Straßensperrungen

Verkehrschaos in Erlangen: Stadt zu Kompromiss bereit

29.7.2021, 14:30 Uhr
Verkehrschaos in Erlangen: Stadt zu Kompromiss bereit

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Noch immer wirkt die Straßensperrung im Stadtnorden, die am Montag vor allem zahlreiche Pendler offenbar eiskalt erwischte und zu zahlreichen Staus im Berufsverkehr führte, nach. Wie berichtet, sind vor allen Dingen Unternehmer wie Jonas Gulden verärgert über die Prozedur der Stadt, über die Fahrbahnerneuerung erst zwei Wochen im Vorfeld informiert zu haben. Für seine Guldenbrezen-Bäckerei nämlich führt die Komplettsperrung der Essenbacher Straße dazu, dass der gesamte Durchgangsverkehr - bislang potenzielle Kundschaft - bis zur Straßenwiedereröffnung Anfang September komplett wegbricht.

Verkehrschaos in Erlangen: Stadt zu Kompromiss bereit

© Klaus-Dieter Schreiter, NN

„Hätte ich von den Planungen früher erfahren, hätte ich bereits zu Jahresbeginn den Betriebsurlaub so gelegt, dass er zeitgleich stattfindet. So aber habe ich jetzt die Situation, dass ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermutlich in Kurzarbeit schicken muss. Urlaub jedenfalls haben wir bereits anders geplant.“ Bereits am Dienstag, so Gulden, sei reihenweise Brot in der Auslage liegen geblieben.
Verständnisvoll zeigte sich Oberbürgermeister Florian Janik im Telefongespräch mit dem Unternehmer, wie Gulden berichtete. „Doch jetzt kann man an der Situation nichts mehr ändern.“

Kontakt zum Bürgermeister

Es sei aber auch falsch zu denken, dass er erst jetzt tätig werde, wo das Kind bereits im Brunnen liegt, so Gulden. Als er wie alle übrigen Anwohner die Postwurfsendung der Stadt mit der Information über die Baumaßnahmen erhalten hatte, setzte er sich, wie er sagt, umgehend mit Jörg Volleth in Verbindung. Als der Bürgermeister deutlich machte, dass er weder die Sperrung verhindern noch irgendeinen Ausfall zahlen könne, wandte sich Gulden an seine Anwälte und die Rechtsberatung der Handwerkskammer. „Auch die sagten mir, dass es gegen das Vorgehen der Stadt rechtlich keine Handhabe gebe.“

Bessere Kommunikation

Nun sei es ihm wichtig, sagt Gulden, auf sein Schicksal in diesen Wochen aufmerksam zu machen und für die Zukunft „für bessere Kommunikation zwischen der Stadt und den Unternehmern bei solchen Bauvorhaben“ zu werben.
Grundsätzlich erneuerten auch Tiefbauamtsleiter Andreas Pfeil und Christoffer Zwanzig vom Stadtpresseamt, gestern auf Nachfrage der Erlanger Nachrichten ihr Bedauern über die Situation. Jedoch unterstrich der Amtsleiter auch noch einmal, dass sich die gängige Praxis der Postwurf-Information zwei Wochen vor Start der Baumaßnahmen gegenüber Anwohnern „seit Jahren bewährt“ habe. „Erst dann können wir auf einen verbindlichen Ablaufplan der Arbeiten zurückgreifen, um etwa Anfragen bezüglich Handwerkerbesuchen oder Getränkelieferungen an speziellen Tagen zu beantworten.“ Da gehe es dann regelmäßig konkret um die Anfahrt zu den Anwesen.

Fräse vor dem Gartenzaun

„Wenn ich weiß, dass etwa am Montag eine Fräse vor dem Gartenzaun arbeitet, die aber am Mittwoch schon in der nächsten Straße im Einsatz ist, dann kann ich den Anwohnern sagen, dass sie den Handwerkertemin auf Mittwoch schieben können“, so Andreas Pfeil.
Vorher seien die Zeitpläne von Seiten der ausführenden Fachfirmen noch viel zu ungenau und Schwankungen unterlegen – etwa durch Witterungsbedingungen, vorherige Aufträge und so weiter.

Grundsätzlich aber seien der Stadt und dem Tiefbauamt an einer besseren Kommunikation mit den Unternehmern in diesen Fällen gelegen. „Wir können uns gut vorstellen, dass wir künftig den groben Ablaufplan, den wir direkt nach erfolgreicher Ausschreibung erstellen und der sicherlich noch Schwankungen unterliegt, auch an die Unternehmer schicken“, sagt Andreas Pfeil.

Zehn statt zwei Wochen

Im betroffenen Fall der Baumaßnahmen mit Sperrungen der Essenbacher und Bayreuther Straße sei dies Anfang Mai der Fall gewesen – also rund zehn Wochen zuvor. Hier wollen sich Zwanzig und Pfeil konkret mit der Wirtschafts-Förderung sowie dem City-Management der Stadt Erlangen zusammenschalten, „um auszuloten, welche Kommunikationswege bestehen und sinnvoll sind, um solche Informationen frühzeitiger breitflächig an Unternehmer zu bringen“, so Zwanzig.

Jonas Gulden hätte diese Info im Mai gereicht. „Hätte ich es nur Wochen früher gewusst, hätte ich mit einem Popup-Stand in der Innenstadt am Ende vielleicht sogar ein paar Neukunden gewinnen können“, sagt er.

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