"Stimmung im Gemeinderat war ungünstig"

25.5.2012, 11:34 Uhr

© Klaus-Dieter Schreiter

„Es waren doch alle Punkte, die jetzt bemängelt werden, positiv abgehakt“, sagt der Geschäftsführer des Schlosses, Norbert Nägel, und Johann Schorr von der Schloss Atzelsberg Verwaltungs GbR fügt an: „Im Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Uttenreuth hat man uns sogar Lösungsvorschläge für einige Dinge gemacht“. An den Gesprächen dort, so sagen die beiden Schlossherren, hätten immerhin Bürgermeister Rainer Schmitt, die zweite Bürgermeisterin Petra Lobenhofer-Brixner und die Chefin des Bauamts, Andrea Steinlein, teilgenommen.

Ausgleichsflächen, Immissionsschutz, der Eingriff in den Ensembleschutz und der Naturschutz: Alles sei diskutiert und Lösungen besprochen worden. Darum sei man mit einem sehr guten Gefühl aus diesem fast einstündigen Gespräch gegangen und überzeugt gewesen, dass der Gemeinderat die Bauvoranfrage positiv bescheide. Zumal man ja nur knapp 3000 der rund 25000 Quadratmeter großen Wiese benötigen und dafür großzügig für Ausgleich sorgen würde.

In einem Gespräch mit den Erlanger Nachrichten erläutern Nägel und Schorr, es sei lediglich ein Hotel Garni mit 28 Zimmern geplant und kein zusätzlicher Restaurantbetrieb vorgesehen. Benötigt werde das Hotel, um beispielsweise Tagungs- und Hochzeitsgäste unterzubringen. Wenn die vor Ort übernachten könnten und nicht nachts mit dem Auto wieder wegfahren müssten, würde es im Ort sogar ruhiger werden als es jetzt sei. Zudem würden zusätzlich zu den bereits vorhandenen 15 festen Arbeitsplätzen voraussichtlich fünf neue hinzukommen, und die Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde würden sich um bis zu 10000 Euro im Jahr erhöhen.

Norbert Nägel sagt, eine Gemeinderätin sei in Atzelsberg von Haus zu Haus gegangen, um gegen das Hotelprojekt Stimmung zu machen. Er vermutet, dass das mit Nachbarschaftsstreitigkeiten um Wegerechte zusammenhängt, die schon seit langem schwelen. In den letzten Jahren seien ihnen darum schon mehrfach „Steine in den Weg gelegt“ worden. Die einstimmige Ablehnung der Bauvoranfrage im Gemeinderat führt Nägel auch auf diese Streitigkeiten zurück.

„Keine Tendenz geäußert“

Der Geschäftsleitende Beamte in der Verwaltungsgemeinschaft Uttenreuth, Mathias Schenkl, sagte den Erlanger Nachrichten auf Anfrage, man habe während des Gesprächs mit Nägel und Schorr „keine Tendenz geäußert, sondern nur Verfahrens- und Konfliktpunkte aufgezeigt“. Vor allem habe man den Bauwerbern keine Hoffnung auf Genehmigung gemacht, weil man den Gemeinderat nicht übergehen könne. Die Interpretation des Gesprächs durch die Bauwerber findet er „unverständlich“.

Er lobt aber auch das große Engagement der Schlossherren und findet, die hätten mit der Renovierung des gesamten Schlossareals „etwas Schönes geschaffen und erhalten“. Natürlich könne man mit einer modifizierten Bauvoranfrage wieder in den Gemeinderat gehen, müsse aber bedenken, dass die Ablehnung „keine 7:8Entscheidung war, sondern einstimmig“.

Die stellvertretende Landrätin Karin Knorr (FW), die auch im Marloffsteiner Gemeinderat sitzt, hatte den Schlossherren zunächst Mut für die Investition gemacht, dann aber im Gemeinderat doch mit „Nein“ gestimmt. Auf Nachfrage meinte sie: „Die Bauvoranfrage ist wegen des gerade anstehenden Streits um die Straßenausbaubeitragssatzung einfach zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen“. Eine Diskussion sei nicht mehr möglich gewesen, weil „die Luft im Gemeinderat raus“ gewesen sei. Sie habe darum nur politisch abgestimmt, werde aber mit ihren Freien Wählern reden und versuchen zu erreichen, dass die Bauvoranfrage noch einmal im Rat behandelt werde.

Die zweite Bürgermeisterin Petra Lobenhofer-Brixner betont ebenfalls: „Der erste Bürgermeister und auch ich sind nicht grundsätzlich gegen das Hotel“. Wenn der Bau einer kleinen Scheune gleichen würde und sich in das Ensemble einfüge könne sie sich eine Zustimmung vorstellen. Gegen den eingereichten Vorentwurf habe sie auch deshalb gestimmt, weil die Meinung im Gemeinderat „insgesamt ganz negativ“ gewesen sei.

Norbert Nägel und Johann Schorr werden ihr Ziel, in Atzelsberg Übernachtungsmöglichkeiten zu schaffen, nicht aufgeben. Sie wollen sich nun bei den zuständigen Mitarbeitern im Landratsamt Rat holen, um eine geänderte Bauvoranfrage in den Gemeinderat einzubringen, und hoffen, dass der Zeitpunkt dann günstiger ist und nicht wieder eine Ablehnung erfolgt, weil die Stimmung im Rat gerade schlecht ist.

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