Vom Mythos zur Ironie

13.8.2012, 11:05 Uhr
Vom Mythos zur Ironie

© Harald Hofmann

„Inside out“ lautet der Titel dieser Ausstellung. Und tatsächlich ist es gelungen, die zahlreichen Arbeiten in der kleinen Galerie des Kunstvereins unterzubringen, ohne dass die Räume überfüllt sind, nicht zuletzt durch ein geschicktes Arrangement, das Fußboden und Zimmerdecke einbezieht.

Was mit dem gemeinsamen Thema gemeint ist, lässt sich leicht erschließen: In den Werken wird die verborgene Innenwelt äußerlich ins Sichtbare verwandelt. Als Leitfaden sollte man das Motto freilich lieber nicht benutzen, zumal es nur eine Seite der Medaille beschreibt. „Inside out“ tritt nur im Zusammenhang mit seinem dialektischen Gegenpol auf: „Outside in“ bezeichnet die Wahrnehmung der Außenwelt, die sich in den Innenbildern der Fantasie spiegelt.

Das ist nicht unbedingt gegenständlich gemeint. Denn auch Bilder, die sich an den überlieferten Motiven fränkischer Landschaft orientieren, sind ja nur Spiegel der Erinnerung, die zur Wirklichkeit des Gegenstandes keinerlei Beziehung mehr haben. Umgekehrt schließen die beiden ungegenständlichen Collagen Elisabeth Hochleitners mit dem Gegensatz zwischen erzwungener Ordnung und anarchischer Freiheit an unmittelbare politische Gegenwart an.

Eine starre Grenze gibt es sowieso nicht. Und die Praxis der Übergänge charakterisiert besonders die plastischen Arbeiten. Die figürlichen Holzplastiken von Richard Bartsch sind gewiss am Erscheinungsbild der menschlichen Gestalt orientiert, aber das Gegenständliche ist zu Gunsten einer mythischen Bedeutung verschwunden. Wolfgang Kindel dagegen verzichtet in seinen Holzplastiken auf gegenständliche Assoziationen zu Gunsten organischer Formen. Eberhard M. Karl schließlich treibt in seinen Stahl- und Eisengebilden ein ironisches Spiel mit der Wirklichkeit.

Bevorzugt sind Mischformen aus klassischen Techniken. Ralf-Peter Begemanns „Landschaft“ ist eine aus beweglichen Teilen in den Raum ausgreifende Installation. Reiner F. Schulz überzieht den Galerieraum mit einer Installation, in der die kürzlich gefeierte Entdeckung der Higgs-Teilchen durch die Physik vollends als Rekonstruktion einer Märchenwelt erscheint.

Grundsätzlich gilt, dass der Ursprung der Kreativität eher im Spielerischen als im Konzeptionellen zu finden ist. Das Spiel aber ist, wie der große Spieltheoretiker Friedrich Schiller herausgefunden hat, eine Quelle der Freiheit, die sich über die Gesetze der Notwendigkeit hinwegsetzt. Gesetze sind aber auch die in der Kunst entwickelten Techniken und formalen Prinzipien, deren Grenzen durch freie Kreativität immerzu überschritten und erweitert werden. Ungestraft ignorieren kann man sie allerdings nicht.

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