Theater in Baiersdorf: Zickenkrieg im Männerhaushalt

29.6.2017, 18:00 Uhr
Demonstration statt Komödie.

© REUTERS/Alexander Demianchuk Demonstration statt Komödie.

"Im Theater suchen sie heute doch nur noch trainierte, frische und moderne Talente. Alte, fette Schinken braucht doch echt keiner mehr", schreit Thomas Rohmer in seiner Rolle verzweifelt in die Weite der Baiersdorfer Jahnhalle. Doch ist das tatsächlich so? Und wie weit werden homosexuelle Inhalte auf Bühnen toleriert? Ist es denn überhaupt in Ordnung, einen gleichgeschlechtlichen Partner zu haben, und wie sieht es mit homosexuellen offenen Beziehungen aus? Das versucht die Komödie "Sascha" von Martina Nowatzyk und Uli Sandau aufzugreifen, die Rohmer inszeniert hat und in der er auch an der Seite von Raphael Stompe spielt.

Der Inhalt: Arno und Benedikt leben zusammen und möchten den zehnten Jahrestag ihrer Beziehung feiern. Ausgerechnet jetzt tritt Sascha, ein attraktiver und moderner Schauspieler, in das Leben der beiden Verliebten. Ben lädt Sascha versehentlich zum Essen ein, obwohl der Abend mit einem romantischen Essen mit Arno und wilder Erotik enden sollte. Ein Streit entsteht, der sich durch das komplette Stück zieht.

Sympathie des Publikums

Die Komödie ist sehr amüsant und modern inszeniert. Vor allem bei Thomas Rohmer als Arno spürt man die Leidenschaft für die Bühne und für die Komik deutlich. Schon in der ersten Szene, in der er Geschenke einpackt, gewinnt er die Sympathie des Publikums für sich – welcher Mann packt schon gerne Geschenke ein und ist dabei auch noch erfolgreich? Raphael Stompe interpretiert seine Rolle als Ben teilweise etwas arrogant und eingebildet.

Das Stück ist nicht nur amüsant. Es ist auch voller Mut und regt zum Nachdenken an. Ob es die Kussszenen der beiden Männer sind oder die Anspielungen auf sexuelle Zärtlichkeiten zwischen Homosexuellen: Es ist nicht zu übersehen, dass eine deutliche Anspannung und Unsicherheit im Publikum liegt. Darf man das zeigen? Küssen die sich da etwa? Ist das normal?

Das sind wohl die Fragen, die den meisten Zuschauern durch den Kopf gehen, wenn Ben in Boxershorts von Arno angegangen wird. Dieses Stück ist nicht bloß Komödie. Diese Produktion präsentiert uns die Gespaltenheit der Gesellschaft auf dem Silbertablett und ruft dazu auf, gelassener und entspannter mit Homosexualität umzugehen. Gerade die Reaktionen im Publikum zeigen, dass diese Thematik noch lange nicht geklärt und akzeptiert ist.

Eine Inszenierung, die dieses immer noch heikle Thema dergestalt angeht, ist weltoffen und zukunftsweisend. Das Resultat ist zugleich Komödie und Gesellschaftskritik auf hohem Niveau.

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