Pfandbecher "Recup" kommt auch nach Erlangen

17.5.2019, 06:00 Uhr
Pfandbecher

13 Minuten. "So lang halten Kaffeetrinker im Durchschnitt den Becher mit dem ,Coffee to go‘ in der Hand", sagt Erlangens Umweltbürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. Dann wandert der Becher in den nächsten Abfalleimer. 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher werden auf diese Weise jedes Jahr in Deutschland weggeworfen.

40.000 Tonnen unnötigen Abfall

Oder anders ausgedrückt: "40.000 Tonnen unnötigen Abfall verursachen wir in Deutschland pro Jahr auf diese Weise", kritisiert die Grünen-Politikerin. Und auch wenn die Becher bloß zwei Prozent Anteil am gesamten Verpackungsmüll haben, sei es doch wichtig, dagegen etwas zu tun. Allein schon deswegen, weil es "ein Sinnbild für die Mentalität des Wegwerfens" sei.

Die Idee, in Erlangen aktiv zu werden, findet Lender-Cassens deshalb prinzipiell gut. Doch die im Jahr 2015 gestartete Initiative "Coffee to go again" mit der Einführung von Mehrwegbechern hat trotz mehrerer Anläufe und der Unterstützung durch das Umweltamt nicht wirklich funktioniert.

Und hier kommt nun Friedhelm Elias ins Spiel. Der pensionierte Erlanger Lehrer will die Idee des Mehrwegbechersystems nicht als gescheitert aufgeben. Er hat das Gespräch mit dem Umweltamt und der Bürgermeisterin gesucht - und sie davon überzeugt, dass sich ein erneuter Anlauf lohnen wird. Nun setzt er sich als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Umweltamtes genau dafür ein.

"Das bisherige System hat sich nicht durchgesetzt, weil viele nicht daran denken, ihren Becher jedes Mal einzupacken, wenn sie unterwegs sind", meint er. Anders wäre es, wenn die Kunden ihren Kaffee zum Mitnehmen in einem Pfandbecher bekämen, den sie dann an irgendeiner anderen Stelle wieder abgeben könnten.

Pfandbecher

© Foto: Horst Linke

Nürnberg hat es vorgemacht. "Die Stadt hat vor einem Jahr mit 36 Cafés und dem gesamten Bahnhof angefangen", sagt Elias. Hier wurden die sogenannten "Recup"-Becher eingeführt. Der Nürnberger Hauptbahnhof war damit der erste in Deutschland, der dieses Pfandbecher-System flächendeckend anbot. Auch der Tiergarten ist mittlerweile mit im Boot.

Der Becher kostet einen Euro Pfand

Einen Euro Pfand zahlen die Kunden für den Becher, wenn sie ihren Kaffee kaufen. Beim Abgeben des Bechers bekommen sie das Geld zurück. Über 2000 Aus- und Rückgabestellen gibt es deutschlandweit inzwischen für die aus recycelbarem Kunststoff hergestellten Pfandbecher des Münchener Unternehmens und Marktführers. "In Erlangen gibt es aber bisher nur vier Stellen, die Recup-Becher ausgeben und zurücknehmen", hat Elias festgestellt. "Die beiden ebl-Filialen, die Rösttrommel und das Café im Novotel."

Das sollte sich ändern, findet er. "Die Voraussetzung, damit das Ganze läuft, ist, dass möglichst viele Cafés und Anbieter von Kaffee mitmachen." Am besten in der ganzen Metropolregion. Und eben auch in Erlangen. Dann könnten beispielsweise Studenten im Bahnhof in Nürnberg einen Kaffee kaufen und den Becher in Erlangen wieder abgeben.

Cafés, Bäckereien und Gastronomiebetriebe sollen mitmachen

Derzeit versucht Elias, Cafés, Bäckereien und Gastronomiebetriebe dafür zu gewinnen, das Pfandsystem anzubieten. Diese würden, so meint er, sich die Anschaffung der Pappbecher sparen und unter dem Strich besser fahren. Etliche Zusagen hat er schon.

Doch das ist nicht alles. Denn natürlich wird es auch darum gehen, dass viele Kaffeekunden mitmachen. Deshalb gibt es Überlegungen, im Herbst bei der Begrüßung der Erstsemester an der FAU allen Studierenden einen Pfandbecher zu schenken und damit das "Recup"-System bekannt zu machen.

"Dass wir ein Kickoff zum Semesterbeginn brauchen, ist eine Idee, die wir verfolgen sollten", sagt Lender-Cassens. Überhaupt hofft sie, dass der neue Anlauf endlich den Einwegbechern den Garaus macht. "Es wäre toll, wenn es einfach zum guten Ton gehört, Pfandbecher anzubieten."

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