Polizei ermittelt weiter

Tödlicher Sturz von Treppe: Illegale Partys auf Chemiegebäude der FAU?

Eva Kettler

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29.3.2022, 10:59 Uhr
Eine 22-Jährige stürzte von der Außentreppe des ehemaligen Chemiegebäudes der FAU  an der Henkestraße/Ecke Walter-Flex-Straße und starb kurz darauf an den Folgen des Sturzes.

© Harald Sippel, NN Eine 22-Jährige stürzte von der Außentreppe des ehemaligen Chemiegebäudes der FAU  an der Henkestraße/Ecke Walter-Flex-Straße und starb kurz darauf an den Folgen des Sturzes.

Bereits 2018 wurde der Institutsbereich des ehemaligen Chemiegebäudes der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) an der Walter-Flex-Straße/Ecke Henkestraße stillgelegt. Laborräume, Büroräume, eine Bibliothek, Lagerräume, eine Hausmeisterwohnung und zwei Hörsäle befinden sich in dem Gebäude, das Mitte 2023 abgerissen werden soll. Die Hörsäle und die Hausmeisterwohnung sind allerdings noch in Nutzung.

Doch das teilweise leerstehende Gebäude fand auch noch anderweitig Anklang. Wie Anwohner berichten, nutzten junge Leute die Dachterrasse des Gebäudes immer wieder zum Feiern und "Chillen". Auch ein Sofa soll dort stehen.

Nottreppe zum Teil demontiert

Am Wochenende jedoch ging das auf furchtbare Weise schief. Eine 22-Jährige stürzte ab, als sie in den frühen Morgenstunden des Sonntags (27. März) gemeinsam mit sechs Bekannten auf einer zum Teil demontierten Nottreppe an der äußeren Gebäudefassade zur Dachterrasse steigen wollte.

Sie sei aus bisher noch nicht geklärter Ursache etwa acht Meter in die Tiefe gestürzt, heißt es im Polizeibericht. Dabei erlitt sie schwere Verletzungen. Nach umgehend eingeleiteter notärztlicher Erstversorgung wurde die aus Baden-Württemberg stammende junge Frau, die in Erlangen ihren Wohnsitz hat, in ein Krankenhaus gefahren, wo sie am Sonntagmorgen starb.

War Gebäude ordentlich abgesichert?

Zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen könne man noch nichts Näheres sagen, erklärt zwei Tage später (29. März) ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums auf Anfrage dieser Redaktion. Selbst die Frage, ob die jungen Leute auf dem Weg von unten nach oben waren oder umgekehrt, wird noch einmal überprüft. Sehr wahrscheinlich seien sie auf dem Weg zur Dachterrasse gewesen. Das jedenfalls ist der momentane Ermittlungsstand.

Eingehend geprüft wird auch, ob das Gebäude ordentlich abgesichert ist. Die stählerne Außentreppe ist mit Schildern gegen unbefugtes Betreten versehen, den Eingang versperrt ein Gitter. Die Zwischenböden an den Treppenabsätzen wurden abgeschraubt, das heißt ohne zu klettern kann die Treppe nicht hinauf- bzw. hinuntergestiegen werden.

Uni verweist auf laufende Ermittlungen

Dazu, inwieweit die Uni in der Haftung ist, wenn dort jemand zu Schaden kommt, will man sich bei der FAU unter Hinweis auf die noch laufenden Ermittlungen derzeit nicht äußern. Unklar bleibt des Weiteren, ob die Uni Kenntnis davon hatte, dass auf der Dachterrasse illegale Partys stattfanden. Auch die Frage, welche Maßnahmen die Uni ergreifen will, um die Wiederholung eines solchen Falls wie am Wochenende zu verhindern, bleibt unbeantwortet.