Auftritt in der evangelischen Kirche

Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld über Musik und Management

5.3.2020, 14:54 Uhr
Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld über Musik und Management

© Foto: Matthias Kronau

Rosenfeld hat nicht Aktenkoffer, Unterlagen oder Finanzpläne in die evangelische Kirche mitgebracht. Sondern seine Violine.

Denn Fink und Rosenfeld wollen über Musik reden und auch musizieren. Viele wissen, dass der Schaeffler-Chef ein guter Laienmusiker ist, doch es ist erst sein zweiter Auftritt in Herzogenaurach. "Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen", weil ihm Orgelmusik seit jeher gefällt und er von Gerald Fink mehr oder weniger sanft überredet worden sei, bei der OrgelZeit dabei zu sein.

Nach einem Orgel-Präludium mit Fuge c-moll von Bach erzählt Klaus Rosenfeld von seiner Kindheit. "Wir sind oft in die Kirche gegangen." Die Orgelmusik habe ihn immer fasziniert. Gelernt hat er dann doch Violine, der Zwillingsbruder Klavier. "Musik gibt die Möglichkeit, für einen Moment auszusteigen", sagt er, und zeigt dann beim gemeinsamen Spiel von Bachs "Jesus bleibet meine Freude", warum Gerald Fink den hochdotierten Manager einen sehr guten Musiker nennt.

Ob es da wohl eine Verbindung zwischen musikalischer Sphäre und Wirtschaftswelt gibt, will der Kantor vom Wirtschaftskapitän wissen. "Eine gute Frage", meint Klaus Rosenfeld. Wer mit anderen Menschen musiziere, der müsse auf alle Fälle das Zuhören lernen. So wie ein Vorstandsvorsitzender. Ein Musiker müsse sich auf ein gemeinsames Tempo einlassen, mal gemeinsam beschleunigen, mal abbremsen. Auch das sei in höheren Positionen unerlässlich. "Eine gute Führungskraft ist wie ein guter Dirigent."

Diese Verbindung klingt plausibel, aber "die Kraft der Musik" sieht Klaus Rosenfeld dann doch eher im persönlichen Bereich wirken. "Musik erfreut einfach, sie gibt Kraft." Dass sie auch ein Stück Heimat bedeutet, betont Klaus Rosenfeld nach einem gemeinsamen Vivaldi-Stück (RV 541, 1. und 2. Satz). Sein Engagement als Vorsitzender des Orgelbauvereins möchte der Frankfurter auch als Zeichen der Verbundenheit mit Herzogenaurach gewertet sehen. Er habe sich von Sandra Wüstner gerne überreden lassen, hier mitzuwirken. Der 53-jährige Familienvater sagt: "Heimat ist da, wo meine Familie ist." Also Frankfurt. Was ihm an diesem Abend alle Herzogenauracher Besucher gerne nachsehen.

Was Tempowechsel in der Musik bedeutet, zeigt anschließend auf beeindruckende Weise Gerald Fink bei der Orgelsonate in A-Dur von Mendelssohn-Bartholdy. Um dann Klaus Rosenfeld noch über Wertevorstellungen angesichts der Endlichkeit des Lebens zu befragen. Respekt, Toleranz, Familie, Miteinander sind Begriffe, die dem Schaeffler-Chef spontan einfallen. Rosenfeld zeigt sich angetan von der aktuellen Ausstellung "Was bleibt." im Foyer der Kirche, die genau solche Dinge thematisiert. "Was mir wichtig ist, sind Erinnerungen", sagt Klaus Rosenfeld und ruft dazu auf, "sich dem Leben zu stellen" und "mitzumachen". Um "am Ende des Tages positiv zu denken".

Nach einem gemeinsam vorgetragenen "Abendlied" von Rheinberger spielt Klaus Rosenfeld noch einen "Rausschmeißer": Brahms berühmtes Wiegenlied. Der herzliche Applaus zeigt: Musiker wie Zuhörer gehen am Ende dieses Tages mit guten Erinnerungen nach Hause. Nicht ohne für eine neue Orgel für die Evangelische Kirche gespendet zu haben.