Seltene Auszeichnung

Professor Uder aus Erlangen erhält den Preis des Bundespräsidenten

23.11.2023, 10:39 Uhr
Das Siegerteam mit seiner Entwicklung:  Prof. Michael Uder, David Grodzki und Stephan Biber (v. l.) haben viel Zeit investiert, um die neuartige Niedrigfeld-MRT-Plattform in die  klinische Anwendung zu bringen und damit Patienten weltweit zu  helfen.

© Deutscher Zukunftspreis/Ansgar Pudenz Das Siegerteam mit seiner Entwicklung: Prof. Michael Uder, David Grodzki und Stephan Biber (v. l.) haben viel Zeit investiert, um die neuartige Niedrigfeld-MRT-Plattform in die klinische Anwendung zu bringen und damit Patienten weltweit zu helfen.

Prof. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Uniklinikums Erlangen, war gemeinsam mit Stephan Biber und David Grodzki an der Entwicklung des Magnetom Free, einer Plattform für Magnetresonanztomografie (MRT) mit niedriger Feldstärke, entscheidend beteiligt. Jetzt haben die drei den Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation erhalten . "Die Auszeichnung mit dem Deutschen Zukunftspreis 2023 ist eine große Ehre und besondere Anerkennung für das ganze Team. Damit wird auch die jahrelange enge Zusammenarbeit von Uniklinikum und Siemens Healthineers gewürdigt“, äußerte sich Prof. Uder am Tag der Preisverleihung. „Ich freue mich sehr über diese Ehrung und gratuliere Michael Uder sowie seinen Teamkollegen herzlich“, betonte Prof. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Erlangen.

Allein die Nominierung im September war schon eine große Ehre gewesen: Für den Deutschen Zukunftspreis werden jährlich nach einem mehrstufigen Verfahren nur drei Einzelpersonen oder Teams nominiert. Die Verleihung an das endgültig ausgezeichnete Projekt erfolgt dann im November oder Dezember durch den deutschen Bundespräsidenten. Der Deutsche Zukunftspreis ist mit 250.000 Euro dotiert. „Über die Hälfte der Weltbevölkerung hat aktuell keinen Zugang zu MRT, da die komplexe Technologie an vielen Orten nicht installiert oder betrieben werden kann. Die Bildgebungstechnologie ist aber für zahlreiche Erkrankungen von zentraler Bedeutung. Um dieses Missverhältnis zu beseitigen, musste die MRT grundlegend neu gedacht werden“, erläuterte Michael Uder. „Indem wir mehrere Variablen verändert und innovativ miteinander kombiniert haben, ist es gelungen, ein System zu kreieren, von dem künftig weltweit viele Menschen profitieren werden. So kann die Erlanger Neuentwicklung eine entscheidende Rolle für viele Patientinnen und Patienten spielen – gerade in wirtschaftlich wenig entwickelten Regionen.“

Leben werden gerettet

Ein verlässliches MRT-Gerät ist groß, komplex und teuer. „Deswegen steht die Technologie vorwiegend Patientinnen und Patienten in Industriestaaten zur Verfügung“, bedauerte Prof. Uder den aktuellen Zustand. Die Magnetresonanztomografie ist strahlungsfrei und kommt insbesondere bei orthopädischen Beschwerden, neurologische Erkrankungen und Krebs zum Einsatz. „Der Zugang zu einem MRT-Gerät kann also konkret Leben retten“, betonte Michael Uder. Gemeinsam mit Stephan Biber und David Grodzki von Siemens Healthineers arbeiteten Prof. Uder und sein Team am Uniklinikum Erlangen deshalb seit 2012 an einer Neuentwicklung. Das Ergebnis ist Magnetom Free – eine kostengünstige und energieeffiziente Systemplattform, die den Zugang zur Magnetresonanztomografie stark vereinfacht. „Nun können MRT-Geräte auch dort aufgestellt und betrieben werden, wo dies bisher nicht möglich war“, stellte Michael Uder klar.

Das Team konnte in vielen Untersuchungen zeigen, dass der KI-basierte Algorithmus zur Bildrekonstruktion eine für präzise Diagnosen ausreichende Bildqualität ermöglicht. Kompakte Größe: Magnetom Free ist keine zwei Meter hoch und wiegt nur drei Tonnen. Anders als konventionelle Geräte – die häufig erst nach Umbauarbeiten und mithilfe eines Krans installiert werden können – passt das neue System durch normale Türen.

Bei dem neuen Gerät konnte der Röhrendurchmesser zudem auf 80 Zentimeter vergrößert werden. Dies ermöglicht die Untersuchung adipöser Patientinnen und Patienten und erleichtert sie für Kinder sowie Menschen mit Klaustrophobie. Die Markteinführung von Magnetom Free erfolgte bereits 2021. „Dass wir es tatsächlich geschafft haben, Menschen den Zugang zu MRT-Untersuchungen zu ermöglichen, für die das bisher undenkbar war, erfüllt mich mit Stolz“, sagte Prof. Uder und verwies auf Installationen in Brasilien, Indien und Angola. Im Jemen konnte sogar das erste moderne MRT seit über zehn Jahren installiert werden.

Kinder profitieren als erstes

Aber auch in Erlangen selbst kommt Magnetom Free bereits zum Einsatz. Für die Kinderradiologie in der Kinder- und Jugendklinik des Uniklinikums Erlangen konnte Magnetom Free.Max aufgrund seines geringen Gewichts in einem Raum nahe der Intensivstation installiert werden, sodass die Untersuchung der jungen Patientinnen und Patienten ohne viel Aufwand möglich ist. „Perspektivisch denken wir auch über Installationen direkt auf Intensivstationen nach, um Betroffenen Transportwege und Wartezeiten zu ersparen“, erläuterte Michael Uder.

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