"Volksmusik" vom Feinsten am Dechsendorfer Weiher

23.7.2017, 16:15 Uhr

© Max Danhauser

Richtig Gas gaben gleich zu Beginn die vier Jungs von "Gankino Circus" aus Dietenhofen. Speziell Drummer Johannes Sens gab alles, zog sich während einer Nummer sogar beim Schlagzeugspielen aus und wieder an. Aber auch seine Bandkollegen Simon Schorndanner, Ralf Wieland und Maximilian Eder legten sich kräftig ins Zeug.

Die einzigen Franken des Abends unterhielten mit Songs wie "Für Mama" und "Hat sich denn der Wirt erhängt, weil er uns kein Bier einschenkt". Die Texte sind vielseitig, und natürlich schwingt immer Humor mit. Sie heißen nicht nur "Circus", sondern das, was sie auf die Bühne brachten, war tatsächlich ein großer Circus — das künstlerisch perfekt auf den Punkt gebrachte Chaos. Mit dem typisch fränkisch Grob-Charme hatten sich schnell das Publikum auf ihrer Seite, bereits bei der ersten Nummer klatschten einige Begeisterte eifrig mit.

Bayerisches Flair brachten dann Maximilian Paul Pongratz, Michael Christian von Mücke, Martin Anton von Mücke und Matthias Otto Meichelböck von "Kofelgschroa" auf die Bühne. Mit intelligenten Texten und vielfältigen Klängen präsentierten die vier Oberammergauer ihre Kombination von Traditionellem und modernerem Pop. Leider kam es infolge von technischen Probleme zu einem Stimmungsabfall bei den Festival-Besuchern, am Ende holten sich die Musiker aber dennoch ihre gehörige Portion Beifall ab.

Satirisch und äußerst unterhaltsam brachte Hans Well, der ehemalige Kopf der "Biermößl Blosn", mit seinen Kindern Tabea, Sarah und Jonas eine eigene Kunstform auf die Bühne. Well und seine "Wellbappn" sind bissig, direkt, nehmen kein Blatt vor den Mund. Auch über Erlangen gab es ein paar Worte zu singen. Das "Blaualgenbiotop Franken", die Uni-Klinik oder die Bahnbaustelle am Schlachthof waren nur einige Themen, die die Künstler in ihrem Stück unterbrachten.

Politisch geht es bei den Wells sowieso immer wieder zu, nicht nur, wenn in einem ihrer Lieder Markus Söder Ministerpräsident von Mittelfranken wird, sondern auch wenn sie ein Lied den Nürnberger Berufsschülern widmen, die im Mai die Abschiebung eines Mitschülers verhindern wollten.

Zum dritten Mal: Haindling

Das Highlight des Abends war aber schließlich Haindling. Die Band um Hans-Jürgen Buchner gastierte bereits zum dritten Mal am Dechsendorfer Weiher. Sie brannte ein Feuerwerk ihres Repertoires ab und begeisterte damit von Anfang an. "Ein Schaf denkt nach", "Achtung, Achtung" und "Mond" zählen zwar zu den weniger bekannten Liedern der bayerischen Kult-Gruppe, kamen aber genauso gut an wie die anderen Songs. Spätestens als dann "Paula" erklang, hielt es nur mehr wenige Zuhörer auf ihren Sitzen.

Buchner ist ein humorvoller Mensch und zeigt das nicht nur in seinen Texten. Auch in den Zwischenmoderationen baut er ganz viel Witz mit ein und kommt dabei immer gut an. So abwechslungsreich wie bei Haindling sind selten Konzerte. Es gibt Lieder, die zum Tanzen, Mitklatschen und Mitsingen einladen, und es gibt auch ruhige, nachdenkliche Werke des Vollblutmusikers. "Das Ewige Lied" zum Beispiel lädt zum Schwelgen ein, der ein oder andere verfällt dabei sicherlich in Schwermut. Buchners Texte sind mahnend und echt — und sie machen nachdenklich.

Fehlen durften aber natürlich nicht die Klassiker wie "Rote Haar", "Irgendwie und Sowieso", "Lang scho nimmer g’sehn" oder "Bayern des samma mia". Gerade Letzteres — die wohl inoffizielle Hymne des Freistaates — wird aber missverstanden. Eigentlich, so schilderte Buchner mal, sei das Lied eher gegenteilig gemeint, daher seien die ganzen Bayern-Klischees auch so schreiend gesungen.

Zukunftsmusik für die Fans

Dass Haindling aber viel mehr als eine bayerische Klischee-Band ist, konnte das Publikum am Samstag hören. Nicht umsonst kann heuer das 35-jährige Bandjubiläum gefeiert werden. Die Fan dürfen sich aber auch auf einiges Neues freuen, verrät Buchner.

Er hat beispielsweise die Filmmusik für einen österreichischen Krimi gemacht, auch erscheint am 26. Oktober "Bayern Sagenhaft" von Josef Vilsmaier mit der Musik von Haindling. Ein Stück daraus durften sich die Konzertbesucher schon mal anhören.

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