Pokal-„Wahnsinn“

5.9.2003, 00:00 Uhr
Pokal-„Wahnsinn“

© Bernd Böhner

Es ist so weit: Erlangens kleiner Nachbar Forchheim sorgt jetzt für Pokal-Wahnsinn. Der Regionalligist VfB Forchheim hat in der 2. Hauptrunde des DHB-Pokals eines der ganz großen Lose gezogen. Nach Forchheim kommt nämlich am 8. Oktober der Erstligist SG Wallau-Massenheim. Verdient hat sich Forchheim dieses absolute Glückslos mit seinem eindrucksvollen 33:13-Kantersieg in der ersten Pokalrunde gegen den Zweitligaabsteiger TVA Saarbrücken.

Zwei von jenen, die für Erlangen im Jahre 1993 gegen Lemgo 16:15 gewonnen haben und danach äußerst unglücklich gegen den damaligen Bundesligisten Hameln 24:25 verloren haben durch einen verfrühten Wurf von Leibold vier Sekunden vor Schluss beim 24:24. Der Wurf ging fehl und Hameln bekam noch einen Siebenmeter für den Sieg geschenkt.

Gunter Wagner und Carsten Henrici, die jetzt für Forchheim spielen, standen damals im Erlanger Aufgebot zusammen mit Karger, Lehmann, Sazankow, Leibold, Leupold, Haberzettl, Wunder (der zog sich gegen Hameln einen Kreuzbandriss zu), Sauer, Maar, Herzberger, Meder, Schrauder und Gröner (der brach sich gegen den TBV Lemgo den Daumen).

Wallau-Massenheim ist der Top-Handballverein der Region Frankfurt/Main; man spielt die Erstligabegegnungen denn auch in Frankfurt. Größte Wallauer Erfolge waren der Gewinn von zwei deutschen Meisterschaften Anfang der 90er Jahre, der Sieg im Europapokal 1992 und der Supercup-Sieg 1994.

Manager ist mit Bülent Aksen ein ehemaliger Torhüter von der CSG Erlangen. Aksen musste vor Saisonbeginn Schwerstarbeit im Finanzbereich leisten, um den Etat von 1,7 Millionen Euro zu sichern. Vor einem Jahr schwebte noch der Pleitegeier über dem Verein, sogar von Insolvenz wurde da geredet. Aber kürzlich konnte Aksen aufatmen, denn es gelang ihm, einen neuen Trikotsponsor zu gewinnen, der eine sechsstellige Euro-Summe einbringt: die spanische Orangensaft-Marke Don Simon.

Zum Spielerkader der von Martin Schwalb trainierten SG Wallau-Massenheim gehört ebenfalls ein Ex-Erlanger (von der HG), der mittlerweile 63-fache Nationalspieler Christian Rose. Weitere deutsche Nationalspieler der SG sind Jan-Olaf Immel, und Jens Tiedtke. Dazu kommen der jugoslawische Nationaltorwart Zoran Djordjic, der 177-fache russische Nationalspieler Igor Lawrow sowie die beiden isländischen Nationalspieler Runar Sigtryggsson und Einar Örn Jonsson. Da wartet also eine wohl unlösbare Pokal-Aufgabe auf die VfB-Spieler — aber zugleich die traumhafte Möglichkeit, einmal ernsthaft gegen einen Bundesligisten spielen zu können. Und warum sollte ein ähnlicher großer Coup nicht auch den Forchheimern gelingen? eBe/chb