Trauerfeier in Erlangen für einen großen Vermittler

11.1.2018, 11:00 Uhr
Trauerfeier in Erlangen für einen großen Vermittler

© Edgar Pfrogner

Der kirchliche Rahmen dieser Feier erwies sich schon deswegen als passend, weil der mit nur 67 Jahren Verstorbene stets auch auf seine christlichen Wurzeln schon früh in der katholischen Jugendbewegung verwies, wenn er seine politischen Überzeugungen absteckte. Dass sich die Bedeutung der (Amts-) Kirche – nicht aber die des Glaubens – an der Schwelle zum Mann für Wolfgang Vogel etwas relativierte, war der politischen Aufbruchzeit der End-sechziger geschuldet, als Notstandsgesetze, Vietnamkrieg und die überfällige Abrechnung mit dem (damals wieder aufflammenden) Nationalsozialismus zu einer starken gesellschaftlichen Politisierung führte.

Begehrter Gesprächspartner

Dass er trotzdem nicht nur mit der Kirche nicht brach, sondern sich später sogar als Mittler zwischen den Religionen und Glaubensrichtungen profilierte, machte ihn zu einem begehrten Gesprächs- und Verhandlungspartner. Geistliche und Vertreter der katholischen, der evangelischen und der evangelisch-reformierten sowie der armenischen Kirche und der islamischen Moschee-Gemeinde (die Dekane Josef Dobeneck und Peter Huschke, Pfarrer Johannes Mann, Vater Ayik von der armenisch apostolischen Kirche und Imam Mahmoud Kandil) würdigten Wolfgang Vogels Einsatz für ihre Glaubensrichtungen und für das Bemühen um den interreligiösen Dialog, der natürlich auch das Judentum mit einschloss, wie Dekan Peter Huschke im Auftrag der jüdischen Gemeinde Erlangens erklärte.

Dekan Josef Dobeneck erinnerte nochmals daran, dass Wolfgang Vogel die "Kirche von unten" stets der auf Dogmen pochenden Kirche vorzog, die Theologie der Befreiung für ihn ebenso wichtig war wie der inhaltliche Bezug auf bekannte Theologinnen und Theologen des Protestantismus – von Dietrich Bonhoeffer über Karl Barth bis Dorothee Sölle. Abschnitte aus der von Vogel zum Glaubensfundament gewordenen Bergpredigt wurden ebenso zitiert wie Auszüge aus einem Vortrag, in dem Vogel die Vorstellung von einem "Kuschelgott" ablehnte und tätige Solidarität mit den Schwachen als christliche Tugend forderte.

Der Professor für Geschichte und Theologie der christlichen Ostkirchen an der Universität Erlangen, Hazik Gazer, würdigte Vogels Eintreten für die Belange des unter Armut leidenden armenischen Volks sowie seinen Mut, auch gegen Widerspruch an der geschichtlichen Wahrheit des Völkermords an den Armeniern festgehalten zu haben. Imam Mahmoud Kandil beklagte Vogels Tod als großen Verlust für die Erlanger Muslime und die Moscheegemeinde: "Er war unser Freund und hat viele Hürden überwunden."

Persönliche Abschiede

Für die SPD nahm deren Kreisvorsitzender Dieter Rosner von dem "offenen, politisch klugen Ratgeber" Wolfgang Vogel, der über drei Dekaden eine Führungsfigur der Partei gewesen sei, Abschied. Oberbürgermeister Florian Janik rief Wolfgang Vogel sehr persönliche Worte hinterher: "Er war ein Vogel, der mich unter seine Fittiche genommen hat und ohne den ich nicht das wäre, was ich heute bin."

Der Verstorbene, der stets als einer galt, der viele Menschen zusammenführen konnte, hatte dies in dieser Abendstunde auch über den Tod hinaus geschafft.

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