Spaß muss sein: Eine Hamburgerin beim TB Erlangen

27.1.2020, 16:00 Uhr
Spaß muss sein: Eine Hamburgerin beim TB Erlangen

Anna Prieß zeigte nach Abpfiff ihr ganzes Können. Eine Bierflasche, bewies die Kapitänin, kann sie auch locker mit Hilfe ihres Schienbeinschoners öffnen. Der Kronkorken purzelte auf den Hallenboden, dann stießen die Hockeyspielerinnen auf ihren Heimsieg an. Auch Chiara Wachter prostete ihren Teamkolleginnen zu, allerdings hatte sie eine kleine Dose Prosecco in der Hand. Und zum Trinken kam sie erst gar nicht.

Der Prosecco muss erst einmal warten

Zunächst wollte Trainer Knut Holzschuh ein paar Worte sagen, dann ging es zum Interview. Die rosafarbene Dose blieb also zunächst geschlossen. Dafür erzählte die 20-Jährige von diesem grandiosen 5:0, das sie mit ihrer Mannschaft eben errungen hatte. "Nach 20 Minuten war mir klar, dass wir das gewinnen werden", sagt Wachter. "Die Gegner hatten keine großen Chancen, wir haben ein paar liegen gelassen. Insgesamt haben wir es gut gemacht und uns gegenseitig unterstützt." Es war die erste Partie nach der Weihnachtspause, auch ein paar Stammspielerinnen fehlten.

Erlangen ging gegen den Tabellenletzten HTC Würzburg dennoch vom Start weg auf Angriff. Nach zwei erfolglosen Strafecken war die dritte nach einer Viertelstunde drin. Tina Ostermeyer traf zum 1:0. Kurz darauf hatte Anna Prieß die große Chance zum 2:0, doch die gegnerische Keeperin parierte im Eins-gegen-Eins. Nach dieser Aktion gab es Strafstoß, Ostermeyer verwandelte. Das 3:0 leitete Wachter mit einem Lauf über links ein, in der Mitte prallte der Ball von einem HTC-Schläger ins Tor.

Im zweiten Durchgang musste der Turnerbund deutlich mehr Abwehrarbeit leisten, Würzburg war stärker. Zwar hatten die Erlangerinnen jetzt weniger Chancen, das 4:0 gelang ihnen trotzdem. Lina Vollrath hob den Ball aus spitzem Winkel ins Netz. 15 Minuten vor dem Abpfiff lag der TBE klar auf Kurs Heimsieg. In dieser Hallenrunde ein wichtiger Erfolg, damit die Mannschaft nicht in den Abstiegskampf hineinrutscht.

Zweite Bundesliga und sogar in den USA

Für Chiara Wachter ist es die erste Saison beim Turnerbund. Sie wechselte im Herbst von der HG Nürnberg nach Erlangen, aufgewachsen aber ist sie in Hamburg. "Ich bin zum Studieren hierher gekommen", sagt sie. Politikwissenschaften und Soziologie sind ihre Fächer, gerade ist sie im dritten Semester. "Ich wollte mal woanders hin." Erlangen habe ihr als Studentenstadt gefallen.

Hockey spielt Wachter schon seitdem sie sieben Jahre alt ist, in Hamburg schaffte sie es bis in die zweite Bundesliga. Als Jugendliche hat sie sogar ein Jahr an der High School in den USA gespielt, in Ventura im Staat Kalifornien wohnte sie bei einer Gastfamilie. "Hätte ich es wirklich gewollt, hätte ich am College Hockey spielen können", sagt Wachter. "Aber wenn man das macht, besteht das Leben nur noch aus Hockey, Uni, Essen und Schlafen. Darauf hatte ich keine Lust."

"Man merkt, dass es eine Teamleistung ist"

Hier versuchte sie es zuerst bei der HGN. "Dort habe ich mich nicht so wohl gefühlt. Es war mir auch zu viel mit dem Fahren." Zum Training nach Nürnberg brauchte Wachter mit den Öffentlichen bis zu zwei Stunden. Auf Dauer ist das so natürlich nicht möglich. Also suchte sie in Erlangen einen Hockeyverein. Und da gibt es ja nur einen.

Zur Sponselhalle, zu ihrer "Kleinstadt-Mannschaft", wie sie sagt, braucht sie nun keine zehn Minuten mehr. "Mir gefällt es, das Training macht Spaß. Bei den Spielen merkt man, dass es eine Teamleistung ist. In anderen Mannschaften ist das anders, da wollen manche einen Alleingang machen." Dass sie nur noch Oberliga spielt, stört Wachter nicht. Hier gibt es wenigstens Bier. Oder wahlweise Prosecco.

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