Ortsdurchfahrt in Weiher gesperrt: Weiter Weg für Pendler

7.4.2018, 16:11 Uhr
Ortsdurchfahrt in Weiher gesperrt: Weiter Weg für Pendler

© Scott Johnston

Markus Herrmann wohnt in Oberschöllenbach und arbeitet in Weiher, so dass er als Anlieger eingestuft wird. Diese dürfen während der Sanierung der Ortsdurchfahrt passieren. Da Polizeikontrollen angekündigt sind, will sich Herrmann bei der Gemeinde erkundigen, ob ein Berechtigungsschild ausgestellt werden kann, oder sich alternativ um eine Verdienstbescheinigung kümmern, damit er lange Diskussionen ausschließt und pünktlich zur Arbeit kommt.

Es sei zu vermuten, dass es plötzlich sehr viele "Anlieger" gebe, die angeblich ihre Oma besuchen müssen oder eine andere Ausrede parat haben. Um Staus auf der stark befahrenen Staatsstraße 2240 zu entgehen, benutzten schon jetzt Autofahrer aus Richtung Kalchreuth die schmale Straße beim Wasserwerk in Weiher, obwohl sie nur für die Anwohner frei ist. Herrmann: "Die Polizei hat sicher nicht das Personal, dies ständig zu überwachen."

Dass sich die wirklichen über die fingierten Anwohner ziemlich aufregen, sei verständlich. Probleme könne es zudem geben, wenn Parkverbote ausgewiesen werden müssen, damit — wie vorgesehen — der Bus des ÖPNV weiterhin durch Weiher fahren kann, was dann mit der Suche nach neuen Stellflächen verbunden wäre.

Große Umfahrungen vermeiden

Ortskundige würden wohl nicht selten Strecken durch kleinere Ortschaften wählen, damit sie die großräumigen Umfahrungen vermeiden. Zur Entschärfung der Situation soll der Verkehr nach Erlangen bekanntlich von Dormitz über Kalchreuth, Nürnberg-Neunhof, Boxdorf und die B 4 zur Kurt-Schumacher-Straße, aus Erlangen dagegen über Spardorf, Marloffstein, Langensendelbach, Effeltrich nach Neunkirchen und Dormitz geleitet werden. Die Tochter von Markus Herrmann arbeitet in Erlangen und favorisiert die Strecke über Kalchreuth, weil hier die voraussichtliche Fahrzeit zuverlässiger eingeschätzt werden könne. Er selbst plant in jedem Fall einen zeitlichen Puffer ein, um nicht zu spät anzukommen.

Eine Neunkirchnerin, die in der Erlanger Altstadt ein Geschäft betreibt, befürchtet nicht nur, dass sie ab Montag viel Zeit auf der Straße verbringen wird, sondern auch, dass die weiten Umleitungsstrecken Kunden aus dem Umland abschrecken könnten. Durch den Bau der ICE-Trasse habe man im historischen Zentrum von Erlangen bereits dreieinhalb Jahre unter Staus gelitten. Nun gebe es die nächste Belastung. Auch Handwerker aus Neunkirchen und Umgehung, die zu einem Auftrag nach Erlangen müssten, graue es vor den absehbaren Verzögerungen.

Mehr Verkehr in Rosenbach

Schon als in Uttenreuth der Flüsterasphalt auf der Staatsstraße aufgetragen wurde und die Autos kurzzeitig über Effeltrich geführt wurden, war der Neunkirchener Ortsteil Rosenbach eine bevorzugte Abkürzung. Allerdings sind die Fahrbahnen eng, was durch geparkte Autos noch verschärft wird. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer ignorieren Auswärtige häufig, obwohl dort viele Kinder wohnen.

Robert Krauthöfer, Kommandant der Rosenbacher Feuerwehr, nimmt an, dass sich während der Sperrung in Weiher noch deutlich mehr Fahrzeuge durch Rosenbach quälen werden: "Viel dagegen unternehmen können wir freilich nicht. Oder sollen wir Schranken vor unserem Dorf aufstellen?"

Er selbst macht sich bereits um 6 Uhr auf dem Weg zur Arbeit und kehrt erst am Abend zurück, so dass er hofft, "dem Rummel weitgehend aus dem Weg zu gehen." Wenn die Feuerwehr zu Einsätzen ausrücken müsse, vertraue er auf Blaulicht und Sirene, um nicht im Stau stecken zu bleiben.

Probleme für Rettungsdienst

Da der Linienbus über einen kurzen Umweg weiter durch Weiher fahren kann, schätzt Julian Pertek aus Heroldsberg, Leiter der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) beim Rettungsdienst für das Erlanger Oberland, dass auch die Sanitäter bei Notfällen diese Möglichkeit nutzen dürfen: "Hier ist schließlich jede Sekunde entscheidend." Er arbeitet hauptberuflich bei der Autobahndirektion in Tennenlohe und ist dort "mit Baustellen, Staus und Umleitungen zur Genüge konfrontiert."

Deshalb wundere er sich, wenn gefordert werde, dass bei der Sanierung der Durchfahrt einfach zügiger gearbeitet werden solle, um schneller fertig zu werden: "Wenn scheinbar nichts passiert, hat das sein Gründe, muss beispielsweise der Asphalt abkühlen oder der Beton austrocknen. Ich bin mir sicher, dass alles unternommen wird, um die Neugestaltung des Abschnitts der ST 2240 rasch durchzuziehen."

Ausgereifte Planung

Dies sieht Frederic Ruth, Bürgermeister von Uttenreuth, ähnlich: "Das Staatliche Bauamt hat mit uns die Sanierung der Ortsdurchfahrt detailliert und sehr kooperativ unter der Beteiligung der Bürger durchgesprochen. Das gilt auch für die Umleitungen. Hier müssen einfach bestimmte Vorgaben wie eine ausreichende Breite und Befestigung der Straßen eingehalten werden."

Er habe Verständnis für die vielfältigen Sorgen, bitte jedoch um Geduld: "Es war überfällig, die Straße zu erneuern. Hinzu kommen außerdem Lärmschutz, der Radweg, Querungshilfen, neue Bushaltestellen, Treppen und barrierefreie Zugänge, wodurch die Maßnahme sehr umfangreich wird." Man müsse eben die harte Zeit während der Sperrung durchstehen, habe dann aber eine Lösung, um die seit 2007 gekämpft worden sei.

Umstieg auf Nahverkehr

Wie Ruth hält die Eckentaler Bürgermeisterin Ilse Dölle die Sperrung für eine gute Gelegenheit, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen: "Dies sollte sowohl hinsichtlich der Belastung für die Anwohner als auch wegen des Klimaschutzes das Ziel für die Zukunft sein. Schließlich müssen wir auch an die nächsten Generationen denken."

Einen Traum hat sie noch nicht aufgegeben, auch wenn dessen Verwirklichung vielleicht erst ihre Nachfolger erleben werden: die Erweiterung der Stadt-Umland-Bahn bis nach Eckental. Die Oedhoferin: "Dies mag nicht ganz billig sein, aber auch in Tunnel und Autobahnen wird viel Geld investiert. Durch den Ringschluss mit der Gräfenbergbahn wäre diese Lösung ideal für unseren Raum."

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