Sirenen

Rückkehr der Heuler in Erlangen und im Landkreis ERH

23.7.2021, 14:25 Uhr
Auch auf dem Dach der Alterlanger Feuerwehr ist eine Sirene installiert worden, die in einem Umkreis von mindestens einen Kilometer zu hören ist.

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Auch auf dem Dach der Alterlanger Feuerwehr ist eine Sirene installiert worden, die in einem Umkreis von mindestens einen Kilometer zu hören ist.

Früher war alles besser? Nein. Nur manches. Die alte Bundesrepublik lebte in ständiger Bedrohung. An der innerdeutschen Grenze standen sich zwei militärische Blöcke bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Allein das hielt beiderseits der Grenze das Bewusstsein für Zivilschutz hoch, wobei Sirenen sowohl in Ost als auch in West das Rückgrat bildeten, um die Bevölkerung vor drohenden Gefahren zu warnen.

Reihenweise abgebaut

Dann kam das Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung. Sirenen gehörten plötzlich zum alten Eisen und wurden reihenweise abgebaut. Heute verlässt man sich auf Internet, Handy, Warnapps und Co.

Warntag als peinlicher Flop

Doch die haben Schwächen. So erwies sich der bundesweite „Katastrophen-Warntag“ im September 2020 als peinlicher Flop und deckte, teils eklatante Lücken und Fehlfunktionen im Web- und App-basierten Katastrophenschutzsystem auf. Nicht wenige Kommunen fragten sich daraufhin, ob sie nicht doch auf Althergebrachtes zurückgreifen, beispielsweise Sirenen.

Neue Sirenen in der Stadt

In der Stadt Erlangen hatte man schon vorher einen anderen Weg gewählt. Statt die Heuler abzubauen, wurden in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche neue errichtet, berichtet Brandrat Friedhelm Weidinger. "Damit ist das bewohnte Stadtgebiet komplett abgedeckt." Dazu stehen insgesamt 27 Sirenen zur Verfügung. Auf dem Bergkirchweihgelände kamen zusätzlich zwölf weitere hinzu. "Diese dienen nur der Warnung von Bergkirchweihbesuchern", sagt Weidinger.

Moderne elektronische Anlagen

Bei allen Sirenen handelt es sich um moderne elektronische Sirenenanlagen, berichtet der Brandrat weiter. "Die früheren Motorsirenen wurden ersetzt. Alle Sirenenanlagen sind batteriegepuffert." Die Kosten für den Aufbau trug überwiegend die Stadt; teilweise gab es Zuschüsse vom Land. Die Wartungskosten werden in voller Höhe von der Stadt getragen.

"Schnellste Möglichkeit"

"Die Sirenenwarnung ist damit neben der Warnung über Lautsprecherfahrzeuge und die Warn-App NINA der wichtigste Bestandteil des Erlanger Warnkonzepts, da es immer noch die schnellste Möglichkeit ist, eine große Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern zeitgleich zu erreichen", sagt Friedhelm Weidinger.

Bedeutung der Töne nicht allen klar

Allerdings gibt es noch ein anderes Problem: "Nicht alle Menschen kennen die Bedeutung der Sirenentöne", erzählt Brandrat Weidinger. Durch zahlreiche Maßnahmen, wie zum Beispiel Veröffentlichungen im Internet, Flyer oder den Tag der offenen Tür versucht die Stadt dieses Wissen zu steigern. Weitere Aktionen sind in Planung. Weidinger: "Möglicherweise helfen die aktuellen Hochwasserereignisse das Bewusstsein für kritische Lagen zu erhöhen."

Anfrage läuft

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt gestalten sich die Dinge ein wenig komplizierter: Derzeit läuft laut Pressesprecherin Stephanie Mack eine Abfrage, welche Bereiche und Orte mit Sirenen ausgestattet sind. Eine hinreichende Übersicht liegt daher derzeit noch nicht vor.

Alarmierung oder Warnung?

Im Bereich der Sirenen ist zwischen Sirenen zu unterscheiden, die für die Alarmierung der Feuerwehrkräfte installiert sind, und Sirenen, die (auch) zur Warnung der Bevölkerung eingesetzt werden können.

Auch mobile Sirenen möglich

An Orten, die nicht mit ortsfesten Sirenen ausgestattet sind beziehungsweise wo Sirenen nicht gehört werden können, kann mit mobiler Sirene auf einem Lautsprecherfahrzeug gewarnt werden. Hier hält der Landkreis Erlangen-Höchstadt überörtlich mobile Sirenenanlagen vor. Mithilfe der sogenannten Dispogruppe „Warnen“ kann die Bevölkerung mittels Lautsprecherdurchsagen bei Gefahrenlagen ins Bild gesetzt werden. Eine Dispogruppe „Warnen“ befindet sich beispielsweise bei der Feuerwehr Etzelskirchen.

Zwei-Säulen-Konzept

Das Konzept "Warnung der Bevölkerung" beruht also auf zwei Säulen: Zum einen durch Warnung mittels ortsfester Sirenenanlagen in Verbindung mit Rundfunkdurchsagen, zum anderen über mobile Lautsprecher- und Sirenenanlagen, mit denen Warnhinweise gegeben werden können.

Warnung über diverse Kanäle

Bei Großschadenslagen oder Katastrophen informiert und warnt der Landkreis zudem über die Bürgerinformations- und Warnapp (BIWAPP) mit der dazugehörigen eigenen ERH-App und über weitere Kanäle, wie Homepage und Social Media (Facebook, Twitter, Instagram).

3 Kommentare