Viele geschwächte Bäume in der Brucker Lache

25.1.2020, 14:00 Uhr
Viele geschwächte Bäume in der Brucker Lache

"Sehr warm und sehr trocken ist eine explosive Mischung für den Wald", sagt Forstbetriebsleiter Johannes Wurm vom Forstbetrieb Nürnberg. Er ist besorgt, weil es in seinem Zuständigkeitsbereich, zu dem auch die Brucker Lache gehört, "auf großer Fläche geschwächte Bäume" gibt. Und geschwächte Bäume, das weiß nicht nur er, können sich nicht mehr ausreichend gegen Schädlinge schützen. Das Ergebnis: Sie sterben einen langsamen Tod.


"Mehr Bäume für Erlangen": Die Stadt pflanzt nach


Wenn man durch die Brucker Lache geht, genügt bereits ein Blick nach oben, um geschädigte Kiefern zu erkennen. Sie haben braune Nadeln, sehen schon auf den ersten Blick vertrocknet aus. Wurm hat auf seinem Handy eine App installiert, auf der er genau sehen kann, wo in der Brucker Lache geschädigte Bäume stehen. Rund 500 Schadpunkte zeigt diese App an.

Und an all diesen Schadpunkten werden nun Bäume gefällt, um den Schaden zu minimieren. Dort, wo der Harvester arbeiten kann, leistet er ganze Arbeit. Seit Anfang des Jahres hat er bereits rund 2000 Festmeter Holz geerntet. Dort, wo er wegen der Nähe zur Bebauung oder zu Straßen nicht arbeiten kann, werden die Bäume von Hand gefällt.

Anschließend werden die zersägten Stämme möglichst schnell aus dem Wald gefahren, damit sich die Schädlinge, die sich unter der Rinde befinden, nicht noch andere, gesunde Bäume suchen können. So vermeidet man auch deren Massenvermehrung.


Reinhold Messner: "Die Situation ist mehr als ernst"


Johannes Wurm weiß genau, wo diese Schädlinge leben und wie sie sich verbreiten. Er sucht einen gefällten Stamm heraus, schält vorsichtig die Rinde ab, und schon kommt ein Borkenkäfer zum Vorschein. Deutlich ist zu sehen, wie er sich unter der Rinde hindurch gegraben hat. Dabei schneidet er die Leitungsbahnen ab, die die Krone des Baumes versorgen sollen. Das bedeutet für den Baum den Tod.

Es gibt verschiedene Borkenkäfer, die in der Brucker Lache unterwegs sind. Auch der blaue Kiefernprachtkäfer ist dort aktiv, und der Pilz Kieferntriebsterber auch. Ein solcher Pilz führt auch zur "Verblauung" des Holzes, wodurch es minderwertig wird.

Die Probleme in den Wäldern und auch in der Brucker Lache würden eindeutig vom Klimawandel kommen, sagt Wurm. Eine Farbskala, die die mittlere Temperatur seit 1881 zeigt, beweist deren kontinuierlichen Anstieg. Und dann hat Wurm auch noch ein Diagramm, das den verfügbaren Wasservorrat im Boden im Jahre 2018 zeigt.

Viele geschwächte Bäume in der Brucker Lache

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Gerade während der Vegetationsperiode von Mai bis Oktober war der extrem niedrig. Auch im letzten Jahr war das ähnlich. Wie sich das Trockenjahr 2018 auf den Kiefernbestand ausgewirkt hat, zeigt eine Klimarisiko-Karte des Forstbetriebs. Aus hochgerechneten Daten ist eine Risikokarte auch für die Jahre 2050 und 2100 erstellt worden. Diese Karten sehen dramatisch aus.

Es gibt auch Karten, die die vermutete natürliche Vegetation in Bayern in Abhängigkeit von der Temperaturentwicklung zeigen. Da gibt es dann bei einer Änderung von vier Grad Kelvin (entspricht etwa vier Grad Celsius) nur noch eine Vegetationsart und keinerlei Artenvielfalt mehr.

"Schon zwei Grad Erwärmung können wir wohl nicht mehr halten"

Das sieht nicht gut aus, denn Wurm meint: "Schon zwei Grad Erwärmung können wir wohl nicht mehr halten". Seit 20 Jahren beschleunige sich dieser Trend, und darum gebe es ein sehr hohes Risiko für alle Baumarten, sagt der Forstbetriebsleiter. Kein bislang bekannter heimischer Baum könne diesen Klimawandel überstehen.

Man schaut darum in Gegenden, die bereits ähnliche Klimaverhältnisse haben, wie sie bei uns erwartet werden. Zedernarten hat man bereits ausgemacht, die bei uns den Klimawandel wohl überstehen können. Derzeit werden aber vor allem die Esskastanie, die Flaumeiche, die Zerreiche und auch besondere Tannenarten gepflanzt, um die "Kiefernwüste" umzubauen.

In der Brucker Lache ist dieser Umbau bereits in etlichen Bereichen erfolgt. Dort scheint der Wald zumindest vorerst gerettet. Und dort, wo der Harvester sich durch den Wald gefressen hat, wird dann auch noch umgebaut. In der Hoffnung, dass die Brucker Lache auch im Jahre 2100 noch ein attraktives Naherholungsgebiet ist.

Verwandte Themen


Keine Kommentare