Neunkirchen: Kommune erhält Bibliothek notfalls in Alleinregie

9.11.2015, 12:00 Uhr
Neunkirchen: Kommune erhält Bibliothek notfalls in Alleinregie

© Harald Hofmann

Nachdem einer der beiden Träger der Bibliothek, die katholische Pfarrei, vor kurzem den "Ehevertrag" gekündigt hatte, traten die Partner bei einer Feier mit Gottesdienst dennoch gemeinsam vor den Altar und bekundeten sich nach wie vor Respekt. Eine weitere Zusammenarbeit gilt als denkbar.

Um die wichtigste Frage gleich vorwegzunehmen: Gelöst ist das Problem noch nicht. Pfarrer Peter Brandl betonte zwar, dass das hohe Niveau der Bücherei nicht ohne die Teamarbeit von Kirche und Kommune möglich gewesen wäre, und er versicherte, dass sich die Pfarrgemeinde auch nach Auslaufen des Vertrags Ende 2016 für die Bücherei engagieren werde. Wie und in welchem Umfang dies geschehen kann, dazu könne er aber zum Festakt noch mit keiner „in Stein gemeißelten“ Lösung aufwarten.

Bürgermeister Heinz Richter dankte der katholischen Kirchenstiftung nachdrücklich dafür, dass sie „in den letzten 50 Jahren für ihr Baby da war“. Der Baby-Vergleich spielte darauf an, dass die Bücherei vom damaligen Pfarrer Matthäus Schmittlein 1965 ins Leben gerufen und bis 1979 allein unter kirchlicher Regie betrieben worden war.

Gemeindechef Richter wünscht sich die seither erfolgte gemeinsame Fortführung der Bibliothek auch in Zukunft. Er bekundete aber auch, dass die Kommune, falls es dazu käme, diese Einrichtung wegen ihres „unschätzbaren Wertes“ notfalls als alleiniger Träger in unveränderter Weise fortführen würde.

Der Bürgermeister erinnerte in diesem Zusammenhang an das breitgefächerte Angebot der Bücherei, das weit über die Medienausleihe hinausgehe. Dazu gehörten Vorlesenachmittage, Bastelaktionen und Spiele mit Kindern, eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen sowie Autorenlesungen für Erwachsene.

Büchereileiterin Gabi Bail, die ab 2003 in die Fußstapfen ihrer Schwiegereltern Peter und Hanni Bail getreten war, erinnerte noch an ein zusätzliches Engagement ihrer anverwandten und mit Ehrungen (Verdienstorden, Bürgermedaillen) bedachten Vorgänger: Sie brachten Aufzeichnungen und Chroniken von Heimatforschern in Buchform heraus und verfassten auch Eigenbeiträge.

In ihrer Ansprache skizzierte die heutige Leiterin auch die Stationen des Büchereibetriebs vom Elisabethenheim über die Sakristei und den alten Kindergarten der Pfarrei bis hin zum Bibliotheksbau neben dem Zehntspeicher (2001). Gestartet wurde vor 50 Jahren mit einem Buchbestand von 469 Exemplaren und 150 Lesern; heute liegt der Medienbestand einschließlich E-Books bei 22 000 Angeboten und die Zahl der regelmäßigen Nutzer bei 1900.

Der Erfolg der Marktbücherei hat viele Väter, Mütter und Kinder:

Unter der Regie von Stefan Eß, geschäftsführender Direktor des Michaelbunds (einer Organisation, die 1100 katholische-öffentliche Büchereien fördert) fanden folgende Ehrungen statt: Anni Werwein wurde für 36 Dienstjahre in der Neunkirchener Bücherei, Sabine Reis, die heutige stellvertretende Leiterin, für 31 und Margitta Schäfer für 25 Jahre mit der goldenen Ehrennadel des Michaelbundes bedacht.

Für 13 bis 18 Jahre Mitarbeit erhielten Monika Haber, Gertrud Kufner, Karin Schäfer, Gabriele Bali, Sabrina Jörg, Ingelore Drexler und Cäcilia Tiedemann „Silber“.

Keine Kommentare