Spuren jüdischen Lebens werden in Schnaittach sichtbar

2.1.2018, 12:00 Uhr
Spuren jüdischen Lebens werden in Schnaittach sichtbar

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Wissenschaftler des mit der Edition der Grabinschriften beauftragten Salomon Ludwig Steinheim-Institut an der Universität Duisburg-Essen haben in den vergangenen Monaten bereits mehr als 100 Grabinschriften bearbeitet und in ihre im Internet abrufbare Datenbank "epidat" eingefügt (www.steinheim-institut.de).

Anfragen aus dem In- und Ausland lassen erkennen, dass die Forschungen des mit europäischen Fördergeldern aus dem Leader-Programm, dem Bildungsfond des Landkreises sowie von Sponsoren und den beteiligten Gemeinden Ottensoos, Simmelsdorf und Eckental unterstützten Projekts, insbesondere für Familienangehörige, aber auch für die Fachwelt und interessierte Laien aus der Region von großem Wert sind.

Interesse an Führungen

Erfreut registriert man in der Marktgemeinde Schnaittach und dem Jüdischen Museum das verstärkte Interesse an Friedhofsführungen und Ortsrundgängen zur jüdischen Geschichte. Die drei Verbandsfriedhöfe von Schnaittach spielen dabei eine besondere Rolle: Seit dem ausgehenden 15.Jahrhundert waren sie Bestattungsplätze für die ortsansässigen sowie die Ottensooser, Forther, Hüttenbacher und anfangs auch für jüdische Fürther Einwohner.

Auch 2018 werden Wissenschaft und Heimatforschung zusammenarbeiten, um "die Lippen der Schlafenden zum Sprechen zu bewegen", wie der gut besuchte Vortrag von Professor Michael Brocke, Direktor des Steinheim-Instituts, im September betitelt war.

Von besonderer Herausforderung bei der Entzifferung der Inschriften sind der achtsame Umgang mit den steinernen Zeugen. Freiwillige Helfer reinigen die Grabsteine behutsam. In enger Absprache mit dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden, der alle verwaisten jüdischen Friedhöfe in Bayern betreut, unter Einhaltung der religiösen Bestimmungen, wird dabei darauf achtgegeben, dass religiöse Bestimmungen eingehalten werden.

Für 2018 ist die Präsentation einer Wanderausstellung "Jüdische Spuren in Franken" des Fotografen Christian Schuster geplant, der diese um Motive aus den vier Orten der "Medinat OSchPaH" ergänzen wird. Vorgestellt werden auch die Ergebnisse des Schulprojekts der Mittelschule Schnaittach: Unter der Ägide von Michaela Moritz (VHS Unteres Pegnitztal) und Lehrer Thorsten Reinhardt haben Schüler der Mittelschule QR-Codes erstellt, die für die "Hörpfade" des BR mit der entsprechenden App sowie im Internet abrufbar sein werden.

Aus derselben Klasse engagierten sich Jugendliche in Hüttenbach, wo im Oktober vorerst fünf Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes im Beisein von Familienmitgliedern aus Tel Aviv und Dresden verlegt wurden. In Ottensoos gibt es bereits "Hörpfade", die im Rahmen des Leader-Projekts für die jüdische Ortsgeschichte ergänzt werden sollen.

"Hörpfade" werden erstellt

Und kurz vor dem Jahreswechsel meldeten sich die im Eckentaler Ortsteile Forth in dem Projekt Engagierten mit der Nachricht, dass dort ebenfalls die "Hörpfade" des BR in Zusammenarbeit mit der VHS Eckental, Heroldsberg und Kalchreuth als Projekt mit Jugendlichen erstellt werden.

Schnaittachs Bürgermeister Frank Pitterlein freut sich über die Fortschritte und die neuen Perspektiven. Er erzählt, dass die Bemühungen zur Bewahrung der jüdischen Geschichte in Schnaittach zwischenzeitlich auch in anderen Regionen aufmerksam registriert werden. "Ich werde immer wieder mal von Kollegen angerufen, die sich erkundigen, wie wir das hier auf den Weg gebracht haben. Der ‚Schnaittacher Weg‘ hat fast schon Vorbildfunktion."

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