Uttenreuth: Der Beruf wurde ihm zur Berufung

21.10.2020, 06:00 Uhr
Uttenreuth: Der Beruf wurde ihm zur Berufung

© Scott Johnston

Seine Nachfolge übernimmt Matthias Link, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Altdorf und wie Dierl Erster Polizeihauptkommissar.

Dierl deutet auf das Motto an der Wand seines Amtszimmers: "Übe deinen Beruf wie eine Berufung aus, und ihr werdet Freunde!" Für ihn war der Dienst, der bald zu Ende geht, Berufung – "ich war mit ganzem Herzen Polizist". Das Motto mache aber auch deutlich, dass die oft sehr unterschiedlichen Aufgaben nur im Team erfolgreich bewältigt werden können.

Auf die Welt kam Armin Dierl 1960 in Oesdorf, das seit 1971 zur Gemeinde Heroldsbach gehört. Seit 1983 wohnt er in Rettern, einem Ortsteil von Eggolsheim. Wegen der teilweise extremen Belastungen haben Polizisten die Möglichkeit, mit 60 Jahren einen vorgezogenen Ruhestand zu beantragen, was bei ihm genehmigt wurde.

Nach der mittleren Reife begann Dierl eine Lehre als Nachrichtengerätemechaniker bei Siemens, wo er auch übernommen werden sollte. Schweren Herzens ließ ihn sein damaliger Chef ziehen, als Armin Dierl die Möglichkeit erhielt, am 1. März 1978 die Ausbildung bei der bayerischen Bereitschaftspolizei in Würzburg zu beginnen. Es folgten der Anstellungslehrgang zum mittleren Dienst in Nürnberg, das erste Berufsjahr bei der dortigen Einsatzhundertschaft und dem Einsatzzug in Erlangen, bevor Dierl zur Autobahnpolizei in Tennenlohe wechselte. Bei der Spezialeinheit Unterstützungskommando (USK) brachte er es bis zum Gruppenführer.

Experte für Gefahrgut

Von 1991 bis 1993 besuchte er die Beamtenfachhochschule in Sulzbach-Rosenberg und qualifizierte sich für den gehobenen Polizeivollzugsdienst. Bei der Verkehrspolizei in der Erlanger Artilleriestraße fing er zunächst als Stellvertreter des Verfügungsgruppenleiters an, wobei die technische Verkehrsüberwachung, der Schwerverkehr und der Gefahrtrupp zu den Zuständigkeiten zählten.

Danach übernahm er verschiedene Führungspositionen bei der Verkehrspolizei. Als Leiter der Gefahrguttruppe war er mehrere Jahre sowohl in Mittelfranken als auch in Oberfranken tätig. Es schloss sich die Leitung des Bereichs Zentrale Verkehrsaufgaben an. Vor seinem Wechsel 2009 zur Polizeiinspektion Erlangen-Land als stellvertretender Dienststellenleiter war er Leiter der Fahndungskontrollgruppe, der die Schleierfahndung auf den Autobahnen zugeteilt ist.

Rathaus räumen lassen

2011 bewarb er sich auf den Sachbereichsleiterposten Ordnungs- und Schutzaufgaben bei der Polizeiinspektion Erlangen-Stadt. Hier wurde er auch zum Ersten Polizeihauptkommissar befördert und trat schließlich am 1. Juni 2016 die Nachfolge von Bernd Pakusch als Leiter der Polizeiinspektion Erlangen-Land an.

Während dieser Jahre war Dierl an vielen außergewöhnlichen Einsätzen beteiligt, die er gar nicht alle aufzählen kann. Als ein Mann eine Mitarbeiterin des Erlanger Sozialamts mit einem Messer bedrohte, traf der nach reiflicher Überlegung die Entscheidung, das Rathaus vom herbeigerufenen Sondereinsatzkommando räumen zu lassen, was sich im Nachhinein als richtig herausstellte.

Beim sogenannten Zwischentag der Burschenschaft Frankonia durchbrachen 50 Gegendemonstranten eine Absperrung, um gegen rechtsradikale Parolen zu protestieren. "Das war heikel, denn die Veranstaltung war genehmigt worden und damit nicht rechtswidrig. Zum Glück brachten wir die Lage bald unter Kontrolle", erinnert sich Armin Dierl.

Mitverantwortlich war Dierl auch lange Zeit für die Vorbereitungen zur Bergkirchweih, um für einen weitgehend reibungslosen Ablauf zu sorgen. Als es 2015 während des Bürgerkriegs in Syrien galt, innerhalb kurzer Zeit an die 400 Geflohene in Erlangen unterzubringen, entwickelte er mit den Verantwortlichen der Stadt den Plan einer Zeltstadt beim Freibad West zu errichten. Dies fand auch die Zustimmung von Oberbürgermeister Florian Janik und konnte "dank einer logistischen Meisterleistung" mit Erfolg umgesetzt werden.

Auch wenn man als Polizist im Laufe des Berufslebens häufig mit Unglücken und Todesfällen konfrontiert sei, entschädige es doch, sehr oft anderen helfen zu können, so Armin Dierl. Konnten Menschenleben gerettet, Vermisste gefunden oder Straftaten aufgeklärt werden, erhalte die Inspektion des Öfteren Dankesbriefe, was gut tue.

Imkerei als Hobby

Angst, dass ihm im Ruhestand langweilig wird, hat er nicht. Von seinen Schwiegereltern übernahm er mit seiner Frau das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen in Rettern, den mittlerweile erwachsenen Kindern hilft er beim Hausbau, die zurückgestellte Imkerei will er wieder beleben, mit seiner Frau Städtereisen unternehmen und mit seinem zweijährigen Enkel eifrig spielen — vielleicht sogar "Räuber und Gendarm".

Zudem ist Dierl leidenschaftlicher Sportler, kickte für des SV Weilersbach in der Bezirksliga sowie für Pinzberg, Wimmelbach und natürlich Oesdorf. Inzwischen haben Joggen und Radfahren den Fußball abgelöst. Den Bezug zur Polizei wird er nicht verlieren – sein Sohn Sebastian ist bei der Fürther Polizeiinspektion im Einsatz.

Und den Kontakt zu den Kollegen möchte er ebenfalls nicht abreißen lassen.

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