Neunkirchen: Viele Missstände, wenig Hochwasserschutz

12.6.2018, 17:00 Uhr
Neunkirchen: Viele Missstände, wenig Hochwasserschutz

© Pauline Lindner

Eine 150 Seiten dicke Dokumentation übergaben der Kreisvorsitzende Ulrich Buchholz, der Neunkirchner Ortsvorsitzende Bernhard Birnfeld und seine Vorstands-Kollegin Karin Weber aus Dormitz den Bürgermeistern Heinz Richter (Neunkirchen) und Holger Bezold (Dormitz).

Nicht vom Tisch

Seit Jahren verfolgen die Gemeinden im Einzugsgebiet des Brandbachs Konzepte zum Hochwasserschutz und zur Gewässerentwicklung. "Das Thema ist nicht vom Tisch, auch wenn Hetzles durch einen Ratsbeschluss jetzt raus ist", erklärte Bezold. "Das Wasser entsteht am Hetzleser Berg; es wäre vernünftig gewesen, wenn die drei Gemeinden an einem Strang gezogen hätten."

Das sehen auch die Leute vom BN so, vor allem, weil in der Hetzleser Gemarkung genauso große Flächen liegen wie in der Unterlaufgemeinde Dormitz, die sich für Retentionsflächen bei Hochwasser eignen. Birnfeld kann nicht nachvollziehen, weshalb man in Hetzles damit argumentiert, es habe im Ort seit 200 Jahren kein Hochwasser gegeben. Erst im Januar 2016 trat der Hahnenbach über die Ufer und setzte die westlichen Schlierbachfluren außerhalb des bebauten Orts unter Wasser.

"Es ist bekannt", so Bernhard Birnfeld, "dass die Anlieger des Unterlaufs von Fließgewässern nur dann ausreichend zu schützen sind, wenn bereits im Oberlauf die Schulaufgaben zum Rückhalt von Starkregen gemacht wurden."

Eine Chance für Zusammenarbeit sehen die beiden Bürgermeister in einem Gespräch mit dem Wasserwirtschaftsamt Kronach nächste Woche, an dem auch der Hetzleser Bürgermeister teilnehmen wird. Hier soll zur Sprache kommen, wie es mit dem Hochwasserschutz entlang dem Brandbach und seinen Nebengewässern weitergehen soll.

Störende Einbauten

Beeinträchtigt wird er heute durch diverse Einbauten und Lagerungen von Gütern in unmittelbarer Bachnähe. Als Beispiel nannte Weber Uferverbauungen aus Autoreifen und Eternitplatten sowie Brennholzstapel. Beim am Brandbach schnell steigenden Wasserstand würden sie mitgerissen und versperrten an Brücken und Durchlässen den Wasserabfluss.

Viele der 16 störenden oder verbotenen Maßnahmen wurden vom Bund Naturschutz gelistet. Bürgermeister Richter betonte mehrfach, dass sich der Markt sehr wohl um den Brandbach kümmere. Nicht nur durch Mähen und Ausbaggern der Retentionsfläche bei der Grundschule. Die Anrainer werden, so Richter, immer wieder angeschrieben, um Einbauten zu beseitigen. "Wir hatten schon harte Streitfälle bis hin zu Gerichtsverhandlungen. Wir schauen hin", machte er deutlich. Zudem weise die Marktgemeinde immer wieder darauf hin, wie die Pflege der Bachufer zu machen sei. "Uns sind die Probleme bekannt."

Dormitz’ Bürgermeister kann sich den Brandbach durchaus als "grüne Lunge" im Ort vorstellen. Aber der größte Uferanteil ist in Privatbesitz. Wenn möglich erwirbt die Gemeinde solche Flächenstreifen.  Vielleicht ergibt sich so auch eine Möglichkeit, die denkmalgeschützte Nepomukbrücke — eine Sandsteinbogenbrücke mit begrenztem Durchlass — mit einem Bypass zu entlasten, hofft er.

BN-Vorstandsmitglied Karin Weber riet, zur Verbesserung des Uferzustands vorrangig auf die Dinge zu setzen, die kein Geld kosten. Das sind zum einen Auflagen in Pachtverträgen für gemeindliche Grundstücke, zum anderen Bürgeraktionen. Weber denkt hier vor allem an die Beseitigung des drüsigen Springkrauts. Die riesige Pflanze aus dem Himalaya mit ihren rosa Blüten breitet sich hierzulande an feuchten Stellen aus und verdrängt den heimischen Uferbewuchs, darunter auch das um kleinblütige, gelb blühende heimische Springkraut.

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