So zaubert eine Glaskünstlerin in Hemhofen

18.7.2017, 18:00 Uhr
So zaubert eine Glaskünstlerin in Hemhofen

© Foto: Millian

Die 1963 in Erlangen geborene Künstlerin war zarte 17 Jahre alt, als sie ihre Liebe zum Werkstoff Glas entdeckte und als Schülerin der Glasfachschule in Zwiesel und bei einer Ausbildung zur Hohlglasschleiferin beim Glaskünstler Manfred Thomyczek so engagiert zu Werke ging, dass sie gleich landes- und bundesweite Kammerwettbewerbe erfolgreich bestreiten konnte.

Danach folgte noch ein Praktikum in Glasmalerei – und dann griff sie zur Pistole. Das klingt bedrohlicher als es ist und ist doch nicht ungefährlich. Ihre ersten Experimente mit der Sandstrahlpistole zeigten ihr aber, dass sie sich auf einem guten Weg befand, obwohl das Sandstrahlen von Glas ganz eigene Vorsichtsmaßnahmen – vom vorsichtigen Umgang mit dem superscharfen Sandstrahl bis zur Absaugung von Sand- und Glasstäuben – notwendig macht.

Internationale Ausstellungen

Nach einer Zwischenstation mit einem Atelier in Münchsteinach-Altershausen erfolgte 2007 der Umzug nach Hemhofen und der Bezug des heutigen Ateliers und Wohnhauses zusammen mit Ehemann Hans und ihrer Tochter.

Dass sie ihre Ausbildung mit Kursen mit dem bekannten niederländischen Glasrestaurator Hein van der Water und der Zusammenarbeit mit dem renommierten Farbglashersteller "tkg Stukenbrok" vervollkommnete, führte sehr schnell zu nationalen und internationalen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Und zu weiteren Kunstpreisen – was zahlreiche institutionelle wie private Käufer ihrer Objekte anlockte und sie zum gefragten Dauergast auf großen Messen machte.

Dabei zeigt sich ihre Meisterschaft nicht in der Herstellung des Glases (wie bei einem Glasbläser), sondern in der Verarbeitung von vielfältigem Glas. Das reicht vom normalen und preiswerten Fensterglas über optische Gläser oder Bleikristall bis zur hohen Schule des Recyclings. So entstehen unter ihren Händen beispielsweise aus großen Bocksbeutelflaschen attraktive und fantasievolle Neuschöpfungen, die auch als Hängeampeln in ihren Gartenbäumen eine gute Figur machen.

Und Garten und Werkstatt beherbergen einen ganzen Kosmos fantastischer Kreaturen, Mischwesen im Materialmix. "Mein Thema sind oft Gegensätze, was auch die Wahl meiner Materialien betrifft, egal ob Metall, Holz, Stein oder Beton", sagt Sabine Nein, "das Herz jeder Arbeit ist aber immer das Glas, ob geschliffen, gestrahlt oder geklebt." Es sei ihr wichtig, dass der Glasschliff seinen verdienten Platz in der Glaskunst habe, denn geschliffenes Glas sei nun mal zeitlos und ausdrucksstark. Und wenn so ein scheinbar normales Material wie Glas durch die Bearbeitung an Witz und Bedeutung gewinnt, freut es den Betrachter.

Feiner Silberdraht

Und es gibt Hintersinniges. Drei Objekte aus zur Hausform geschichtetem Fensterglas werden von Objekt zu Objekt "schiefer" – das Kunstwerk "Vom Winde verweht" ist eine Anspielung auf das Thema Flucht und Vertreibung und macht deutlich, dass Sabine Nein ihre Themen auch dem Alltag ablauscht. Witzig ist die Idee, mit Glasspiegeln in alte Putzeimer den "Himmel auf Erden" zu holen – und mit dem Verkauf der Objekte ein soziales Projekt zu unterstützen.

Zu großer Form ist sie für eine Ausstellung über "Barocke Pracht"(so der Titel) in Schloss Theuern bei Amberg aufgelaufen. Sogenannte Kuhkörbe – eine Art Maulkörbe fürs Hornvieh – hat sie mit feinem Silberdraht umwickelt und zahllose Glasscheibchen hineinplatziert. Das Publikum war ob der ebenso filigranen wie glanzvollen Arbeit begeistert.

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