Uni Erlangen wertet Ausbildung für Hausärzte auf

14.8.2013, 07:00 Uhr
Uni Erlangen wertet Ausbildung für Hausärzte auf

© Egbert M. Reinhold

Das Problem ist längst — auch auf politischer Ebene — erkannt: Viel zu wenige junge Mediziner wollen Hausarzt werden. Besonders drängend ist der Hausärztemangel in entlegenen ländlichen Gegenden. Das Sterben von Hausarztpraxen sieht Dr. Markus Beier aber auch auf Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt zukommen.

Angesichts der Entwicklung an der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt sich der Vorsitzende des Erlanger Hausärztevereins und stellvertretende Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes erleichtert. „Für die Nachwuchsgewinnung ist es essentiell, dass dieses Fach, das wichtiger denn je ist, an der Universität mit einem eigenen Institut vertreten ist“, sagt er.

Auch sein Kollege Dr. Jürgen Binder, Hausarzt in Eltersdorf, freut sich darüber, dass damit ein neuer Schwerpunkt im Bereich Versorgungsmedizin an der Uni gesetzt wird und erhofft sich, gemeinsam mit Markus Beier, viel für die Forschung in diesem Bereich. Binder gründete gemeinsam mit anderen Hausärzten in den 1990er Jahren den Erlanger Hausärzteverein und erkannte frühzeitig die Bedeutung eines entsprechenden Lehrstuhls.

Erlangen ist der erste Standort in Bayern, an dem ein ordentlicher Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet wird. Ein von Kassenärztlicher Vereinigung und AOK finanzierter Stiftungslehrstuhl, der noch nicht langfristig gesichert ist, wurde vor vier Jahren an der Technischen Universität München realisiert. Bundesweit gibt es bisher sieben besetzte Lehrstühle für Allgemeinmedizin.

Erlangen hatte sich als einzige bayerische Universität gemeldet, als das Wissenschaftsministerium vor über vier Jahren das Interesse an Lehrstühlen für Allgemeinmedizin auslotete. Die Uni bekomme nun eine eigene Forschungsplattform für medizinische Belange, die in der hausärztlichen Praxis von Bedeutung seien, freut sich der Dekan der Medizinischen Fakultät Professor Jürgen Schüttler. Die Forschung zu diesem Bereich sei bisher an den Inneren Medizinischen Kliniken und am Lehrstuhl für Arbeits- und Sozialmedizin mit der Poliklinik für Berufskrankheiten durchgeführt worden.

Von staatlicher Seite habe es eine bescheidene Anschubfinanzierung gegeben, sagt Schüttler. In Zukunft müssten die Universität und das Uniklinikum die Finanzierung schultern. „Das haben wir uns aus den Rippen geschnitten“, formuliert Schüttler und gibt — als Schattenseite — zu bedenken, dass die Medizinische Fakultät für diesen Lehrstuhl Opfer bringe, weil das Geld an anderer Stelle eingespart werden müsse.

Aufbauarbeit mit Erfahrung

Der zukünftige Lehrstuhlinhaber, dessen Name in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden soll, kommt — so ist inoffiziell zu erfahren — von der Universität Heidelberg, wo er am Institut für Allgemeinmedizin große wissenschaftliche Projekte ausgeführt hat. Er wird — so er dem Ruf nach Erlangen folgt — von einem renommierten Lehrstuhl Erfahrung in die Aufbauarbeit in Erlangen einbringen.

Neben der Forschungstätigkeit wird er in der Lehre die Fäden in der Hand halten. Und er wird nicht nur in Erlangen Vorlesungen halten, sondern auch im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Eschenau die Arbeit als Hausarzt aufnehmen, um dort Studenten bei der ambulanten Behandlung von Patienten mit der Tätigkeit in der Praxis vertraut zu machen. Das MVZ war vom Uniklinikum als Tochterunternehmen gegründet worden. Es soll die enge Anbindung des Lehrstuhls an die Praxis ermöglichen, weil dies die spezialisierten Häuser des Uni-Klinikums mit ihrer stationären Struktur nicht leisten können.

„Von der Medizinischen Fakultät aus tun wir alles, um dem Hausärztemangel zu begegnen“, konstatiert Schüttler. Jetzt, so sein Ausblick in die Zukunft, seien die Medizinstudenten am Zug. Denn nur sie könnten die Entscheidung treffen, als Hausärzte zu arbeiten.

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