Regnitztal-Querung ist Lackmus-Test für die StUB

23.3.2018, 19:00 Uhr
Regnitztal-Querung ist Lackmus-Test für die StUB

© Foto: Peter Millian

Dass von der Routenwahl auch Bauvarianten in der Innenstadt betroffen sind, machte bereits der Ausgangspunkt deutlich: Sollte eine Streckenvariante durch die Altstadt und über den Dechsendorfer Damm (eigentlich eine Brücke!) favorisiert werden, könnte ein Tram-Bahnhof hinter dem Erlanger Hauptbahnhof entfallen. Hier ist die derzeit vom Zweckverband favorisierte Lösung relativ aufwendig: An den Arcaden müsste die Tram in eine Unterführung "abtauchen" und danach hinter dem Bahnhof ankommen.

An dieser Planung könnte festgehalten werden, träte man einer anderen alternativen Streckenführung näher: Vom Großparkplatz entlang der Thalermühlstraße und südlich der "Banane" (dem Wohnhaus gegenüber dem Schlachthof) auf oder neben dem Dechsendorfer Damm Richtung Möhrendorfer Straße und Stadtwesten.

Eine dritte, seit langer Zeit diskutierte Variante, ist die Streckenführung von den Arcaden durch die Unterführung Güterhallenstraße auf die Äußere Brucker-Straße und später an der Kreuzung Paul-Gossen-Straße Richtung Westen über den Büchenbacher Damm in die Straße Am Europakanal. Dieser Variante wird von ihren Befürwortern ebenso ein hohes Fahrgastpotenzial zugesprochen wie die Variante durch die Altstadt, die auch als Achse des städtischen Binnenverkehrs Charme hätte.

In der Diskussion zeigen sich dann aber auch Gegenargumente. So ist der technische Leiter des StUB-Zweckverbands, Florian Gräf, keineswegs überzeugt davon, dass die Altstadttrasse technisch unproblematisch ist: Sowohl die Pfarrstraße als auch die neue Bahnunterführung Martinsbühler Straße könnten Probleme machen. Und auch eine Streckenführung durch die Möhrendorfer Straße sei nicht ohne großen Aufwand möglich. Technisch umsetzbar sei zwar die Variante entlang der Thalermühlstraße, allerdings würde diese Linie kaum Fahrgastpotenzial erschließen.

Die Trassenführung über die Äußere Brucker-Straße hätte nach Gräfs Einschätzung ebenfalls den Nachteil, dass Tram und Autos sich eine Fahrbahn teilen müssten – ein Nachteil, der allerdings in vielen Bereichen besteht und vor allem wegen der hinderlichen Zuschussmodalitäten wenig Freunde hat. Die mangelhafte Bezuschussung solcher Strecken mit Doppelnutzung (von Tram und Auto) ist aber nach Überzeugung von Oberbürgermeister Florian Janik überholt, da Straßenbahnen heute mit entsprechender Leit- und Signaltechnik nicht mehr zwangsläufig vom Autoverkehr ausgebremst werden, eigene Trassen in vorhandenen Städten auch kaum "erfunden" werden könnten.

Am Vorschlag einer "ziemlich filigranen" (Gräf) Kosbacher Brücke entzündete sich der erwartbare Streit um die Stadtökologie. Auwaldzerstörung, Gefährdung von Feuchtbiotopen und eine Querung des Talraumes an seiner breitesten Stelle – die Argumente sind bekannt und schwer widerlegbar. Gräf dazu: "Bei der Abwägung eines auch der Umwelt dienenden Verkehrsprojekts kann der Naturschutz nur einer der Abwägungspunkte sein." Befürchtungen, die Kosbacher Brücke könnte später zum Einfallstor für den Autoverkehr werden, wehrt Gräf ab: "Die Brücke würde dies wegen ihrer beschränkten Dimensionen nicht zulassen. Wir wollen schließlich keine vierspurige Straße bauen."

Den Sinn der mit rund 80 Teilnehmern trotz beißender Kälte gut besuchten Radrundfahrt fasste Florian Janik so zusammen: "Wir wollen die Meinung der Bürger wissen, um eine möglichst gute Planung zu ermöglichen. Und wir wollen durch die offene Diskussion und Abwägung erreichen, dass wir nach Abschluss der Planungen nicht in juristische Auseinandersetzungen verwickelt werden. Befürchtungen, dass hier getrickst werden soll, sind gegenstandslos."

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