut werden, um einen barrierefreien Zugang zu den Diensträumen zu schaffen. Eine weitere Einschränkung ist die Brandmauer, mit der dieses Haus von den Nachbaranwesen abgegrenzt wird. Die dunkle Rückfront beeinträchtigt die Nutzungsmöglichkeiten.

Auf der Kostenseite würde sich der Erwerb und Umbau rentieren, hat Pasemann errechnet. Er geht von einem Kaufpreis von einer halben Million Euro aus und von Umbaukosten in der Größenordnung von 1,6 Millionen Euro. Dazu käme noch die energetische Ertüchtigung der Haustechnik, die mit rund 900.000 Euro zu Buche schlagen würde. Zusammen mit möglichen Außenanlagen beim Treppenhaus kommt Pasemann auf 3,65 Millionen Euro.

Bei Berücksichtigung der benötigten Dienstflächen kommt ein Neubau auf knapp fünf Millionen Euro - ohne ein Grundstück. Um die alten Verwaltungsgebäude weiterhin sinnvoll zu nutzen, kam der Architekt auf einen Instandhaltungsaufwand von etwa 1,7 Millionen Euro. Als Nutzungsmöglichkeit stellte er sich ein kleines Hotel oder ein Bürgerhaus vor, oder, im Sinne von 3. Bürgermeister Andreas Pfister (SPD), Studentenunterkünfte. Das alles unter dem Aspekt, dass Umbauten in denkmalgeschützten Häusern aufwendig und kostspielig sind.

Der Marktgemeinderat - so zeigte die Diskussion - ist gespalten, ob man einem Neubau oder dem Kauf des Raiba-Anwesens den Vorzug geben sollte, auch wenn sich alle einig sind, dass die Arbeitsbedingungen der Gemeindemitarbeiter dringend verbessert werden müssen.

Für den Erwerb plädierte Martin Walz (CSU). Für ihn ist ein Neubau "nicht ernsthaft vorstellbar". Neubauverfechter ist Gemeinderat Pfister, der schon in modernen Rathäusern gearbeitet hat. Er möchte das neue Haus auf dem Gelände der heutigen Grundschule, dann müsste die Kommune kein Grundstück kaufen.

Den "lichtdurchfluteten Neubau" hält Ines Barrabas (FW) für ein "Luxusproblem", während der Ortsmitte Verwaisung drohe, nachdem auch die Bank ihre Geschäftsräume zum Busbahnhof verlagert. Gerade das erwartet Pfister nicht, wenn ein Investor das alte Bankgebäude erwirbt.

Hinter den Überlegungen steht auch ein massives Zeitproblem, erinnerte Bürgermeister Heinz Richter (FW). Bei der Grundschule ist offen, ob sie zur Mittelschule wandert, wenn sie auf vier Klassen pro Jahrgang aufgestockt wird. Da denkt man an einen Schulcampus mit großzügigen Sportanlagen. Karl Germeroth (FW) mahnte ein schlüssiges Grundkonzept an.

Hochwasserschutz hilft

Deshalb dachte Walz an eine Kaufoption für das Raiba-Gebäude, um mehr Luft für die Schulentscheidung zu haben. Er verwahrte sich nur gegen ein Rathaus auf der grünen Wiese. Armin Spatz (CSU) brachte dann noch eine weitere Option ins Gespräch: Das Raiba-Gebäude erwerben und abreißen und mit einem zeitgemäßen Bau zu ersetzen. Hier warnte der Architekt vor den Ausmaßen: 

Die Bankgebäude stehen auf allen Seiten auf der Grundstücksgrenze; man hätte beim Neubau Probleme mit den geforderten Grundstücks-Abständen.

Einen weiteren Haken hat womöglich das Grundschulgelände, wusste Zweiter Bürgermeister Martin Mehl (CSU): Es liegt zum Teil im Überschwemmungsgebiet. Doch hier hat man rechtzeitig vorgebaut. Das Hochwasserschutzkonzept, das in Arbeit ist, wird Verbesserungen genau für diese Areale bringen, versprach Rat Pfister. Tanja Schell (CSU) bat, vorab die Gegenfinanzierung von Bauten am Schellenberger Weg bei der Mittelschule abzuklären.

3 Kommentare