Temporeiches Weihnachtsmärchen am Theater Erlangen

5.12.2019, 09:03 Uhr
Temporeiches Weihnachtsmärchen am Theater Erlangen

© Jochen Quast

Achtung, Kasperl! Lauf! Bring dich in Sicherheit! Suchscheinwerfer flackern durchs Markgrafentheater. Der Kopf des pfiffigen Jungen auf der Flucht taucht mal hinter einer Säule in der Markgrafenloge, dann wieder im dritten Rang auf. Immer einen Tick zu spät: Petrosilius Zwackelmann, der schlaksige Zauberer, der so dringend einen Dienstboten benötigt, der Kartoffeln schälen kann. Denn dummerweise kann dieser Magier mit seinen Zaubersprüchen alles erreichen – nur nicht die Haut von Kartoffeln herunter und Bratkartoffeln herbei zaubern.

Die Geschichte vom "Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler ist immer noch ein beliebtes Buch in den Kinderzimmern. Eine Geschichte, die – auch durch die Verfilmungen – hohe Erwartungen weckt, sobald sie neu erzählt wird. Das Theater Erlangen hat den Klassiker als Vorlage fürs Weihnachtsmärchen hergenommen und hält sich zumindest beim Text oft sehr genau ans Origin

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Die Inszenierung von Inda Buschmann vermittelt aber den Kindern zunächst einmal, wie Theater-Magie in eine andere Welt entführen kann. Denn die Handlung startet vorm eisernen Vorhang. Da zappelt die Großmutter (Janina Zschernig wird später noch stimmgewaltig die Fee Amaryllis geben) am Rollator, und Wachtmeister Dimpflmoser (Robert Naumann ist mit Fahrrad und Blaulicht auf dem Helm unterwegs und wird sich später noch in einen wunderbaren Zauberer Zwackelmann verwandeln) erklärt streng und albern zugleich die Verhaltensregeln bei einer Theateraufführung ("Fotografieren? Strengstens verboten!").

Natürlich bekommt die Oma von Kasperl und Seppel – Robert Will und Rudolf Klein sind ein temperamentvolles, keckes, vorwitziges und mutiges Duo ohne Angst vor übermächtigen Ganoven – eine Kaffeemühle, die ihre Lieblingsmelodie spielt, geschenkt. Natürlich taucht dann auf einmal der Räuber Hotzenplotz auf und stibitzt das schöne Geschenk.

Erst dann hebt sich die Barriere zur Bühne und gibt den Blick auf einen unheimlichen Zauberwald frei (sehr gelungen: das Bühnenbild von Nina Hofmann). Ja, es darf auch gesungen werden (Musik: Clemens Giebel). Der Regisseurin gelingt es in der Folgezeit fast immer, die oft gefährliche und gruselige Jagd von Kasperl und Seppel auf den Räuber und seinen Verbündeten so in Szene zu setzen, dass selbst die Kleinsten im Publikum (empfohlen ist das Stück ab 5 Jahre) sich nicht ängstigen müssen. Wenn es doch zu aufregend wird, bewegt sich der Hotzenplotz extra grotesk, so dass die Furcht sich schnell wieder verflüchtigt. Und alle Bücher-Fans wissen ohnehin: Es wird ein Happy End geben. Natürlich.

 

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