„Unsere Stadtratsliste unterscheidet sich deutlich von den anderen“

14.10.2013, 00:00 Uhr
„Unsere Stadtratsliste unterscheidet sich deutlich von den anderen“

© Kirsten Waltert

„ Mit dieser Zusammensetzung konnten wir all unsere Vorsätze umsetzen“, wird eine zufriedene Susanne Lender-Cassens am Ende der dreistündigen Aufstellungsversammlung sagen. „Unsere neue Liste spiegelt die Vielfalt in der Stadt und unterscheidet sich deutlich von den anderen Stadtratslisten.“ Dass letzteres auch für den Weg zur Kandidatenkür gilt, besonders bei dem durch organisierte und nicht-organisierte Abstimmungsteilnehmer fehleranfälligen Procedere, erwähnt die Fraktionsvorsitzende nicht gesondert. Zu selbstverständlich ist für Lender-Cassens, die als OB-Kandidatin erwartungsgemäß die neue Liste anführt, offenbar die basisdemokratische Entscheidungsfindung.

Ausführliche Diskussionen

Dieser Ansatz hatte bereits im Vorfeld vertiefende Vorstellungsrunden und ausführliche Diskussionen über mögliche Kandidaten ausgelöst und in einen – wenn auch unverbindlichen – Listenvorschlag gemündet. Dieser sieht auf den 16 aussichtsreichsten Plätzen – so groß wird das Zuwachspotenzial der derzeit sechsköpfigen Fraktion wohl eingeschätzt – bewährte Kräfte ebenso vor wie neue Gesichter. Amtierende Stadträte wie die Lehrerin Pierrette Herzberger-Fofana (Platz 3) und der Anwalt Wolfgang Winkler (2) sollen ebenso zum Zug kommen wie bisher als beratende Mitglieder fungierende Experten, zum Beispiel die Ingenieurinnen Birgit Marenbach (7) und Bianca Fuchs (11) oder der Physiker Klaus Helgert (16).

Dennoch fordert Teilnehmer Karl-Heinz Stammberger – wenn auch erfolglos – zu Beginn der entscheidenden Zusammenkunft von wenig bekannten Kandidaten Aufklärung über deren politische Ziele und Positionierung. Besser kennenlernen will das Grünen-Mitglied zum Beispiel den beim Erlanger Sozialtreff engagierten Marcus Bazant (4), die grüne Kreisgeschäftsführerin Phöbe Bär (5) oder den Studenten Bernhard Beer (6).

Mehrere Wechsel

Zu unangenehm sind Stammberger die tatsächlichen oder Beinahe-Fraktionsabgänge der vergangenen Jahre in Erinnerung. Bekanntlich hatte Claudia Bittner durch ihren Wechsel zu den Linken während der laufenden Legislaturperiode die vormals siebenköpfige GL-Fraktion um ein Mandat gebracht. Und erst vergangene Woche war öffentlich bekannt geworden, dass Noch-GL-Stadträtin Wencke Seuberling künftig unter ÖDP-Flagge aktiv sein wird.

Von einzelnen Ausnahmen abgesehen akzeptieren die stimmberechtigten Mitglieder des grünen Kreisverbandes sowie die der Grünen Liste schließlich mit großer Mehrheit selbst die ab Platz 17 willkürlich festgelegte Reihung. Debatten bleiben aus. Nur kurz tritt ein Dissens zwischen den amtierenden Stadträten Harald Bußmann und Helmut Wening zu Tage, als es um die Frage geht: „Listenverbindung eingehen – ja oder nein?“. Letztlich verzichten die Anwesenden auf eine formelle Abstimmung.

Damit gilt bis auf Weiteres das Votum der Vollversammlung, die sich Bußmanns Einschätzung folgend gegen eine Listenverbindung aussprach. Schließlich, so Bußmann, gleiche das Eingehen solch einer Listenverbindung mit Blick auf das geänderte Auszählverfahren künftig „einem Lotteriespiel“.

Bei den beiden zurückliegenden Kommunalwahlen gewann die Grüne Liste durch Listenverbindungen mit der ÖDP (2002) beziehungsweise mit den Linken (2008) je ein Mandat hinzu.

Weshalb Bußmann und Wening trotz ernsthaften Interesses an einer neuerlichen Kandidatur mit den Plätzen acht und 14 vorlieb nehmen müssen, bleibt das Geheimnis der Vollversammlung. Hinter vorgehaltener Hand heißt es lediglich, Bußmann spiele sich mitunter zu stark in den Vordergrund und Wening habe sich bei der entscheidenden Versammlung schlecht präsentiert.

Einzug verpasst

Dass auch Julia Bailey, die grüne Landtagskandidatin, die nur knapp den Einzug ins Maximilianeum verpasste, eine Quittung bekommt und lediglich auf Platz 19 der Stadtratsliste auftaucht, dürfte hingegen einen konkreten inhaltlichen Hintergrund haben. Nach EN-Informationen stellte Bailey im Vorfeld das ohnehin nicht unumstrittene Bündnis zwischen Grünen und der zahlenmäßig mit knapp 40 Mitgliedern deutlich kleineren Wählervereinigung Grüne Liste in Frage. Dieses Ansinnen hat offenbar vielen Stimmberechtigten nicht gefallen.

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