Stadtverträgliche Mobilität gesucht

18.3.2018, 15:00 Uhr
Stadtverträgliche Mobilität gesucht

© Harald Sippel

Die oberste Maxime der städtischen Verkehrsplanung gibt den Rahmen vor: "Unser Ziel muss eine möglichst stadtverträgliche Abwicklung von Mobilität sein", sagt Erlangens Verkehrsplaner Christian Korda, "dazu gehört aber auch, dass wir nicht über ,gefühlte‘ Verkehre sprechen, sondern über Tatsachen."

Wie die nunmehr 16. Sitzung des Verkehrsforums – ihm gehören Vertreter gesellschaftlicher Gruppierungen, ausgewählte Stadträte und Verwaltungsfachleute an – zeigte, gibt es von diesen "Tatsachen" mittlerweile eine derartige Fülle, dass einzelne Diskussionsveranstaltungen nicht mehr ausreichen, die Forumsmitglieder vielmehr dicke "Hausaufgaben"-Kladden mitnehmen müssen.

Vor allem die Entlastung der Innenstadt vom motorisierten Durchgangsverkehr gehört zu den "Knackpunkten" des Verkehrsentwicklungsplans 2030. Dabei beziehen sich die diskutierten Szenarien auf nur wenige neuralgische Punkte im Stadtgebiet: Die Essenbacher/Spardorfer Straße und Neue Straße als korrespondierende Verkehrsachsen, die Werner-von-Siemens-Straße als Entlastung für Arcaden und Henkestraße sowie unterschiedliche verkehrslenkende (Bau-) Maßnahmen zur Beruhigung der Innenstadt, wobei auch Sperrungen (wie die Güterhallenunterführung), neue Einbahnstraßensysteme und erzwungene Umleitungen gehören.

Dass Veränderungen notwendig sind und der Status quo nicht weiter hingenommen werden kann, machen zudem zwei Aspekte erkennbar, die direkte Folgen der Autoflut in der Stadt sind: In besonders stark belasteten Straßen werden die Grenzwerte für die Schadstoffbelastung (Stickoxid und Feinstaub) immer wieder überschritten und wären Grund für Fahrverbote, zudem verstopfen die Autos mittlerweile durch das sogenannte Aufparken weite Teile der Innenstadt in einer Weise, dass Fußgänger mit Gepäck oder Kinderwagen sowie Rollstühle die Gehsteige nicht mehr benutzen können – auch "wild" abgestellte Fahrräder gehören hier zu den Verursachern.

Bewusster Verzicht

Da der Verkehrsentwicklungsplan "intermodal" entsteht, wird natürlich auch auf ein verändertes Verkehrsverhalten gesetzt, also auf den Umstieg auf andere Verkehrsmittel oder gar den bewussten Verzicht – kurze Wege sind auch Fußgängern zuzumuten.

Dass auch so etwas zur "Strategie" gehört, machen geplante oder bereits ausgearbeitete Mobilitätskonzepte großer Arbeitgeber deutlich. So hat die Stadtverwaltung durch die finanzielle Förderung von ÖPNV-Karten rund 20 Prozent der Beschäftigten zum "Umstieg" bewegen können, der Verzicht auf einen Pkw-Stellplatz war die Voraussetzung für die Förderung. Da auch Siemens, aber auch die Umlandgemeinden eigene Konzepte entwickeln wollen, sehen die städtischen Verkehrsplaner sehr wohl noch Entlastungspotenzial für die Stadt.

Wie schwierig es aber im Detail werden kann, zeigt sich am bereits fertigen Mobilitätskonzept des Klinikums Erlangen. Dieses stellt sowohl für die Beschäftigten als auch die Besucher ein deutliches Stellplatzdefizit fest, das zu beheben möglicherweise zusätzlichen Verkehr auslösen könnte, aber auch den Suchverkehr reduzieren würde.

Hintergrund: Der ambulante "Geschäftsbetrieb" des Klinikums an seinen acht Standorten in der Innenstadt hat sich innerhalb des letzten Jahrzehnts dramatisch erweitert. Folge ist, dass die Verkehrsbewegungen rund um die Kliniken immer chaotischer werden. Dass hier kein Verkehrsentwicklungsplan 2030 abgewartet werden kann, gilt als ausgemacht.

Zwww.vep-erlangen.de

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