Unfreiwilliger Campingurlaub

11.8.2010, 00:00 Uhr
Unfreiwilliger  Campingurlaub

© Bernd Böhner

Seit dem 2.August saniert die Gewobau die Wohnungen in der Frauenauracher Straße 18. Seit diesem Tag wohnt Bianca Ochs mit ihrem Lebensgefährten in einem Zelt vor dem Haus. Die Sanierungsmaßnahme soll bis Ende dieser Woche, zumindest innerhalb der Wohnungen, abgeschlossen sein, wie es hieß.

„Eine Sanierung im bewohnten Zustand ist für beide Seiten schwierig.“, bestätigt der Bauleiter. Im Vorfeld habe er deswegen mit den Mietern bei der Begehung der einzelnen Wohnungen das Gespräch gesucht und auch Hilfe, zum Beispiel beim Umräumen der Möbel, angeboten.

Vor dem Haus hat die Baufirma blaue Dusch- und WC-Container für die Mieter aufgestellt, in den Wohnungen sammelt sich Staub und Schutt, die Möbel, die einst an den Wänden und vor den Fenstern standen, stehen jetzt wie kleine Inseln in der Raummitte.

Jeden Abend beseitigt ein Gebäudereiniger den gröbsten Schmutz in den Wohnungen und im Hausflur. „Bei einer solchen Maßnahme kommt es auf das Miteinander an“, sagt Gewobau-Mann Konrad Gnad,

Was für den Großteil der anderen Mieter in Ordnung ist, kommt für Bianca Ochs und ihren lungenkranken Lebensgefährten nicht in Frage. Sie ziehen es vor, in einem Zelt vor dem Mietshaus zu wohnen.

Unter der Plane

Mit ihrer Freundin Janine Ebel und einigen anderen Mietern sitzen sie unter einer Plastikplane auf Campingstühlen. Mit Campingplatzromantik hat das aber wenig zu tun, eine Abdeckung auf dem nahe gelegenen Schuttcontainer fehlt und somit wirbeln die aus den oberen Stockwerken hineingeworfenen Bauabfälle nicht nur Staubwolken auf, sondern kündigen dies auch, auf ihrem Weg durch die Plastikröhre nach unten, mit viel Lärm an.

Die Gewobau sieht ein, dass durch die Teilsanierung den Bewohnern Unannehmlichkeiten entstehen und zahlt ihnen deswegen das eineinhalbfache der Miete als Entschädigung.

Bianca Ochs und ihr Lebensgefährte werden aber nicht in den Genuss dieser Entschädigungszahlung kommen. Ihre Miete zahlt das Sozialamt.