Spannende Führungen zum Judentum in Baiersdorf

9.3.2019, 15:30 Uhr
Spannende Führungen zum Judentum in Baiersdorf

© Dieter Köchel

Horst Gemeinhardt, Historiker, Stadtführer in Baiersdorf, bietet zwei Themenführungen an. Die Teilnahme ist kostenlos. Spenden an die Stadt Baiersdorf zur Finanzierung der laufenden Dokumentation werden erbeten.

Ein Erinnerungsgang zu den einstigen Wohnhäusern jüdischer Bürger findet am Montag, 11. März, 14 Uhr, statt. Treffpunkt: Baiersdorf, Seligmannstraße 1 (Kindergarten). Das Gedenken und die Informationen berühren die Seligmann- und Gerngros-Stiftung Kindergarten (mehrere Ehrenbürger), die Wohnhäuser derselben Familien sowie die von Metzger (Schochet) Hirschkind (Söhne im 1. Weltkrieg gefallen, andere Kinder im Exil), Maler Ottensooser, Alpinist Merzbacher (Kaukasus, Tienschan), Oberregierungsrat Lichtenstädter (sagte die Shoa voraus).

Das ehemalige Rabbinerhaus beherbergte den berühmten Landrabbiner David Diespeck und seinen Sohn Simon, ebenfalls Landrabbiner. Die Wohnungen des Hofresidenten Samson Salomon (Tochter mit Sohn der Glückel von Hameln verheiratet), die Kriegerdenkmäler, der ehemalige Standort der Synagoge, das christlich-jüdische Bildprogramm in der evangelischen Stadtkirche, die "Stolpersteine" für die Shoa-Opfer Kohn (Zigarrenhändler) werden vorgestellt, ebenso eine Privatmikwe (vorbehaltlich der Zustimmung der Besitzer). — Die Führung bezieht den Friedhof, das "Haus der Ewigkeit", ein, Hier werden männliche Besucher um das Tragen einer Kopfbedeckung gebeten.

Der Erinnerungsgang über den Friedhof trägt den Titel "Die sprechenden Steine". Termin ist Freitag, 15. März, 14 Uhr ; Treffpunkt: Baiersdorf, Judengasse 14 (Sparkasse). Eine Führung zu religionskundlichen, historischen und kunsthistorischen Aspekten.

Der gute Ort

Die Führung beginnt an der Sparkasse, dem ehemaligen Standort der Synagoge und des Rabbinerhauses, um die grundsätzlichen Fragen der Existenz einer jüdischen Gemeinde in Baiersdorf anzusprechen: Landrabbinat, Rabbinerhaus, Synagoge, Mikwaot, Jeschiwa, soziale Schichtung. — Die Führung hat als Schwerpunkt den Friedhof, den "Guten Ort" der aschkenasischen Tradition, wo es gilt, die "Steine zum Sprechen zu bringen": Hier werden männliche Besucher um das Tragen einer Kopfbedeckung gebeten. Er liegt mitten in der Stadt im Unterschied zum fränkischen Landjudentum. Er ist älter (15. Jh.) als das "Haus der Ewigkeit" zu Fürth, war der Bezirksfriedhof des markgräflichen Landrabbinats sowie der bischöflichen und reichsritterschaftlichen Umgebung. Hier finden sich Gräber berühmter Bürger: Resident Samson Salomon, Familien Seligmann, Keiner, Kohn, Lederer, Aub, Hirschkind, Lichtenstädter, Merzbacher, des Erlanger Ehrenbürgers Prof. Herz.

Man beachte die Ausrichtung der Gräber "nach Westen", nämlich zur einstigen Synagoge! Symbolik: Namens- und Stammessymbole: Gans, Hirsch, Löwe. Religiöse Symbole: Kohanimhände, Krone des guten Namens, Levitenkanne, Davidstern.

Seit 2013 wissenschaftliche Gesamtaufnahme im Gange durch Institut Prof. Talabardon (Uni Bamberg) und Detlef Müller, MA: Bericht über den Sachstand.

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